ARD und ZDF zerschlagen? – mit Tom Bohn

28. Nov. 202424 Kommentare

Neutral berichten und alle relevanten Meinungen abbilden? Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland tut genau das Gegenteil seines Auftrags. ARD und ZDF agieren politisch einseitig und verweigern den echten Diskurs. Meinungsvielfalt findet nicht statt, Andersdenkende werden diffamiert. Der Tatort-Regisseur und Journalist Tom Bohn ist ein Kind der Öffentlich-Rechtlichen. Und kritisiert die Entwicklung harsch. Aufgeben will er den ÖRR allerdings nicht…reformieren schon. Ein Streitgespräch über den teuersten Staatsfunk der Welt.

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Milena Preradovic

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Interview mit Tom Bohn (deutsch)

Milena Preradovic: Warum müssen wir eigentlich zwangsweise Hunderte Euro im Jahr bezahlen, um einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu finanzieren, der sein Geld vorwiegend für fette Pensionen ausgibt? Der bei großen Themen gerne mal die Hälfte der Fakten unterschlägt und mit der anderen Hälfte versucht, unsere Meinung zu manipulieren – ganz im Sinne der Herrschenden. Und sind wir nicht willig, dann werden wir auch noch von unserem eigenen Geld beschimpft. Erziehung statt Journalismus – und das für 10 Milliarden Euro im Jahr. Die Reichen zahlen dem teuersten Staatsfunk der Welt allerdings nicht. Und der will jetzt noch mehr Geld erstreiten. Was tun mit diesem System, das seinen eigentlichen Auftrag komplett ignoriert? Mein Gast ist Insider. Jetzt bei Punkt Preradovic. Hallo Tom Bohn, schön, dass du da bist.

Tom Bohn: Hallo Milena, vielen Dank, dass ich da sein darf. Aber sehr.

Milena Preradovic: Gerne. Ich stell dich kurz vor: Du bist Fernseh- und Filmregisseur, Drehbuchautor, Journalist, Werbefilmer und Festivalveranstalter. Du hast in den 80er-Jahren beim ZDF und beim Bayerischen Rundfunk als Journalist gearbeitet. Als Werbefilmer hast du in Cannes, beim weltweit größten Festival für Werbefilme, zwei goldene und zwei silberne Lions gewonnen. Seit 1993 führst du auch bei Fernsehfilmen Regie und schreibst Drehbücher – hauptsächlich für den Tatort, aber auch für andere Fernseh- und Kinofilme, zusammen mit Heiner Lauterbach. 2015 hast du mit ihm das Snowdance Independent Film Festival in Landsberg am Lech gegründet, das du auch leitest. Inzwischen findet das Festival in Essen statt. Von 2020 bis 2022 warst du für die FDP im Stadtrat von Landsberg am Lech. Und bei der viel diskutierten Aktion „Alles dicht machen“ warst du an der Vermittlung von Schauspielern beteiligt. Ähm, hast du den ARD-Talk von Karin Miosga mit dem grünen Kanzlerkandidaten Habeck gesehen?

Tom Bohn: Ich wusste, ich wusste, dass du mir diese Frage stellst. Dass sie direkt am Anfang kommt, überrascht mich jetzt doch. Ja, ich habe reingeschaut – aber nur kurz. Und dann habe ich gedacht, ich gucke mir das lieber nicht bis zu Ende an! Mir tat da die Frau Miosga auch ein bisschen leid, weil sie sich der Wirkung von Herrn Habeck offensichtlich nicht so entziehen konnte, wie man sich das eigentlich bei einer objektiven Journalistin wünschen würde. Das ist mein persönlicher Eindruck, ja.

Milena Preradovic: Ich könnte aber auch sagen: Solche Fragen bereitet man ja vorher vor – bevor man in die strahlenden Augen guckt. Na ja, egal. Es waren wenig kritische Fragen dabei, überhaupt keine Frage zu diesen unzähligen Beleidigungsanzeigen, mit denen Habeck Bürger überzieht – bei denen dann sogar um 6:00 Uhr morgens mal die Polizei vor der Tür steht. Dafür viele verliebte Blicke. Der Habeck hat es drauf – und kümmert sich jetzt in Küchengesprächen um die Bürger, besucht sie an ihrem Küchentisch. Nur, als alter Werbefilmer: Wie authentisch ist das?

Tom Bohn: Also ich denke mal, es ist Scripted Reality. Das heißt letztendlich, dass es vorher schon mal so ein bisschen aufgezeichnet wurde – was fragt er, wie fragt er, wer ist das, das wurde genau recherchiert, auf wen stößt er da. Das hat ja nun mit authentisch nicht viel zu tun, aber das kann man auch letztendlich verantworten, weil es ist ja Werbung. Und es ist Werbung für einen Polit-Spot. Ich denke nur, auf der anderen Seite: Erstens mal ist es durchsichtig – man sieht relativ präzise, was er macht, wie er es macht und wie es angelegt ist. Und ich denke mal, wenn er so weitermacht und das jetzt schon startet, wird sich das bis zur Wahl verpuffen. Also, wenn ich jetzt als Werber reden darf: Er ist viel zu früh damit rausgekommen, es ist zu durchsichtig – und wenn er damit weitermacht, irgendwie fünf, sechs Wochen, kann es keiner mehr sehen.

Milena Preradovic: Ja, jetzt sagt aber der prominente Spieltheoretiker Christian Rieck, dass am Ende Habeck lacht, weil zum Schluss nur seine schönen Fotos im Kopf bleiben – von denen ja viele im Umlauf sind. Und die Inhalte der Diskussionen seien bis zur Wahl längst vergessen. Ist das denn nicht auch so?

Tom Bohn: Das glaube ich nicht. Ich denke mal, das kann man mit einer Spaghettisorte und einer Nudelsoße so machen – da ist das dann wirklich so. Aber ich meine, der Herr Habeck hat ja nun einiges auch als Politiker gemacht und verantwortet. Und ich glaube, das spüren wir natürlich auch alle im täglichen Leben so ein bisschen. Also ich meine, wir haben wirtschaftliche Probleme en masse – das wird er mit einem Lächeln nicht wegkriegen. Und ich denke mal, die Leute sind nicht so blöd, wie viele denken. Ich glaube, dass das schon sehr, sehr gewirkt hat, was da in den letzten zwei, drei Jahren passiert ist. Und ich denke mal, da kann er so viele Küchentische besuchen, wie er will – da kommt er nicht über die gute Linie drüber.

Milena Preradovic: Dann noch mal zurück zu den Öffentlich-Rechtlichen. Das ist ja unser Hauptthema. Wie gut fühlst du dich dort informiert – bei ARD und ZDF?

Tom Bohn: Ja, das ist ein längeres Thema. Also ich meine, du hast ja am Anfang gesagt, ich habe als Journalist da gelernt. Und ich muss dazu sagen: Ich habe immer Diskussionen auch über dieses öffentlich-rechtliche Fernsehen. Und man rechnet mir auch immer wieder an, dass ich sehr kritisch bin, auch dem ÖR gegenüber. Aber diese Kritik kommt ja auch irgendwo her. Und diese Kritik habe ich gelernt – eben gerade beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Das waren andere Zeiten. Also, ich meine: Dieter Kronzucker, der Hajo Friedrichs, oder was weiß ich, der Dieter Lueg oder Castorf, wie sie alle heißen – das waren ja Superjournalisten. Und die waren immer mein Vorbild. Und das waren halt Leute, die sehr kritisch gedacht haben und das auch beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk so verbreitet haben. Und da habe ich gelernt – und dementsprechend bin ich auch geschult im Gucken und im Anschauen. Und ich muss sagen, dass mir das, was da so abläuft, in den letzten fünf, sechs Jahren zunehmend weniger gefällt. Weil ich glaube, dass es nicht objektiv ist, sondern dass es eben so ein bisschen gesetzt ist auf politische Themen, die sehr stark mit der Regierung und dem, was im Regierungsprogramm steht, abgestimmt sind. Und das verstehe ich nicht. Und dementsprechend – so leid mir das auch tut: Ich bin ein Kind des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, und ich liebe den auch. Auf eine gewisse Art und Weise ist das inzwischen eine verzweifelte Liebe, aber ich komme damit zunehmend schlechter klar. Da hast du völlig recht, ja.

Milena Preradovic: Hast du mal mit Verantwortlichen dort über diesen Mangel an Meinungsvielfalt und Neutralität gesprochen?

Tom Bohn: Ja, ja, sehr oft. Also, ich habe – um es jetzt mal direkt zu sagen – auch per Nahm. Ich war bei Henrik Streeck auf dem Geburtstag eingeladen, da habe ich Tom Buhrow getroffen, der fast zur gleichen Zeit in Washington unterwegs war wie ich, damals als junger Journalist.

Milena Preradovic: Also der WDR-Intendant.

Tom Bohn: Der WDR-Intendant, ja. Ich weiß, der hat einen sehr schlechten Ruf – aber in gewissen Kreisen. Ich mag den sehr gerne, weil er ein guter Typ ist. Mit dem kannst du einfach reden. Ich habe mich auch zu ihm hingesetzt und gesagt: „Hallo, Tach.“ Und dann gleich „Tom, Tom“, und wir haben lange miteinander geredet. Und ich habe ihm auch gesagt: „Warum passiert diese Einseitigkeit im Sender? Warum ist die ARD nicht breiter aufgestellt, was gewisse Meinungen angeht? Warum bedient ihr immer nur dieses eine Narrativ – also das rot-grüne, meiner Ansicht nach? Warum geht ihr nicht mal wieder wie früher auf andere Narrative ein und stellt sie gegeneinander?“ Und Tom Buhrow – und da möchte ich gar nicht zu viel verraten – hat mir auch gesagt, dass ihm das auch auffällt. Er ist aber Intendant, sagt er, und er kann sich nicht in die Redaktion seines Senders einmischen. Und das ist eine Tendenz – die wissen wenige Leute: Der Intendant ist nicht in erster Linie für Programme und die Ausrichtung eines Senders verantwortlich. Das ist er natürlich auch, aber in erster Linie ist er Repräsentant. Er muss also dafür sorgen, dass der Laden läuft. Ich habe aber bei Tom Buhrow zum Beispiel ein sehr starkes Verständnis für meine Position gefunden. Und ich kenne auch – jetzt ohne zu viele Namen nennen zu wollen – Verantwortliche in der Tagesschau, auch von früher, die einen sehr, sehr guten Job machen, die aber auch immer wieder an ihre eigenen Grenzen stoßen, weil sie sagen: „Es ist zurzeit einfach nicht zu machen.“ Ja, aber…

Milena Preradovic: Ich meine, dass der Intendant nichts zum Programm zu sagen hat – das ist, glaube ich, auch ein bisschen an den Haaren herbeigezogen. Der Fisch stinkt ja oft vom Kopf. Oder meistens.

Tom Bohn: Das ist richtig, das sieht von außen so aus. Ich kann mich noch an eine Sache erinnern: Ich war junger Regisseur, und es ging um den Sendeplatz vom Tatort, mit dem ich nicht zufrieden war. Ich habe gesagt: „Ich gehe jetzt zum damaligen Fernsehspielchef vom SWR, Dietrich Mack – übrigens auch ein guter Kopf – und beschwere mich.“ Ich meinte, der Tatort müsse da und da hin, und dahinter müsse noch eine Diskussion, usw. Und da hat er gesagt: „Ja, der Intendant wird sich da aber nicht einmischen, weil der muss sehen, dass er uns die nötigen Mittel besorgt, damit wir arbeiten können. Der muss uns nach außen hin vertreten.“

Milena Preradovic: Aber so ein Sendeplatz ist was anderes als eine generelle politische Ausrichtung. Zum Beispiel: Sie erfüllen ja ihren eigenen Auftrag nicht.

Tom Bohn: Ja, natürlich – das ist unbestritten. Und ich glaube auch, dass das sehr oft gesehen wird. Aber wie gesagt, es sind die Strukturen in dem Sender an sich. Man stellt sich das immer so vor, dass der Intendant dann kommt und sagt: „So wird es gemacht.“ Das ist aber nicht so.

Milena Preradovic: Klar, dass er nicht reinrennt und sagt: „Jetzt müsst ihr dieses und jenes machen.“ Aber es geht um die grundsätzliche – sagen wir mal – Führung eines Senders, um die Positionierung.

Tom Bohn: Absolut. Die Frage ist ja einfach: Woher kommt es? Lass uns das doch mal darauf aufziehen. Woher kommt es, dass es diese Einseitigkeit gibt? Und wieso ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk offensichtlich doch so – in Anführungszeichen – linientreu geworden, wie er jetzt eigentlich ist? Sie richten sich – und da sind wir ja einer Meinung – sehr stark nach der Politik aus und nicht mehr nach dem Bürger. Also: Wer gerade das Sagen hat in Berlin und in den Ländern, der hat ein offenes Ohr. Und alles andere, was von woanders herkommt, ist irgendwie abgeschrieben. Und das hängt mit der Finanzierung zusammen. Ich glaube, das ist das große Problem. Die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, so wie sie gerade läuft, ist suboptimal. Das muss sich ändern. Erstens mal ist es zu viel, was sie kriegen. Und zweitens ist die GEZ eine Sache, die einfach vollkommen veraltet ist und überhaupt nicht mehr geht. Wenn du als verantwortlicher Redakteur oder Intendant oder Abteilungsleiter weißt, dass du dein Geld für dich und deine Projekte von der Politik bekommst, wirst du einen Teufel tun – und das ist nur menschlich –, dich gegen diese Politik zu stellen. Und je mehr der Druck von außen steigt und je mehr du auf die Entscheidung der Politik angewiesen bist, desto eher wirst du deren Positionen vertreten. Das ist das Problem.

Milena Preradovic: Aber eigentlich zahlen wir das ja.

Tom Bohn: Genau, das ist der Punkt. Und das ist es, was dieses unsympathische Bild ausmacht bei vielen, die politisch jetzt nicht auf Regierungslinie sind oder nicht auf der Linie der Altparteien – was in einer Demokratie überhaupt kein Problem sein sollte, denke ich. Diese Leute fühlen sich einfach nicht mehr repräsentiert und sagen: „Warum bezahle ich so viel Geld jeden Monat für eine Einrichtung, die politische Meinungen vertritt, die ich nicht mehr gut finde?“ Und das können sie ja gerne machen. Ich kenne viele, die sagen: „Lass sie doch alle ihr Ding machen, lass sie rot-grün denken.“ Ist ja auch völlig okay. Kann ja jeder denken, wie er will.

Milena Preradovic: Warum sollen wir dafür zahlen?

Tom Bohn: Warum sollen wir dafür bezahlen und uns dann noch selber ins Fleisch schneiden? Das ist es, was gerade ein Riesenproblem macht.

Milena Preradovic: Und was schlägst du vor? GEZ weg – und was dann?

Tom Bohn: Ich würde Folgendes machen: Ich würde erstmal verschlanken. Und ich würde es wirklich radikaler machen, als das, was jetzt gerade diskutiert wird. Ich würde den…

Milena Preradovic: …Förmchen, das gerade umschwirrt, wo sie überlegen, ob sie Arte und 3sat zusammenschließen?

Tom Bohn: Und das ist zu wenig. Es wird sich auch nicht durchsetzen können – oder es wird nur eine Zeit lang halten, dann geht es weiter. Ich meine, wenn man es wirklich reformieren will, muss man… Also, ich bin mir über eines klar – und das sage ich ganz ehrlich: Ich möchte weiter einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben. Ich sage dir auch gleich, warum. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass ich ihn gerne haben möchte. Und ich würde ihn auch versuchen, durch schwierige Zeiten zu bringen. Das haben sie bei der BBC ja auch geschafft – oder sie sind noch dabei. Hat ja auch geklappt. Also: Ich würde versuchen – das ZDF zum Beispiel… Es gibt ja zwei große Blöcke: ARD und ZDF. Das ZDF ist ja später gekommen, war ja mal als Ausgleich gedacht von der CDU gegen den „linken“ Sender ARD. Die machen inzwischen völlig identisches Programm. Ich sehe da keinen Unterschied mehr – ganz ehrlich. Also ich kann, als jemand, der sich da auskennt, Brief und Siegel drauf geben. Ich habe da auch Diskussionen geführt. Ich kann es beweisen: Es ist eigentlich kein Unterschied mehr feststellbar. Ich denke, einer dieser beiden Sender sollte privatisiert werden. Hälfte weg. Das heißt: privatisieren heißt, du bietest diesen Sender privaten Anbietern an – also Leuten aus der Medienbranche, die sagen: „Okay, wir bieten.“ Und wir verkaufen diesen Sender.

Tom Bohn: Und der Sender an sich bleibt in dieser Form bestehen. Das ZDF hat ein sehr genaues und sehr präzises Publikum – das sind Leute über, ich sage mal, 65, 66, 67. Es ist also ein – in Anführungszeichen – „alter“ Sender. Kann man super mit Werbung generieren. Ich würde den als erstes rausschieben aus dem öffentlich-rechtlichen Programm. Der zweite Punkt: Die ARD, so wie sie dasteht, muss auf das zurückgefahren werden, was wichtig ist. Wir haben eine ganz tolle Länderaufteilung. Da ist Lokalpolitik drin, da sind lokale Ereignisse drin, über die berichtet wird – das ist für mich persönlich unverzichtbar. Und ich denke auch, dass das Erste mit seinen Politsendungen, wenn sie da mal ein bisschen ausgewogener – oder stark ausgewogener – sein sollten, auch einen gewissen Mehrwert hat. Das ist eine Grundbasis. Diese Grundbasis kann man ohne eine GEZ über die Steuer finanzieren. Das heißt: Wenn der Staat sagt „Wir wollen einen öffentlich-rechtlichen Sender haben“ – was sie ja alle wollen –, dann müssen sie auch dafür sorgen, dass sie ihn bezahlen – in der Grundebene. Das ist gar nicht so viel. Und jeder, der sagt: „Okay, ich möchte noch Arte sehen, ich möchte noch einen Tatort sehen, ich möchte noch, was weiß ich…“ – dann gibt’s einen Tatort-Channel. So wie es uns jetzt gerade Netflix und wie es Amazon und Apple TV vormachen.

Tom Bohn: Kann man dazubuchen. So, dann liegt die Entscheidung bei mir: Will ich das sehen oder will ich das nicht sehen? Will ich den Sport sehen oder will ich ihn nicht sehen? Die Grundversorgung übernimmt der Staat. Und wenn mir jetzt jemand sagt: „Ja, wir haben sowieso kein Geld“, sage ich: Wir haben genügend Geld – wir geben es halt einfach nur in die falsche Richtung aus. Das wäre so mein Gedanke. Und ich denke, dann wäre auch die Akzeptanz größer bei den Leuten, die sagen: „Okay, ich habe nicht jeden Monat irgendwie 18,99 € auf dem Konto, die mir abgebucht werden“ – wie viel es jetzt gerade ist, weiß ich gar nicht. Ich hätte nicht jedes Jahr die Diskussion, oder alle zwei Jahre, dass es wieder teurer wird. Ich lese nicht dauernd in der Zeitung, dass sie das alles nicht finanzieren können. Sondern ich wüsste: Ich habe eine Grundversorgung – die kann ich mir anschauen oder nicht. Aber ich kann mir dazubuchen. Ich kann mir Politik dazubuchen – meinetwegen live aus dem Parlament. Oder ich kann mir Arte dazubuchen, ich kann mir 3sat dazubuchen oder wie die Sender alle heißen. Und dann wäre das für mich eine Lösung, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk über die Zeit kommen könnte – meiner Meinung nach.

Milena Preradovic: Ja. Nun sind aber öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Politik extremst verstrickt. Journalisten werden Regierungssprecher. Und was machen sie noch? Sie moderieren ununterbrochen irgendwelche Geschichten für die Regierung oder für den Staat, haben also ordentliche Nebeneinkünfte. Es ist schon so ein richtiges Gewurschtel. Und die Politiker sitzen in den Rundfunkräten. Es ist eine enge Verflechtung. Wie willst du das denn entwirren – mal ganz realistisch betrachtet?

Tom Bohn: Weißt du, was ich da gerade gesagt habe, ist ja Theorie. Und dass das realistisch umsetzbar ist – also quasi eine Utopie –, ist mir schon klar. Aber man muss sich trotzdem, wenn man kritisiert, wenigstens mal Gedanken machen: Wie sähe es denn gut aus? Und deswegen habe ich mir mal die Mühe gemacht und überlegt, was möglich wäre. Diese Verbindungen, die wirklich teilweise sehr unglücklich sind – das muss ich wirklich dazu sagen – gibt es auf gewissen Ebenen natürlich. Ich kenne aber auch andere – das sage ich ausdrücklich –, die mit einer anderen Meinung sehr wohl beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeiten. Und zu denen gehöre ich zum Beispiel. Oder: Ich habe lange dazugehört. Ich mache jetzt gerade eine Pause, weil ich mich um ein Filmfestival kümmere. Aber ich habe auch in Redaktionssitzungen gesessen und habe Sachen von mir gegeben, die da eigentlich nicht so gut angesehen waren. Ich habe trotzdem meine Tatorte gedreht.

Milena Preradovic: Und was hast du zum Beispiel gesagt?

Tom Bohn: Das ist ja lustig. Ich bin ja schon lange dabei. Vor 30 Jahren habe ich mich sehr intensiv mit der Gründung der Grünen beschäftigt und fand das toll – dass da Umweltpolitik gemacht wird und so weiter. Damals war halt alles noch massiv grünfeindlich. Und mir wurde dann auch mal gesagt: „Willst du in die Politik? Willst du bei den Grünen arbeiten?“ Es wurde dann auch darauf geachtet, dass ich nicht in jedem meiner Filme in irgendeiner Weise über Pappbecher herziehe oder irgendwas anderes. Klar. Aber das wurde toleriert. Heute ist es so: Ich bin ein Liberaler und war bei der FDP aktiv. Und ich denke – im Vergleich zu vielen anderen – auch weiter rechts. Das sage ich ganz offen. Ist mir auch egal, was die Leute darüber denken. Ich bin nicht bei der AfD, aber ich bin liberal-konservativ eingestellt – momentan jedenfalls. Und diese Meinung lässt man mir auch. Das ist überhaupt kein Problem.

Milena Preradovic: Weißt du, du sagst, du hast dich vor 30 Jahren, als die Grünen gegründet wurden, für sie eingesetzt. Wir waren uns damals aber auch darüber klar, dass vor 30 Jahren eine ganz andere Meinungsvielfalt herrschte. Das Spektrum war einfach viel größer.

Tom Bohn: Die Toleranz war größer. Die Toleranz war wirklich größer. Und das gehörte irgendwo auch dazu. Ich habe ja eben ein paar Namen genannt – da waren Kienzle und Hauser zum Beispiel. Das war ein tolles Format, was da unterwegs war. Da standen sich zwei Positionen gegenüber, die haben sich gestritten – und jeder hat mit Freude und Interesse zugeschaut und fand das ganz großartig. Das ist heute nicht mehr so. Ich erinnere mich: Ich habe einmal in einer Tatort-Besprechung gesagt – da ging es um Rechtsradikale – ob man die wirklich immer als Täter zeigen muss. Oder ob man nicht auch mal mit einem falschen Verdacht auf einen Rechtsradikalen arbeiten und das dann am Ende auflösen könnte. Es war eine harte Diskussion. Ich sagte: Das muss man auch mal machen. Man kann nicht immer nur Rechtsradikale als Täter zeigen. Man muss auch mal eine falsche Fährte legen. Jeder denkt, es war er – und dann war er es nicht. Und es wurde dann tatsächlich auch so gemacht und genauso gedreht. Und in der Diskussion wurde auch über die AfD geredet, ob das alles Rechtsradikale seien. Ich habe gesagt: „Es sind Rechtsradikale dabei – aber es sind nicht alle rechtsradikal.“

Tom Bohn: Das ist so. Ich kenne genügend Leute aus dem Osten, bei denen ich sage: Das sind alles andere als Rechtsradikale. Das sind Protestwähler – und die Situation erinnert mich total an die Zeit damals bei den Grünen, als jeder, der grün war, als linksradikal galt. Das war auch Mist. War auch nicht richtig. Und in dieser Besprechung habe ich dann mal gesagt: „Ich habe interessehalber mal das Buch von der Weidel gelesen.“ Die hat ja ein Buch geschrieben. Und da wurde ich entsetzt angeguckt: „Wieso liest du so ein Buch?“ Ich habe gesagt: „Ich muss doch wissen, wer mein politischer Gegner ist, wenn ich mit ihm diskutieren will.“ Ja, aber das hatte dann schon wieder so ein Ankratzen. „Ja, der Bohn hat das Buch von der Weidel gelesen – vielleicht wählt der ja heimlich AfD.“ Und ich habe gesagt: „Bullshit. Lasst mich doch lesen, was ich will. Lasst mich sagen, was ich will, ohne mich gleich in irgendeine rechtsradikale Ecke zu stellen.“ Das war furchtbar.

Milena Preradovic: Ja, ja. Aber wenn man sich heute die Fiktion anschaut – also viele Krimis –, es gibt ja fast nur noch Krimis bei ARD und ZDF, da wird ideologisch geframed, was das Zeug hält. Ich meine: Kaum noch ein Krimi ohne die bösen Rechten oder ohne lange Erklärungen von Klimaschützern. Da frage ich mich: Was hat das mit der Geschichte zu tun? Und dann natürlich diese komplett ausgewogene Verteilung von weißen, schwarzen, gelben Schauspielern, unterschiedlichsten Sexualitäten… Gibt das irgendjemand vor? Oder weiß man als Drehbuchautor schon, wo man hinmuss?

Tom Bohn: Du stellst sehr unangenehme Fragen.

Milena Preradovic: Na ja – die Schere im Kopf.

Tom Bohn: Die ist ja begründet. Ja, ich meine natürlich… Also sagen wir mal so: Wenn ich heute einen Tatort machen möchte und ich würde etwas gegen die sexuelle Vielfalt schreiben, brauche ich gar nicht weiterschreiben. Weiß ich selbst, ja. Habe ich aber auch nicht das Bedürfnis dazu, weil ich bin für sexuelle Vielfalt – und ich denke, jeder sollte…

Milena Preradovic: Aber du musst dann ja auch die Kommissare so besetzen, oder? Die müssen ja heute irgendwie paritätisch aufgestellt sein.

Tom Bohn: Da widerspreche ich. Also müssen muss man gar nichts. Man kann sich auch streiten – und das tue ich auch immer wieder. Und das habe ich auch mit Freude gemacht. Ich bin auch immer wieder mit gewissen Themen durchgekommen, ja. Aber ich war halt irgendwo ein bisschen auch der Paradiesvogel, das muss ich schon dazu sagen – ganz logisch.

Milena Preradovic: Wie frei bist du in deinen Drehbüchern, wenn du da sitzt und schreibst? Hast du nicht auch schon mal die Schere im Kopf, wo du denkst: „Oh, das könnte Ärger geben“?

Tom Bohn: Ja klar, natürlich. Aber das sage ich dir ganz ehrlich: Das ist bei jedem Sender so. Wenn ich zum Beispiel bei RTL irgendwas schreibe und weiß, die haben Coca-Cola als Werbepartner – und ich schreibe etwas über die Schädlichkeit von Coca-Cola –, dann brauche ich gar nicht weiterschreiben. Das ist überall so.

Milena Preradovic: Wobei RTL inzwischen auch so ähnlich wie die Öffentlich-Rechtlichen politisch agiert. Ich bin ja so alt, ich erinnere mich noch an den Tatort-Kommissar Schimanski. Wir sind ja beide Kinder des Ruhrpotts – dieser pöbelnde und politisch unkorrekte Kommissar, der seine Fälle in Düsseldorf gelöst hat. So ein Schimanski wäre heute doch gar nicht mehr möglich, oder?

Tom Bohn: Also, ich weiß es nicht. Ich arbeite die ganze Zeit schon daran. Ich habe mal in einem Interview gesagt: Gerade deshalb – weil es ja auch die Aufgabe des Kreativen ist, provokativ zu sein –, müssen wir das wieder machen. Das, was der Götz George damals gemacht hat… Ich weiß noch genau, wie oft der „Scheiße“ und „Arschloch“ gesagt hat – und sich am nächsten Tag alle drüber aufgeregt haben. Weißt du noch?

Milena Preradovic: Ja klar, das weiß ich noch ganz genau.

Tom Bohn: Großartig! Und ich meine, man muss sowas natürlich auch wieder machen. Man darf sich da nicht zu sehr in all diese Einschränkungen fügen. Ich glaube, dass wir diese Chance immer noch haben. Und ich glaube auch, dass man – wenn man die richtige Zeit erwischt – wieder mit provokanten Stoffen rauskommen kann. Das ist zurzeit schwierig, ganz klar. Denn diese, wie ich finde, übertriebene Furcht vor allem, was irgendwie nicht dem Mainstream entspricht oder falsch verstanden werden könnte – das ist das Problem. „Es könnte falsch verstanden werden.“ Diese Angst lähmt natürlich und ist für jeden Kreativen eine Zumutung. Na ja.

Milena Preradovic: Aber hast du wirklich den Eindruck, es wird schon wieder besser? Ich finde, es wird schlimmer. Also bei Sprache, bei Themen, bei Meinungen – das nimmt doch eher zu.

Tom Bohn: Ich widerspreche dir da mal.

Milena Preradovic: Du hast schon mal eine Flasche Champagner gegen mich verloren.

Tom Bohn: Ja, ich weiß. Deshalb bin ich jetzt ganz vorsichtig und formuliere das auch sehr vorsichtig – noch eine Steilvorlage für jemand anderen. Ich glaube, dass du natürlich auch im öffentlich-rechtlichen Bereich – wie in jedem anderen Bereich – auf Dogmatiker triffst. Das ist einfach so. Du brauchst nur an die Unis zu schauen, da gibt’s die en masse. Die gibt’s in der Politik, die gibt’s überall – und natürlich auch beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Da gibt’s Kollegen, wo ich genau weiß: Da brauche ich gar nicht anzufangen. Aber – und das sage ich ausdrücklich – es gibt auch andere. Es gibt Leute, die sich viele Gedanken machen. Das wird halt in der Presse nicht groß thematisiert. Und auch nicht in den sozialen Medien.

Milena Preradovic: Weil sie es nicht sagen.

Tom Bohn: Ja, sie können es zurzeit nicht sagen.

Milena Preradovic: Auch nicht.

Tom Bohn: Ich kann es ja. Ich sitze ja hier und sage es ja gerade. Und ich meine, ich will ja auch weiterhin Filme machen. Wenn ich jetzt sagen würde: „Ach, das ist alles gar nicht so“, dann würde ich genau das bedienen, was du gerade sagst. Aber ich sage das Gegenteil. Ich sage: Es geht noch. Und ich schimpfe ja auch ordentlich. Und trotzdem bin ich nicht der Meinung, dass ich mich damit rausschieße – auch nicht aus dem öffentlich-rechtlichen Kosmos.

Milena Preradovic: Warten wir’s mal ab.

Tom Bohn: Ja, ich habe da kein Problem mit. Es war immer schon aufregend, eine eigene Meinung zu haben und sie offensiv zu vertreten. Aber ich glaube an die alten Werte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ich habe das gelernt – von Hajo Friedrichs zum Beispiel, den ich mal im ZDF-Studio in Washington getroffen habe, bei Dieter Kronzucker, wo ich damals ein Praktikum gemacht habe. Das werde ich nie vergessen. Da kam Hajo Friedrichs – damals war er Repräsentant in New York – und hat sich mit Kronzucker unterhalten. Ich durfte bei so einem Gespräch dabei sein. Die haben sich gestritten. Und Hajo Friedrichs hat damals einen Satz gesagt, der mir nie aus dem Kopf gegangen ist: „Dieter, es geht darum, dass wir berichten, was wir recherchiert haben – und nicht unsere Meinung sagen. Die Meinung müssen sich die Zuschauer selbst bilden. Unsere Aufgabe ist es, so zu berichten, dass sie sich eine eigene Meinung bilden können.“

Milena Preradovic: Heute wird der Hajo-Friedrichs-Preis an genau die anderen vergeben. Es hat sich alles verändert. Hajo Friedrichs ist tot. Dieter Kronzucker ist alt. Ich habe auch mal eine Sendung mit ihm gemacht – liebe Grüße, falls du uns hier siehst! Ja, wir sind ja alle nicht mehr da. Jetzt sind da Leute wie Georg Restle. Der ist der Monitor-Chef – der Chef des Politmagazins Monitor –, der jetzt gerade wieder… Was hat er alles gesagt… Guck mal!

Tom Bohn: Guck doch mal! Also was den Restle angeht – ja, ich gucke Monitor, seit ich irgendwie laufen kann. Vorher war es der Bednarz. Der hat’s meiner Meinung nach auch sehr gut gemacht. Der Restle hat eine politische Meinung. Und diese Meinung unterscheidet sich erstmal von meiner – und vermutlich auch noch grundsätzlicher von deiner. Und dementsprechend ist er mit seinem Magazin natürlich in der Schusslinie von genau den Leuten, die mit dem, was er da sagt, überhaupt nichts anfangen können. Das ist Fakt.

Milena Preradovic: Aber er hat jetzt auch nicht die Aufgabe, seine eigene politische Meinung in sein Magazin zu gießen.

Tom Bohn: Der Punkt ist: Das kann so lange gut gehen. Ein Magazin ist natürlich etwas anderes als eine Nachrichtensendung. Ein Magazin war ja immer schon ein bisschen freier. Aber das Problem ist nicht, dass Georg Restle seine Meinung sagt – die meiner Ansicht nach in vielen Punkten nicht mit meiner übereinstimmt. Das Problem ist, dass es keinen anderen gibt, der eine Sendung macht, die auch mal eine andere Meinung zeigt. Vielleicht eine Woche später. Aber es gibt sie nicht. Ich mache dem Restle überhaupt keinen Vorwurf, dass er seine Meinung sagt. Das ist ja sein Recht.

Milena Preradovic: Nee, nee, nee – ich mache ihm schon einen Vorwurf. Warum? Weil er – wie es im Staatsvertrag steht – allen relevanten Meinungen Raum geben müsste. Natürlich hat er diese Pflicht. Und er hat jetzt nicht nur seine Meinung vertreten, sondern z. B. bei ex Twitter die alternativen Medien unisono als Bullshit bezeichnet.

Tom Bohn: Ja, das habe ich mitbekommen.

Milena Preradovic: Er hat Twitter – also das ehemalige Twitter – als reine Propaganda- und Fake-News-Schleuder bezeichnet.

Tom Bohn: Ja, ich kenne ihn natürlich. Ich finde, was er macht… Ich muss sagen, ich finde seinen Mut, gegen bestimmte Dinge aufzustehen, durchaus bemerkenswert. Denn er macht sich eine Menge Feinde.

Milena Preradovic: Der sitzt doch fest im Sattel – und wird dafür in seinem Sender auch noch belohnt.

Tom Bohn: Nein. Ich denke, das Problem ist nicht, dass Georg Restle seine Sendung macht und gegen rechts oder konservativ argumentiert. Das Problem ist, dass es keine andere Sendung gibt, in der das Gegenteil passiert. Jetzt frage ich dich mal was: Wenn du eine Sendung hättest – ein Magazin, kein Nachtmagazin, wie es früher z. B. der Löwenthal gemacht hat, oder Lojewski beim BR –, würdest du dann auch hingehen und sagen: „Ich will nicht, dass der seine Sendung macht“?

Milena Preradovic: Man kann natürlich darüber diskutieren. Wenn zwei Sendungen da sind – die eine für diese Meinung, die andere für jene –, ist das okay. Aber ich persönlich verstehe den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ein bisschen anders: nämlich alle relevanten gesellschaftlichen Meinungen abzubilden.

Tom Bohn: Das schaffst du aber…

Milena Preradovic: Und wenn sie das nicht in einer Sendung schaffen, dann eben hintereinander in zwei. Tun sie aber nicht. Nein – im Gegenteil. Es wirkt ja eher so, als solle es genau so laufen, wie es läuft. Das ist doch kein Zufall.

Tom Bohn: Also ich glaube, dass das…

Milena Preradovic: Du glaubst, das sind Zufälle?

Tom Bohn: Nein, das sind Entwicklungen. Ich weiß, das klingt doof – und du wirst gleich wieder reingrätschen, ich kenne das ja von dir. Und du machst das ja auch sehr gut. Aber: Es sind Entwicklungen. Ich erkläre das gerne so: Warum sind in vielen wirtschaftlichen Bereichen heute Leute, die keine klaren Entscheidungen mehr treffen? Das ist doch sichtbar – auch in Redaktionen. Da kommt jemand rein, der hat eine bestimmte politische Haltung. Und diese Haltung ist bei Journalisten oder Kreativen nun mal oft eher links. Da kannst du nichts machen – das ist einfach so!

Milena Preradovic: Nein, das ist eben nicht einfach so. Sie werden inzwischen so eingestellt. Das ist kein Naturgesetz! Das passiert bewusst – Menschen mit einer bestimmten Haltung werden gezielt eingestellt.

Tom Bohn: Okay. Jetzt stell dir mal vor, du bekommst als Journalistin ein Angebot: „Wir brauchen eine ausgleichende Sendung – gegen Restle. Du bekommst den Sendeplatz nächsten Mittwochabend, einmal im Monat, politische Sendung.“ Dann weißt du genau: Wenn du den, den oder den mit Hornbrille einlädst – die werden die gleiche Haltung vertreten wie Restle. Aber wenn du andere einlädst, dann entsteht ein anderes Bild. Und dann sagst du als Verantwortliche: „Okay, das ist meine Sendung, das ist mein Projekt.“ Und dann entscheidest du natürlich. Das ist doch ganz menschlich. Du holst dir die Leute rein, mit denen du dich wohlfühlst. Und das passiert leider seit zu langer Zeit – sehr einseitig. Und genau das ist der Punkt: Die andere Seite, die andere politische Perspektive, kommt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk viel zu kurz.

Milena Preradovic: Viel zu kurz. Sie wird inzwischen regelrecht diffamiert. Das Wort „rechts“, das früher einfach das Pendant zu „links“ war, ist heute schon ein Synonym für „rechtsextrem“. Und das unter anderem auch durch die Öffentlich-Rechtlichen. Ich erinnere z. B. an die Wahlnacht in Thüringen, als die AfD gewonnen hat. Und dann kam der Kommentar der ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten, die diesen AfD-Erfolg mit dem Einmarsch der Nazis in Polen verglichen hat. Und es gab keinerlei Konsequenzen – nichts!

Tom Bohn: Wer sind denn „die“?

Milena Preradovic: Die Verantwortlichen des ZDF in diesem Fall – oder auch der ARD. Es kam nichts. Kein Widerspruch, kein Einwand. Nicht mal ein Geraune. Das heißt für mich: Das ist absolut okay für sie.

Tom Bohn: Was Geraune und interne Kritik angeht – das sieht von außen so aus, ja. Und es wird in Einzelfällen sicher auch so sein, dass jemand, der sich offensiv und massiv gegen rechts wendet, intern besser dasteht als jemand, der sich massiv gegen links äußert. Das ist ein Fakt. Aber ich kann dir aus 30, 40 Jahren öffentlich-rechtlicher Erfahrung sagen: Ein guter Redakteur, ein guter Chef stellt sich auch vor dich, wenn du mal Mist gebaut hast. Ich denke, dass Frau Schausten sehr wohl etwas gehört hat – das ging gar nicht. Und ich bin mir auch sicher, dass Frau Miosga nach ihrer Habeck-Sendung etwas gehört hat. Nur: Man lässt das nicht raus.

Tom Bohn: Wenn wir versuchen, ein gemeinsames Level zu finden – eins, bei dem wir nicht den Kopf schütteln, sondern uns zunicken –, dann kann man doch sagen: Jeder Mensch hat Gründe für seine politische Haltung. Und dass wir nicht alle die gleiche politische Meinung haben, ist doch gut! Der eine denkt mehr links, der andere mehr rechts. Einer linksradikal, der andere rechtsradikal – das ist für den einen oder anderen schwer zu ertragen. Aber jeder Mensch hat andere Erfahrungen gemacht. Und diese Erfahrungen führen eben zu bestimmten Haltungen.

Milena Preradovic: Und es gibt ein journalistisches Handwerk – das hat mit Kneipendiskussionen nichts zu tun. Es geht hier um Journalismus, finanziert vom Bürger, mit einem klaren Auftrag.

Tom Bohn: Da gebe ich dir völlig recht. Und ich finde auch, dass dieser Auftrag momentan nicht erfüllt wird. Ich habe mal am Bahnhof in Ostdeutschland gesessen. Da setzte sich jemand neben mich, sah meinen Koffer mit einem ARD-Aufkleber, und fragte: „Sind Sie bei der ARD?“ Ich sagte: „Ich bin freier Mitarbeiter.“ Dann sind wir in ein politisches Gespräch gekommen. Der Mann war aufgebracht, wirklich wütend.

Milena Preradovic: Und dann?

Tom Bohn: Er war sauer über die Einseitigkeit. Er sagte: „Ich fühle mich nicht repräsentiert.“ Und ich fragte ihn: „Stell dir mal vor, das wäre alles nicht linkslastig, sondern rechtslastig. Wärst du dann auch gegen die Abschaffung der ARD?“ Und er schaute mich an und sagte: „Nö. Warum?“ Ich sagte: „Siehst du? Es ist doch das Gleiche.“ Und das ist genau der Punkt. Wir müssen versuchen…

Milena Preradovic: Es geht ja nicht darum, links oder rechts zu sein. Der Auftrag ist, nicht links zu sein und nicht rechts zu sein. Der Auftrag ist, alle relevanten Meinungen nebeneinanderzustellen, dem Bürger die Entscheidung zu überlassen, seine Meinung zu bilden – und im besten Fall sogar zwischen diesen Meinungen zu vermitteln.

Tom Bohn: Aber…

Milena Preradovic: Nicht…

Tom Bohn: Aber genau deswegen musst du beide Meinungen abbilden.

Milena Preradovic: So. Und jetzt haben wir das lange genug hin und her geredet.

Tom Bohn: Im Moment bilden wir nur eine Meinung ab – und das ist die, die eher links steht. Und das ist das Problem. Und wenn wir anfangen, auch… und das habe ich auch…

Milena Preradovic: Es geht auch nicht – Tom, ich muss dich einmal unterbrechen – es geht auch nicht nur darum, dass dort nur linke Meinungen geäußert werden, sondern dass die anderen, die eine andere Meinung haben, ganz offen diffamiert werden. Ja, in diesen Sendungen. Das heißt, man grenzt einen Teil der Leute, die das alles selber finanzieren, aus – und man beschimpft sie sogar. Sie werden in Beiträgen als dumm dargestellt, sie werden als rechtsradikal dargestellt und ähnliches. Das geht weit über eine unausgewogene Berichterstattung hinaus. Das kann man doch nicht schönreden.

Tom Bohn: Das ist richtig. Ich würde es nur nicht so generell formulieren. Wie gesagt, ich kenne auch andere, die das nicht tun. Aber ja, es kommt immer wieder vor – und das ärgert mich auch.

Milena Preradovic: Immer wieder? Ich schaue diese Sendungen rauf und runter – wirklich. Es ist…

Tom Bohn: Dann hast du eine andere Wahrnehmung. Ich weiß das. Ich habe mich zum Beispiel auch über die Tagesschau geärgert, als sie immer wieder dieselben Klimaberichte gebracht haben. Immer wieder, immer wieder. Jeder weiß: Ja, das Klima verändert sich. Vermutlich hat es auch mit CO₂ zu tun – ganz klar. Aber immer wieder diese eine Richtung, immer wieder dieselben Narrative – das nervt einfach.

Milena Preradovic: Das ist unstrittig, mein Lieber.

Tom Bohn: Ich weiß, ich habe das auch recherchiert. Es gibt da verschiedene Meinungen, und ich lasse auch jede zu. Aber es ist eben immer dieselbe Richtung, immer wieder – und das ermüdet. Ich bin der Meinung: Wenn wir einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben, dann müssen wir ihn abspecken. Ich halte nach wie vor viel davon, das ZDF zu privatisieren.

Milena Preradovic: Das kann sich doch keiner leisten – bei den ganzen Pensionszahlungen!

Tom Bohn: Da täuschst du dich. Ich glaube…

Milena Preradovic: Die haben Rücklagen für Pensionszahlungen in Höhe von zwei Milliarden Euro. Die müssen so viel zahlen – das kann sich kein Mensch leisten. Und dazu kommt: Sie wollen ja jetzt sogar vors Bundesverfassungsgericht ziehen – ARD und ZDF – um eine weitere Gebührenerhöhung zu erstreiten. Sie sind jetzt bei zehn Milliarden. Es ist der teuerste Rundfunk der Welt – und sie wollen noch mehr! Sie brauchen das Geld, weil sie diese unfassbaren Pensionen zahlen. Zum Beispiel für deinen Freund Tom Buhrow. Und all die anderen Funktionäre. Es geht auch darum, dass viele von denen mit fetten Kisten und Chauffeuren durch die Gegend fahren. Teilweise haben sogar technische Direktoren eigene Fahrer! Das ist doch…

Tom Bohn: Das habe ich so noch nicht erlebt. Ich weiß, dass Intendanten manchmal gerne selber fahren – und das auch tun. Aber ein technischer Direktor mit Fahrer? Habe ich persönlich noch nicht gesehen. Vielleicht du – ich nicht. Aber ich verstehe natürlich dein Argument. Ich verstehe die Aufregung über die Kosten. Und ich finde es auch sehr ungeschickt, dass jetzt ausgerechnet mit einer Klage weitergemacht wird. Das halte ich für dumm – wirklich dämlich, gerade in der aktuellen Lage. Und ich glaube, wir müssen uns sehr wahrscheinlich damit abfinden, dass es im Moment keine Lösung gibt. Und ich muss mich leider auch damit abfinden, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk immer unbeliebter wird. Das gefällt mir überhaupt nicht. Deswegen sage ich ja was – ich bin ein Kind des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dazu bekenne ich mich. Ich habe dort unglaublich viel gelernt – auch, kritisch zu sein. Ich bin ja auch bei Twitter aktiv, und ich habe mich während Corona relativ weit aus dem Fenster gelehnt, das weißt du – und habe mich sehr kritisch geäußert.

Milena Preradovic: Aber dem öffentlich-rechtlichen Kind ging es da ja gut.

Tom Bohn: Nein, aber diese kritische Auseinandersetzung habe ich gelernt. Auch bei Themen wie Kriege auf der Welt. Ich habe mich immer bemüht, meine Meinung klar darzustellen – so wie sie ist. Ich habe mich nicht einfach dem Mainstream angepasst, nur weil es gerade bequem war. Und ich habe dadurch beruflich keinerlei Nachteile gehabt.

Milena Preradovic: Du nicht. Aber viele andere haben diese Nachteile gehabt. Ich meine: Einer ist zum Beispiel von der MedUni geflogen…

Tom Bohn: Der Professor?

Milena Preradovic: Andreas Sönnichsen, ja.

Tom Bohn: Aber der war doch nicht beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, oder?

Milena Preradovic: Nein, ich rede nicht nur über Öffentlich-Rechtliche. Ich rede über Menschen, die sich geäußert haben – und Nachteile erlitten haben.

Tom Bohn: Also…

Milena Preradovic: Ja, eben. Es geht nicht nur um dich. Es geht darum, dass andere wirklich ihren Job verloren haben.

Tom Bohn: Ich kenne niemanden, der beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk rausgeflogen wäre.

Milena Preradovic: Ole Skambraks ist rausgeflogen.

Tom Bohn: Der beim SWR?

Milena Preradovic: Ja. Der war bei mehreren Sendern – auch beim SWR. Und er hat dann einen offenen Brief geschrieben, in dem er sich beklagt hat, dass es an Neutralität fehlt, dass Meinungen unterdrückt werden. Das war sein Abschied. Also: So kann man das nicht einfach wegwischen. Es ist ein Unterschied, ob du gefeierter Tatort-Regisseur bist – einer, der längst etabliert ist – oder ob du Redakteur in der aktuellen Redaktion bist. Das ist ein riesiger Unterschied. Die anderen halten eben die Schnauze. Bestrafe einen, erziehe Hunderte – das ist ein bekanntes Prinzip. Und es passt perfekt zu dem Delegitimierungs-Narrativ des Verfassungsschutzes, zu den neuen Gesetzen, zu den Meldestellen, die Frau Faeser jetzt überall aufstellen will – wo selbst unterhalb der Strafbarkeitsgrenze gemeldet werden soll. Das ist doch…

Tom Bohn: Das hat jetzt nichts direkt mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu tun – und ich finde das auch beschissen, wenn ich das mal so sagen darf.

Milena Preradovic: Doch, es greift ineinander. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist für mich der verlängerte Arm genau dieser Politik – weil er dieses Prinzip selbst lebt. Zum Beispiel: Beim Öffentlich-Rechtlichen arbeiten in den aktuellen Redaktionen überwiegend freie Mitarbeiter. Und beim NDR gab es eine interne Umfrage zum Arbeitsklima. Da haben mehr als 30 Prozent dieser Freien angegeben, dass sie sich nicht trauen, ihre Meinung zu sagen – aus Angst um ihren Job.

Tom Bohn: Der NDR ist ein sehr spezieller Fall.

Milena Preradovic: Norddeutscher Rundfunk.

Tom Bohn: Ja, NDR. Ich weiß, welchen Bericht du meinst – das kam aus einem Vortrag von Ole Skambraks im Bundestag. Ich kenne das auch. Es herrscht ein Klima der Angst, das ist mir nicht fremd. Ich kenne viele, die beim Öffentlich-Rechtlichen arbeiten – aber auch bei den Privaten – und die den Mund halten, wenn sie anders denken. Weil sie wissen: Das könnte ihr letzter Tag sein.

Tom Bohn: Ich persönlich habe nie den Mund gehalten. Ich bin auch ein paar Mal schief angeschaut worden, aber ich konnte meine Tatorte trotzdem drehen. Und ich bin wirklich kritisch – du weißt das. Ich sage auch: „Das finde ich scheiße.“ Und ich sage das auch in Besprechungen. Ich sage, wenn ich etwas nicht so schreiben oder drehen möchte. Ich sage auch öffentlich, dass ich mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk – speziell was die Nachrichtensendungen betrifft – im Moment nicht einverstanden bin. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass ich deswegen geächtet bin oder nicht mehr zum Zug komme.

Milena Preradovic: Weil du nicht in der Informationsabteilung arbeitest.

Tom Bohn: Na ja – Tatort ist schon ein großer Bereich. Da schauen acht, neun Millionen Menschen zu. Jedenfalls bei mir. Da wird schon sehr genau hingeschaut, ob alles korrekt ist, ob Minderheiten nicht verletzt werden usw. Und trotzdem mache ich manchmal Dinge, die anecken. Ich glaube aber, dass bei mir jetzt mit 65 Jahren sowieso bald die Uhr abläuft – bei den Sendern und beim Tatort. Das ist auch logisch. Ich finde es richtig, dass jetzt viele Jüngere drankommen. Das ist total okay. Als ich jung war, war ich auch sehr aktiv und habe „Alte“ rausgedrängt, die damals Regie geführt haben. Jetzt bin ich halt dran. Aber das hat nichts mit meiner Meinung zu tun.

Tom Bohn: Und ich finde es übrigens auch richtig – das sage ich hier ausdrücklich –, dass jetzt gezielt auch Regisseurinnen gefördert werden. Früher war es ja immer der „Regisseur“. Als ich angefangen habe, gab es kaum Regisseurinnen. Ich finde es sehr wichtig, dass das jetzt normaler wird.

Milena Preradovic: Gesellschaftliche Entwicklung finde ich sehr wichtig – aber man muss das jetzt auch nicht überhöhen.

Tom Bohn: Aber ich finde es richtig, weißt du. Und natürlich betrifft mich das auch. Das heißt, ich werde wahrscheinlich künftig nicht mehr so viel machen können wie früher – vielleicht. Es hat einerseits mit dem Alter zu tun – ich bin jetzt 65 – und andererseits sind jetzt auch die Frauen mal am Zug. Und das finde ich gut. Es gibt inzwischen wirklich viele sehr gute Kolleginnen.

Milena Preradovic: Klar, die einen sind gut, die anderen sind gut. Ich bin nur keine Freundin davon, jetzt zu sagen: Ab jetzt sollen nur noch Frauen den Tatort machen.

Tom Bohn: Nein, das habe ich auch nicht gesagt. Habe ich nie gesagt. Ich bin ein alter weißer…

Milena Preradovic: …Mann.

Tom Bohn: Genau. Und dazu stehe ich auch. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Milena Preradovic: Jetzt haben wir das Thema ganz gut ausdiskutiert. Du warst ja in der Corona-Zeit an der Aktion #allesdichtmachen beteiligt – also dieser sehr viel diskutierten Aktion, bei der du Schauspieler vermittelt hast, die dann in kleinen, ironischen Filmchen die harten Lockdown-Maßnahmen kommentiert haben. Der Aufschrei war groß – in den Medien, überall. Manche Schauspieler haben ihre Videos später wieder zurückgezogen. Warum eigentlich?

Tom Bohn: Tja, das frage ich mich auch.

Milena Preradovic: Da muss doch eine gewisse Angst vor Repressalien der Grund gewesen sein – das ist jedenfalls mein erster Gedanke.

Tom Bohn: Ja, also ich möchte da nicht für die Kollegen sprechen, die ihre Beiträge zurückgezogen haben. Sie werden ihre Gründe gehabt haben – und die respektiere ich auch.

Milena Preradovic: Du hast es nicht mitbekommen?

Tom Bohn: Doch, doch – ich habe sehr wohl mitbekommen, wie das abgelaufen ist. Ich weiß auch, wer wie reagiert hat…

Milena Preradovic: Und was die Gründe waren?

Tom Bohn: Ja… Ich sage es mal so: Das klingt jetzt vielleicht etwas hart, und ich entschuldige mich im Vorfeld bei meinen Kolleginnen und Kollegen – ich will niemandem zu nahe treten. Aber ein Schauspieler ist letztlich ein sehr sensibler Mensch. Empfindsam. Und viele haben – auch wenn sie das nicht gerne hören – nicht das dicke Fell oder das Rückgrat, um solche massiven Angriffe unbeschadet durchzustehen. Sie machen sich dann schnell Vorwürfe, zweifeln an sich. Und sie sind vom Publikum abhängig. Wenn man ihnen das Gefühl gibt, dass sie danebenlagen, dann wirkt das. Im Theater gilt ja die alte Weisheit: Du spielst ein Stück, das du liebst – aber wenn zwei Vorstellungen hintereinander das Publikum buht, hast du das Gefühl, du hast Mist gebaut. Schauspieler sind extrem abhängig von der Reaktion des Publikums.

Milena Preradovic: Und natürlich auch vom Job – wie alle.

Tom Bohn: Genau. Und wenn du das Gefühl hast, du hast dich verrannt – etwas gesagt oder getan, das falsch war – dann knicken viele schnell ein. Sie haben in diesen Clips ihr Gesicht hingehalten. Und sie haben Aussagen getroffen, die sehr konträr zum damaligen öffentlichen Konsens standen. Der Mut, das überhaupt zu machen, wiegt für mich schwerer, als das spätere Zurückziehen. Die Art und Weise, wie sie angegangen wurden – diese extrem heftige, wie ich finde, berechnete Reaktion der Medien und auch vieler Menschen –, das war für mich die übelste Reaktion, die diese Gesellschaft Künstlern gegenüber zeigen konnte. Da war keine Toleranz. Kein Verständnis.

Milena Preradovic: Ob es die Gesellschaft war – oder eher die Politik und vor allem die Medien. Das war eine konzertierte Medienkampagne. Das ist schon noch ein Unterschied.

Tom Bohn: Es hat einer angefangen, dann sind alle aufgesprungen. Ich würde das nicht unbedingt als konzertierte Aktion bezeichnen – für viele kam das ja überraschend. Am Anfang war die Reaktion ja sogar…

Milena Preradovic: Drei Tage nach meinem Interview im März 2020 gab es eine konzertierte Aktion in allen deutschen Leitmedien gegen Bodo Schiffmann. Drei Tage. Ich würde vorsichtig sein mit der Vorstellung, dass da immer nur einer vom anderen abschreibt.

Tom Bohn: Ja, ich weiß. Ich bin nur jemand, der nicht hinter jedem Vorgang gleich eine Verschwörung wittert. Ich glaube an gesellschaftliche Mechanismen…

Milena Preradovic: Aber Verschwörungen gibt es! Nur so am Rande: Sie existieren.

Tom Bohn: Klar. Darüber können wir gerne mal unter vier Augen sprechen.

Milena Preradovic: Aber generell war die gesamte Kunst- und Kulturszene in der Corona-Zeit – und auch beim Krieg – größtenteils ruhig. Oder sie hat sich lautstark auf die Seite der Regierung geschlagen. Auch viele Künstler haben Ungeimpfte stark diffamiert. Sogar Punker wie Campino wollten nur noch reine 2G-Konzerte. Wie erklärst du dir das? Hat das mit Abhängigkeit zu tun?

Tom Bohn: Nee. Also, wir waren ja unterwegs. Ich war z. B. bei den großen Demos der sogenannten Querdenker dabei. Ich war bei Alarmstufe Rot – das war eine Initiative aus der Veranstaltungsbranche, von Künstlern und Schauspielern. Da hat sogar Herbert Grönemeyer gesprochen. Viele haben sich da gegen die Maßnahmen und die Schließung der Kulturszene gewandt. Es war eine riesige Demonstration in Berlin. Also: Es ist nicht so, dass alle geschwiegen haben. Aber ich gebe dir recht – ich war überrascht über viele, die ich anders eingeschätzt hatte. Von denen ich dachte, sie würden den Mund aufmachen. Wir als kritische Kreative – ich sage jetzt bewusst nicht „Künstler“, sondern „Kreative“ – waren eindeutig in der Minderheit. Und das hat mich ehrlich gesagt verunsichert. Denn: In guten Zeiten laut zu sein, das ist einfach. Protest-Konzerte, Statements – kein Problem. Aber in schwierigen Zeiten – wenn es um echte Grundrechte geht, um individuelle Freiheit – dann zu schweigen, das hat mich enttäuscht. In der Form, in der Größe – das hätte ich nicht erwartet. Und genau deshalb war diese Aktion #allesdichtmachen, bei der ich mitgewirkt habe, für mich ein positives Zeichen.

Milena Preradovic: Mensch Tom. Vielen Dank – vor allem für deine Innenansichten aus dem Moloch Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk.

Tom Bohn: So weit drin bin ich gar nicht. Ich bin Freiberufler und mache auch viele andere Sachen.

Milena Preradovic: Aber du kennst den Laden seit hundert Jahren, oder?

Tom Bohn: Also… hundert vielleicht nicht ganz. Zweihundert wären zu viel. Sagen wir: ein paar Jahrzehnte, ja.

Milena Preradovic: Ich bin gespannt, welche Reaktionen es gibt. Sag mir bitte Bescheid. Danke dir für das Gespräch.

Tom Bohn: Danke dir! Und ich finde: Wir zwei haben unterschiedliche Meinungen, wir haben sie diskutiert – ganz offen. Warum machen das nicht mehr Menschen so?

Milena Preradovic: Kein Problem.

Tom Bohn: Ich danke dir sehr.

Milena Preradovic: Ich danke dir.
Tja, Leute – was tun mit diesem öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Nicht mehr hinschauen ist wohl die einfachste Variante. Wenn die Quote sinkt, macht das die Bosse nervös. Viele Briefe und Mails zu schreiben – das macht im großen Stil Sinn.
Ich denke, sie müssen lernen, dass die Bürger weder Schafe noch Milchkühe sind, mit denen man Funktionärsgehälter bezahlt. Und natürlich: Die freien Medien als Gegenpol zu unterstützen – das macht absolut Sinn.
Ich wünsche euch eine gute Zeit – bis bald.

Interview with Tom Bohn (english)

Milena Preradovic: Why do we have to pay hundreds of euros a year to finance public broadcasting, which spends most of its money on fat pensions? Which likes to omit half the facts when it comes to big issues and tries to manipulate our opinion with the other half – entirely in line with the ruling class. And if we’re not willing, we get insulted with our own money. Education instead of journalism – and that for 10 billion euros a year. However, the rich don’t pay for the most expensive state broadcaster in the world. And now it wants even more money. What can we do about this system that completely ignores its actual mission? My guest is an insider. Now on Punkt Preradovic. Hello Tom Bohn, nice to have you here.

Tom Bohn: Hello Milena, thank you very much for having me.

Milena Preradovic: My pleasure. Let me introduce you briefly: You are a television and film director, screenwriter, journalist, advertising filmmaker, and festival organizer. You worked as a journalist for ZDF and Bayerischer Rundfunk in the 1980s. As an advertising filmmaker, you have won two gold and two silver Lions at Cannes, the world’s largest festival for advertising films. Since 1993, you have also been directing television films and writing screenplays – mainly for Tatort, but also for other television and cinema films, together with Heiner Lauterbach. In 2015, you founded the Snowdance Independent Film Festival in Landsberg am Lech with him, which you also direct. The festival now takes place in Essen. From 2020 to 2022, you were a member of the FDP in the city council of Landsberg am Lech. And you were involved in casting actors for the much-discussed “Alles dicht machen” (“Close everything down”) campaign. Um, did you see Karin Miosga’s ARD talk show with the Green Party’s candidate for chancellor, Habeck?

Tom Bohn: I knew, I knew you were going to ask me that question. I’m surprised it came right at the beginning, though. Yes, I tuned in—but only briefly. And then I thought, I’d better not watch it to the end! I felt a little sorry for Ms. Miosga because she obviously couldn’t escape Mr. Habeck’s influence as much as one would expect from an objective journalist. That’s my personal impression, yes.

Milena Preradovic: But I could also say: Questions like that are prepared in advance – before you look into those beaming eyes. Oh well, never mind. There were few critical questions, and no questions at all about the countless defamation suits Habeck is filing against citizens – who even have the police knocking on their doors at 6:00 in the morning. Instead, there were lots of adoring glances. Habeck has got it down – and now he’s taking care of citizens in kitchen conversations, visiting them at their kitchen tables. But as an old advertising filmmaker, how authentic is that?

Tom Bohn: Well, I think it’s scripted reality. That means that it was probably recorded beforehand – what he asks, how he asks, who he asks, who he encounters – all of that was carefully researched. It doesn’t have much to do with authenticity, but ultimately you can justify it because it’s advertising. And it’s advertising for a political spot. I just think, on the other hand: First of all, it’s transparent – you can see relatively precisely what he’s doing, how he’s doing it, and how it’s set up. And I think if he continues like this and starts now, it will fizzle out by the time the election comes around. So, if I may speak as an advertiser: he came out with it far too early, it’s too transparent – and if he continues with it for another five or six weeks, no one will be able to see it anymore.

Milena Preradovic: Yes, but now the prominent game theorist Christian Rieck says that Habeck will have the last laugh because in the end, it’s only his beautiful photos that will remain in people’s minds – and there are many of them in circulation. And that the content of the discussions will be long forgotten by the time the election comes around. Isn’t that the case?

Tom Bohn: I don’t think so. I think you can do that with a type of spaghetti and a pasta sauce – then it’s really true. But I mean, Mr. Habeck has also done a lot as a politician and taken responsibility for things. And I think we all feel that a little bit in our daily lives. I mean, we have economic problems galore – he’s not going to get rid of them with a smile. And I don’t think people are as stupid as many people think. I believe that what has happened in the last two or three years has had a very, very big impact. And I think he can visit as many kitchen tables as he likes – he’s not going to get over the line.

Milena Preradovic: Let’s get back to public broadcasting. That’s our main topic. How well do you feel informed by ARD and ZDF?

Tom Bohn: Yes, that’s a long topic. I mean, you said at the beginning that I learned there as a journalist. And I have to say that I always have discussions about public television. And people always hold it against me that I’m very critical, including of public broadcasting. But that criticism comes from somewhere. And I learned this criticism – precisely from public broadcasting. Those were different times. I mean, Dieter Kronzucker, Hajo Friedrichs, or Dieter Lueg or Castorf, whatever their names were – they were super journalists. And they were always my role models. They were people who thought very critically and spread that attitude in public broadcasting. And that’s where I learned – and that’s how I’ve been trained to look and observe. And I have to say that I’ve increasingly disliked what’s been going on there over the last five or six years. Because I don’t think it’s objective, but rather that it’s a bit biased towards political issues that are very much in line with the government and its agenda. And I don’t understand that. And so, as sorry as I am to say it, I am a child of public broadcasting, and I love it. In a way, it’s become a desperate love, but I’m finding it increasingly difficult to cope with. You’re absolutely right, yes.

Milena Preradovic: Have you ever spoken to anyone in charge there about this lack of diversity of opinion and neutrality?

Tom Bohn: Yes, yes, very often. Well, to be honest, I’ve also done so in person. I was invited to Henrik Streeck’s birthday party, where I met Tom Buhrow, who was in Washington at almost the same time as me, back when I was a young journalist.

Milena Preradovic: So the director of WDR.

Tom Bohn: The director of WDR, yes. I know he has a very bad reputation – but only in certain circles. I like him a lot because he’s a good guy. You can just talk to him. I sat down next to him and said, “Hello, hi.” And then right away, “Tom, Tom,” and we talked for a long time. And I also asked him, „Why is there such one-sidedness at the station? Why isn’t ARD more diverse when it comes to certain opinions? Why do you always just serve up this one narrative – the red-green one, in my opinion? Why don’t you go back to the old way of presenting different narratives and pitting them against each other?“ And Tom Buhrow – and I don’t want to give too much away here – told me that he’s noticed this too. But he’s the director, he says, and he can’t interfere with his station’s editorial staff. And that’s a trend – few people know this: the director is not primarily responsible for a station’s programming and direction. Of course he is, but first and foremost he is a representative. So he has to make sure the shop runs smoothly. But I’ve found that Tom Buhrow, for example, has a very strong understanding of my position. And I also know – without wanting to name too many names – people in charge at Tagesschau, including from the past, who do a very, very good job, but who also repeatedly come up against their own limits because they say, “It’s just not possible at the moment.” Yes, but…

Milena Preradovic: I mean, the director has no say in the program—I think that’s a bit far-fetched. The fish often stinks from the head down. Or at least most of the time.

Tom Bohn: That’s right, that’s how it looks from the outside. I can still remember one thing: I was a young director, and I wasn’t happy with the time slot for Tatort. I said, “I’m going to go to the head of television drama at SWR, Dietrich Mack – who was also a good guy, by the way – and complain.” I said that Tatort had to be shown at such-and-such a time, followed by a discussion, etc. And he said, “Yes, but the director won’t get involved in that because he has to make sure we get the resources we need to do our work. He has to represent us to the outside world.”

Milena Preradovic: But a time slot is different from a general political orientation. For example, you’re not fulfilling your own mandate.

Tom Bohn: Yes, of course – that’s undisputed. And I also think that’s very often the case. But as I said, it’s the structures within the broadcaster itself. You always imagine that the director comes in and says, “This is how it’s going to be done.” But that’s not how it works.

Milena Preradovic: Of course he doesn’t just walk in and say, “Now you have to do this and that.” But it’s about the fundamental—let’s say—management of a station, about its positioning.

Tom Bohn: Absolutely. The question is simply: Where does it come from? Let’s explore that. Where does this one-sidedness come from? And why has public broadcasting obviously become so—in quotation marks—“loyal to the party line” as it actually is now? They are very strongly oriented toward politics and no longer toward the citizens—and we agree on that. So whoever is in charge in Berlin and in the states has an open ear. And everything else that comes from elsewhere is somehow written off. And that has to do with funding. I think that’s the big problem. The way public broadcasting is funded right now is suboptimal. That has to change. First of all, they get too much. And secondly, the GEZ is something that is completely outdated and no longer works at all. If you’re a responsible editor or director or department head and you know that you get your money for yourself and your projects from politics, you’ll do everything in your power – and that’s only human – not to oppose that politics. And the more pressure there is from outside and the more you depend on political decisions, the more likely you are to represent their positions. That’s the problem.

Milena Preradovic: But we’re the ones paying for it.

Tom Bohn: Exactly, that’s the point. And that’s what creates this unsympathetic image among many people who are not politically aligned with the government or the established parties – which I don’t think should be a problem in a democracy. These people simply no longer feel represented and say, “Why am I paying so much money every month for an institution that represents political opinions that I no longer agree with?” And they are free to do so. I know many people who say, “Let them all do their thing, let them think red-green.” That’s perfectly fine. Everyone is entitled to their opinion.

Milena Preradovic: Why should we pay for it?

Tom Bohn: Why should we pay for it and then cut our own throats? That’s what’s causing such a huge problem right now.

Milena Preradovic: And what do you suggest? Get rid of the GEZ—and then what?

Tom Bohn: I would do the following: I would streamline it first. And I would do it more radically than what is currently being discussed. I would…

Milena Preradovic: …the idea that’s floating around right now, where they’re considering merging Arte and 3sat?

Tom Bohn: And that’s not enough. It won’t be able to prevail – or it will only last for a while, then it will continue. I mean, if you really want to reform it, you have to… Well, I’m clear about one thing – and I’ll be completely honest: I want to continue to have public broadcasting. I’ll tell you why. I’m assuming that I want it. And I would also try to get it through difficult times. They managed to do that at the BBC – or they’re still working on it. It worked out in the end. So, I would try – ZDF, for example… There are two big blocks: ARD and ZDF. ZDF came later and was originally intended by the CDU as a counterweight to the “left-wing” broadcaster ARD. Now they produce completely identical programs. I honestly don’t see any difference anymore. As someone who knows the industry well, I can vouch for that. I’ve had discussions about it. I can prove it: there’s actually no difference anymore. I think one of these two stations should be privatized. Half gone. That means privatizing means offering the station to private providers—people from the media industry who say, “Okay, we’ll bid.” And we sell the station.

Tom Bohn: And the station itself remains in its current form. ZDF has a very specific and very precise audience—people over, let’s say, 65, 66, 67. So it’s an “old” station, in quotation marks. It’s great for generating advertising revenue. I would be the first to push it out of public broadcasting. The second point: ARD, as it stands, needs to be scaled back to what is important. We have a great division of responsibilities between the federal states. It includes local politics and local events, which are reported on – for me personally, that’s indispensable. And I also think that the first channel, with its political programs, would have a certain added value if they were a little more balanced – or much more balanced. That’s a basic foundation. This basic foundation can be financed through taxes without a GEZ. That means: if the state says, “We want to have a public broadcaster” – which is what they all want – then they also have to make sure they pay for it – at a basic level. It’s not that much. And anyone who says, “Okay, I want to watch Arte, I want to watch Tatort, I want to watch whatever else…” – then there’s a Tatort channel. Just like Netflix is doing right now and Amazon and Apple TV are showing us.

Tom Bohn: You can add it on. Then the decision is mine: Do I want to watch that or not? Do I want to watch sports or not? The state provides the basic service. And if someone says to me, “Yes, but we don’t have any money,” I say, “We have enough money – we’re just spending it in the wrong place.” That’s what I think. And I think that would also increase acceptance among people who say, “Okay, I don’t have €18.99 in my account every month to be debited” – I don’t even know how much it is right now. I wouldn’t have the discussion every year, or every two years, that it’s getting more expensive again. I wouldn’t constantly be reading in the newspaper that they can’t finance it all. Instead, I would know that I have basic service—which I can choose to watch or not. But I can add extras. I can add politics – live from parliament, for all I care. Or I can add Arte, I can add 3sat or whatever all the channels are called. And then that would be a solution for me, how public broadcasting could survive over time – in my opinion.

Milena Preradovic: Yes. But public broadcasting and politics are extremely intertwined. Journalists become government spokespeople. And what else do they do? They continuously present stories for the government or the state, so they have a decent side income. It’s a real mess. And the politicians sit on the broadcasting councils. It’s a close-knit network. How do you intend to untangle that – realistically speaking?

Tom Bohn: You know, what I just said is theory. And I realize that it’s not realistic – it’s basically a utopia. But when you criticize something, you have to at least think about what would be a good alternative. That’s why I took the trouble to consider what might be possible. These connections, some of which are really unfortunate—I have to say that—do exist at certain levels, of course. But I also know others—and I say this emphatically—who have a different opinion and work very well in public broadcasting. I am one of them, for example. Or: I was one of them for a long time. I’m taking a break right now because I’m working on a film festival. But I’ve also sat in editorial meetings and said things that weren’t really well received. I still got to shoot my episodes of Tatort.

Milena Preradovic: And what did you say, for example?

Tom Bohn: That’s funny. I’ve been around for a long time. Thirty years ago, I was very involved in the founding of the Green Party and thought it was great – that environmental policy was being made and so on. Back then, everything was still very anti-green. And I was asked, “Do you want to go into politics? Do you want to work for the Greens?” Care was taken to ensure that I didn’t bash paper cups or anything else in any of my films. Of course. But that was tolerated. Today, I’m a liberal and was active in the FDP. And I think – compared to many others – I’m also further to the right. I say that quite openly. I don’t care what people think about it. I’m not in the AfD, but I am liberal-conservative – at least at the moment. And people allow me to have that opinion. It’s not a problem at all.

Milena Preradovic: You say you supported the Greens when they were founded 30 years ago. But we were also aware that 30 years ago, there was a completely different diversity of opinion. The spectrum was simply much broader.

Tom Bohn: There was greater tolerance. There really was greater tolerance. And that was part of it, too. I just mentioned a few names – Kienzle and Hauser, for example. That was a great format. Two opposing positions faced each other, they argued – and everyone watched with pleasure and interest and thought it was great. That’s no longer the case today. I remember once in a Tatort meeting – it was about right-wing extremists – I asked whether they really always had to be portrayed as the perpetrators. Or whether it might be possible to work with a false suspicion of a right-wing extremist and then resolve it at the end. It was a tough discussion. I said: You have to do that sometimes. You can’t always show right-wing extremists as the perpetrators. Sometimes you have to throw people off the scent. Everyone thinks it was him – and then it wasn’t. And that’s actually how it was done and filmed. The discussion also touched on the AfD and whether they were all right-wing extremists. I said, “There are right-wing extremists among them – but they’re not all right-wing extremists.”

Tom Bohn: That’s right. I know enough people from the east who I would say are anything but right-wing extremists. They are protest voters – and the situation reminds me a lot of the time back then with the Greens, when anyone who was green was considered a left-wing radical. That was also rubbish. It wasn’t right either. And in this meeting, I said, “I read Weidel’s book out of interest.” She wrote a book, you know. And everyone looked at me in horror: “Why would you read a book like that?” I said, “I need to know who my political opponents are if I want to discuss things with them.” Yes, but that had a negative connotation. “Yes, Bohn read Weidel’s book – maybe he secretly votes for the AfD.” And I said, “Bullshit. Let me read what I want. Let me say what I want without immediately being labeled a right-wing extremist.” It was awful.

Milena Preradovic: Yes, yes. But if you look at fiction today – I mean, a lot of crime shows – there’s almost nothing but crime shows on ARD and ZDF, and they’re ideologically framed to the hilt. I mean, there’s hardly a crime show without the evil right-wingers or long explanations from climate activists. I ask myself: What does that have to do with the story? And then, of course, there’s this completely balanced distribution of white, black, and Asian actors, different sexualities… Does someone dictate that? Or do screenwriters already know where they have to go?

Tom Bohn: You’re asking very uncomfortable questions.

Milena Preradovic: Well, yes – the censorship in our heads.

Tom Bohn: That’s justified. Yes, I mean, of course… Let’s put it this way: if I wanted to write a Tatort episode today and I wrote something against sexual diversity, I wouldn’t need to write any further. I know that myself, yes. But I don’t feel the need to do so because I am in favor of sexual diversity—and I think everyone should be…

Milena Preradovic: But then you also have to cast the detectives accordingly, right? They have to be represented equally in some way today.

Tom Bohn: I disagree. You don’t have to do anything. You can argue about it – and I do that all the time. And I’ve enjoyed doing so. I’ve always gotten away with certain topics, yes. But I was also a bit of an oddball, I have to say – which is only logical.

Milena Preradovic: How free are you in your scripts when you sit down to write? Don’t you ever feel censored, where you think, “Oh, that could cause trouble”?

Tom Bohn: Yes, of course. But I’ll be completely honest with you: it’s the same at every broadcaster. For example, if I’m writing something for RTL and I know they have Coca-Cola as an advertising partner, and I write something about the harmful effects of Coca-Cola, then I don’t need to write any further. It’s the same everywhere.

Milena Preradovic: Although RTL now acts politically in much the same way as the public broadcasters. I’m old enough to remember the Tatort detective Schimanski. We’re both children of the Ruhr region – that rowdy and politically incorrect detective who solved his cases in Düsseldorf. Someone like Schimanski wouldn’t be possible today, would he?

Tom Bohn: Well, I don’t know. I’m working on it all the time. I once said in an interview that precisely because it’s the job of creative people to be provocative, we have to do it again. What Götz George did back then… I remember exactly how often he said “shit” and “asshole” – and how everyone got upset about it the next day. Do you remember?

Milena Preradovic: Yes, of course, I remember that very well.

Tom Bohn: Great! And I think you have to do that kind of thing again, of course. You can’t let yourself be too constrained by all these restrictions. I believe we still have that opportunity. And I also believe that if you catch the right moment, you can come out with provocative material again. That’s difficult at the moment, obviously. Because I think the problem is this exaggerated fear of anything that doesn’t conform to the mainstream or could be misunderstood. “It could be misunderstood.” This fear is naturally paralyzing and an imposition on anyone who is creative. Well, yes.

Milena Preradovic: But do you really think things are getting better again? I think they’re getting worse. In terms of language, topics, opinions—it’s definitely on the rise.

Tom Bohn: I have to disagree with you there.

Milena Preradovic: You’ve already lost a bottle of champagne to me.

Tom Bohn: Yes, I know. That’s why I’m being very careful now and phrasing it very carefully – I don’t want to give anyone else an easy target. I think that in the public sector, as in any other sector, you’re bound to encounter dogmatists. That’s just the way it is. You only have to look at universities, they’re everywhere. They’re in politics, they’re everywhere – and of course in public broadcasting too. There are colleagues where I know exactly that there’s no point even trying. But – and I want to emphasize this – there are others too. There are people who think a lot about these things. It’s just not something that gets much attention in the press. Or on social media.

Milena Preradovic: Because they don’t say it.

Tom Bohn: Yes, they can’t say it at the moment.

Milena Preradovic: Not either.

Tom Bohn: I can. I’m sitting here saying it right now. And I mean, I want to continue making films. If I were to say, “Oh, it’s not like that at all,” then I would be doing exactly what you’re saying. But I’m saying the opposite. I’m saying: It’s still okay. And I do rant and rave. But I don’t think that means I’m shooting myself in the foot – not even in the public broadcasting world.

Milena Preradovic: Let’s wait and see.

Tom Bohn: Yeah, I don’t have a problem with that. It’s always been exciting to have your own opinion and to defend it aggressively. But I believe in the old values of public broadcasting. I learned that from Hajo Friedrichs, for example, whom I once met in the ZDF studio in Washington, at Dieter Kronzucker’s, where I was doing an internship at the time. I’ll never forget it. Hajo Friedrichs came in—he was the representative in New York at the time—and talked to Kronzucker. I was allowed to be there during that conversation. They argued. And Hajo Friedrichs said something that has never left my mind: “Dieter, it’s about reporting what we’ve researched – not expressing our opinion. Viewers have to form their own opinions. Our job is to report in such a way that they can form their own opinions.”

Milena Preradovic: Today, the Hajo Friedrichs Prize is being awarded to exactly the opposite people. Everything has changed. Hajo Friedrichs is dead. Dieter Kronzucker is old. I once did a show with him – best regards, if you’re watching! Yes, none of us are here anymore. Now there are people like Georg Restle. He’s the head of Monitor – the political magazine Monitor – who’s just now again… What did he say… Look!

Tom Bohn: Look! As for Restle – yes, I’ve been watching Monitor since I could walk. Before that, it was Bednarz. I think he did a very good job too. Restle has a political opinion. And that opinion differs from mine – and probably even more fundamentally from yours. And accordingly, with his magazine, he is naturally in the firing line of precisely those people who can’t relate to what he says at all. That’s a fact.

Milena Preradovic: But it’s not his job to pour his own political opinions into his magazine.

Tom Bohn: The point is: that can work for a while. A magazine is, of course, different from a news program. Magazines have always been a bit freer. But the problem isn’t that Georg Restle expresses his opinion—which, in my view, differs from mine on many points. The problem is that there is no one else who produces a program that also presents a different opinion. Maybe a week later. But there isn’t. I don’t blame Restle at all for expressing his opinion. That’s his right.

Milena Preradovic: No, no, no—I do blame him. Why? Because, as stated in the state treaty, he should give space to all relevant opinions. Of course he has that duty. And now he has not only expressed his opinion, but also, for example, unanimously described alternative media as bullshit on ex Twitter.

Tom Bohn: Yes, I noticed that.

Milena Preradovic: He described Twitter – the former Twitter – as a pure propaganda and fake news machine.

Tom Bohn: Yes, I know him, of course. I think what he does… I have to say, I find his courage to stand up against certain things quite remarkable. Because he’s making a lot of enemies.

Milena Preradovic: He’s firmly in the saddle – and is even rewarded for it by his station.

Tom Bohn: No. I don’t think the problem is that Georg Restle does his show and argues against the right or conservatives. The problem is that there is no other program where the opposite happens. Let me ask you something: If you had a program—a magazine, not a nightly news program like Löwenthal used to do, or Lojewski at BR—would you go and say, “I don’t want him to do his program”?

Milena Preradovic: Of course, you can discuss it. If there are two programs—one for this opinion and one for that opinion—that’s okay. But personally, I understand the mission of public broadcasting a little differently: namely, to represent all relevant social opinions.

Tom Bohn: But you manage to do that…

Milena Preradovic: And if they can’t do it in one program, then in two, one after the other. But they don’t. No, on the contrary. It seems more like it’s supposed to be exactly the way it is. That’s no coincidence.

Tom Bohn: Well, I think that…

Milena Preradovic: You think it’s coincidence?

Tom Bohn: No, these are developments. I know that sounds stupid – and you’re going to jump in again, I know you well. And you’re very good at it. But these are developments. I like to explain it this way: Why are there people in many areas of the economy today who no longer make clear decisions? It’s obvious – even in editorial offices. Someone comes in who has a certain political stance. And that stance is often more left-wing among journalists or creative types. There’s nothing you can do about it – that’s just the way it is!

Milena Preradovic: No, it’s not just the way it is. They are now hired with that mindset. It’s not a law of nature! It happens deliberately – people with a certain attitude are specifically hired.

Tom Bohn: Okay. Now imagine you’re a journalist and you get an offer: “We need a balancing program – against Restle. You’ll get the slot next Wednesday evening, once a month, political program.” Then you know exactly that if you invite so-and-so with horn-rimmed glasses, they’ll take the same stance as Restle. But if you invite other people, you’ll get a different picture. And then, as the person responsible, you say, “Okay, this is my show, this is my project.” And then, of course, you decide. That’s only human. You bring in the people you feel comfortable with. And unfortunately, this has been happening for too long – in a very one-sided way. And that’s exactly the point: the other side, the other political perspective, is given far too little attention in public broadcasting.

Milena Preradovic: Far too little. It’s now downright defamed. The word “right,” which used to be simply the counterpart to “left,” is now synonymous with “right-wing extremist.” And this is partly due to public broadcasting. I remember, for example, the election night in Thuringia when the AfD won. And then came the comment by ZDF editor-in-chief Bettina Schausten, who compared the AfD’s success to the Nazi invasion of Poland. And there were no consequences whatsoever – nothing!

Tom Bohn: Who are “they”?

Milena Preradovic: Those responsible at ZDF in this case – or at ARD. Nothing happened. No contradiction, no objection. Not even a murmur. To me, that means it’s absolutely okay with them.

Tom Bohn: As far as murmurs and internal criticism are concerned, that’s how it looks from the outside, yes. And in individual cases, it will certainly be the case that someone who takes an aggressive and strong stance against the right will be better off internally than someone who expresses strong views against the left. That’s a fact. But I can tell you from 30 or 40 years of experience in public broadcasting: a good editor, a good boss, will stand up for you when you’ve messed up. I think Ms. Schausten definitely heard something—that was unacceptable. And I’m also sure that Ms. Miosga heard something after her Habeck broadcast. But you don’t let that out.

Tom Bohn: If we try to find common ground—a place where we don’t shake our heads but nod in agreement—then we can say that everyone has reasons for their political views. And it’s a good thing that we don’t all have the same political opinions! Some people lean more to the left, others more to the right. Some are radical leftists, others are radical right-wingers – that’s hard for some people to accept. But everyone has had different experiences. And these experiences lead to certain attitudes.

Milena Preradovic: And there is a journalistic craft – that has nothing to do with pub discussions. We’re talking about journalism here, financed by the public, with a clear mandate.

Tom Bohn: I completely agree with you. And I also think that this mission is not being fulfilled at the moment. I was sitting at a train station in eastern Germany once. Someone sat down next to me, saw my suitcase with an ARD sticker on it, and asked, “Are you with ARD?” I said, “I’m a freelancer.” Then we got into a political conversation. The man was upset, really angry.

Milena Preradovic: And then?

Tom Bohn: He was angry about the one-sidedness. He said, “I don’t feel represented.” And I asked him, “Imagine if it weren’t left-leaning, but right-leaning. Would you still be against abolishing ARD?” He looked at me and said, “No. Why?” I said, “See? It’s the same thing.” And that’s exactly the point. We have to try…

Milena Preradovic: It’s not about being left or right. The mission is not to be left and not to be right. The mission is to present all relevant opinions side by side, to let citizens decide for themselves, to form their own opinions – and, in the best case, even to mediate between these opinions.

Tom Bohn: But…

Milena Preradovic: No…

Tom Bohn: But that’s exactly why you have to represent both opinions.

Milena Preradovic: Right. And now we’ve been talking about this long enough.

Tom Bohn: At the moment, we’re only representing one opinion – and that’s the one that’s more on the left. And that is the problem. And if we start to also… and I’ve also…

Milena Preradovic: It’s not just that only left-wing opinions are being expressed there, but that those who have a different opinion are being openly defamed. Yes, in these programs. That means that you exclude some of the people who finance all of this themselves – and you even insult them. They are portrayed as stupid in articles, they are portrayed as right-wing extremists and the like. That goes far beyond unbalanced reporting. You can’t sugarcoat that.

Tom Bohn: That’s right. I just wouldn’t put it in such general terms. As I said, I also know others who don’t do that. But yes, it happens again and again – and that annoys me too.

Milena Preradovic: Again and again? I watch these programs over and over again – really. It’s…

Tom Bohn: Then you have a different perception. I know that. For example, I was also annoyed by the Tagesschau news program when they kept showing the same climate reports over and over again. Again and again and again. Everyone knows that the climate is changing. It probably has something to do with CO₂—that’s clear. But always the same direction, always the same narrative—it’s just annoying.

Milena Preradovic: That’s indisputable, my dear.

Tom Bohn: I know, I’ve researched it too. There are different opinions, and I allow everyone to have them. But it’s always the same direction, over and over again – and that gets tiring. I believe that if we have public broadcasting, then we need to slim it down. I still think a lot of privatizing ZDF.

Milena Preradovic: No one can afford that – with all the pension payments!

Tom Bohn: You’re wrong there. I think…

Milena Preradovic: They have reserves for pension payments amounting to two billion euros. They have to pay that much – no one can afford that. And on top of that, ARD and ZDF now even want to go to the Federal Constitutional Court to fight for another fee increase. They’re already at ten billion. It’s the most expensive broadcasting service in the world – and they want even more! They need the money because they pay these unbelievable pensions. For your friend Tom Buhrow, for example. And all the other functionaries. It’s also about the fact that many of them drive around in fancy cars with chauffeurs. Some technical directors even have their own drivers! That’s…

Tom Bohn: I haven’t experienced that yet. I know that directors sometimes like to drive themselves – and do so. But a technical director with a driver? I haven’t seen that personally. Maybe you have – I haven’t. But I understand your argument, of course. I understand the fuss about the costs. And I also think it’s very clumsy to continue with a lawsuit of all things. I think that’s stupid – really stupid, especially in the current situation. And I think we’ll probably have to accept that there’s no solution at the moment. And unfortunately, I also have to accept that public broadcasting is becoming increasingly unpopular. I don’t like that at all. That’s why I’m saying something – I’m a child of public broadcasting. I’m proud of that. I learned an incredible amount there – including how to be critical. I’m also active on Twitter, and as you know, I’ve gone out on a limb quite a bit during the coronavirus pandemic and expressed some very critical opinions.

Milena Preradovic: But the public broadcasting child was fine there.

Tom Bohn: No, but I learned to engage critically. Even with topics like wars around the world. I’ve always tried to express my opinion clearly – just as it is. I didn’t just go along with the mainstream because it was convenient at the time. And I haven’t suffered any professional disadvantages as a result.

Milena Preradovic: You didn’t. But many others have suffered disadvantages. I mean, one person was kicked out of the Medical University, for example…

Tom Bohn: The professor?

Milena Preradovic: Andreas Sönnichsen, yes.

Tom Bohn: But he wasn’t working for public broadcasting, was he?

Milena Preradovic: No, I’m not just talking about public broadcasting. I’m talking about people who spoke out—and suffered disadvantages.

Tom Bohn: So…

Milena Preradovic: Yes, exactly. It’s not just about you. It’s about the fact that others really lost their jobs.

Tom Bohn: I don’t know anyone who was fired from public broadcasting.

Milena Preradovic: Ole Skambraks was fired.

Tom Bohn: The one from SWR?

Milena Preradovic: Yes. He worked for several stations, including SWR. And then he wrote an open letter complaining about a lack of neutrality and the suppression of opinions. That was his farewell. So you can’t just brush that aside. There’s a difference between being a celebrated Tatort director – someone who’s long established – and being an editor in the current editorial department. That’s a huge difference. The others just keep their mouths shut. Punish one, educate hundreds—that’s a well-known principle. And it fits perfectly with the delegitimization narrative of the Office for the Protection of the Constitution, with the new laws, with the reporting offices that Ms. Faeser now wants to set up everywhere—where even acts below the threshold of criminal liability are to be reported. That’s…

Tom Bohn: That has nothing directly to do with public broadcasting – and I think it’s terrible, if I may say so.

Milena Preradovic: Yes, it’s intertwined. For me, public broadcasting is the extended arm of precisely this policy – because it lives by this principle itself. For example, the current editorial teams at public broadcasters are predominantly made up of freelancers. And at NDR, there was an internal survey on the working atmosphere. More than 30 percent of these freelancers said they did not dare to express their opinion for fear of losing their jobs.

Tom Bohn: NDR is a very special case.

Milena Preradovic: Norddeutscher Rundfunk.

Tom Bohn: Yes, NDR. I know which report you mean – it came from a speech by Ole Skambraks in the Bundestag. I’m familiar with that too. There is a climate of fear, I know it well. I know many people who work in public broadcasting – but also in the private sector – who keep their mouths shut when they think differently. Because they know it could be their last day.

Tom Bohn: Personally, I’ve never kept my mouth shut. I’ve been given a few dirty looks, but I was still able to shoot my episodes of Tatort. And I’m really critical – you know that. I also say, “I think that’s shit.” And I say that in meetings too. I say when I don’t want to write or shoot something. I also say publicly that I don’t agree with public broadcasting at the moment, especially when it comes to news programs. But I don’t have the impression that I’m being ostracized or that I’m no longer getting a chance because of it.

Milena Preradovic: Because you don’t work in the information department.

Tom Bohn: Well, Tatort is a big show. Eight or nine million people watch it. At least in my case. They look very closely to make sure everything is correct, that minorities aren’t offended, etc. And yet I still sometimes do things that rub people the wrong way. But I think that at 65, my time is coming to an end anyway – at the broadcasters and at Tatort. That’s only logical. I think it’s right that many younger people are now getting their chance. That’s totally fine. When I was young, I was also very active and pushed out the “oldies” who were directing at the time. Now it’s my turn. But that has nothing to do with my opinion.

Tom Bohn: And I also think it’s right – I’ll say that explicitly here – that female directors are now being specifically promoted. In the past, it was always the “director.” When I started out, there were hardly any female directors. I think it’s very important that this is becoming more normal now.

Milena Preradovic: I think social development is very important – but we shouldn’t exaggerate it either.

Tom Bohn: But I think it’s right, you know. And of course it affects me too. That means I probably won’t be able to do as much in the future as I used to—maybe. On the one hand, it has to do with age—I’m 65 now—and on the other hand, it’s now the women’s turn. And I think that’s good. There are now a lot of very good female colleagues.

Milena Preradovic: Sure, some are good, some are good. I’m just not in favor of saying that from now on, only women should do Tatort.

Tom Bohn: No, I didn’t say that. I never said that. I’m an old white…

Milena Preradovic: …man.

Tom Bohn: Exactly. And I stand by that. But that’s a completely different topic.

Milena Preradovic: Now we’ve discussed the topic quite thoroughly. During the coronavirus pandemic, you were involved in the #allesdichtmachen campaign—the much-discussed initiative in which you arranged for actors to comment on the harsh lockdown measures in short, ironic films. There was a huge outcry—in the media, everywhere. Some actors later withdrew their videos. Why was that?

Tom Bohn: Well, I wonder that too.

Milena Preradovic: There must have been a certain fear of reprisals – that’s my first thought, anyway.

Tom Bohn: Yes, well, I don’t want to speak for my colleagues who withdrew their contributions. They will have had their reasons – and I respect that.

Milena Preradovic: You didn’t notice?

Tom Bohn: Yes, I did – I noticed very well how it all unfolded. I also know who reacted how…

Milena Preradovic: And what the reasons were?

Tom Bohn: Yes… Let me put it this way: This may sound a little harsh, and I apologize in advance to my colleagues—I don’t want to offend anyone. But actors are ultimately very sensitive people. They are emotional. And many of them—even if they don’t like to hear it—don’t have the thick skin or the backbone to withstand such massive attacks unscathed. They quickly start blaming themselves and doubting themselves. And they are dependent on the audience. If you make them feel like they’ve messed up, it has an effect. In theater, there’s an old saying: You perform a play you love – but if the audience boos you after two performances in a row, you feel like you’ve screwed up. Actors are extremely dependent on the audience’s reaction.

Milena Preradovic: And, of course, on their job—like everyone else.

Tom Bohn: Exactly. And when you feel like you’ve made a mistake—said or done something wrong—many people quickly cave in. They put themselves out there in these clips. And they made statements that were very contrary to the public consensus at the time. For me, the courage to do that in the first place outweighs the subsequent withdrawal. The way they were treated—the extremely violent, calculated reaction of the media and many people—was, in my opinion, the worst reaction this society could show artists. There was no tolerance. No understanding.

Milena Preradovic: Whether it was society—or rather politics and, above all, the media. It was a concerted media campaign. That’s still a difference.

Tom Bohn: One person started, then everyone jumped on the bandwagon. I wouldn’t necessarily call it a concerted action—for many, it came as a surprise. In the beginning, the reaction was even…

Milena Preradovic: Three days after my interview in March 2020, there was a concerted campaign against Bodo Schiffmann in all the leading German media outlets. Three days. I would be cautious about assuming that it’s always just one person copying another.

Tom Bohn: Yes, I know. I’m just someone who doesn’t immediately suspect a conspiracy behind every event. I believe in social mechanisms…

Milena Preradovic: But conspiracies exist! Just saying.

Tom Bohn: Sure. We can talk about that in private sometime.

Milena Preradovic: But in general, the entire art and culture scene has been largely quiet during the coronavirus pandemic—and also during the war. Or it has loudly sided with the government. Many artists also strongly defamed the unvaccinated. Even punks like Campino only wanted 2G concerts. How do you explain that? Does it have to do with dependence?

Tom Bohn: No. Well, we were out and about. For example, I was at the big demonstrations of the so-called Querdenker (lateral thinkers). I was at Alarmstufe Rot (Red Alert) – that was an initiative by the event industry, artists, and actors. Even Herbert Grönemeyer spoke there. Many people were protesting against the measures and the closure of the cultural scene. It was a huge demonstration in Berlin. So it’s not like everyone was silent. But I agree with you – I was surprised by many people I had thought differently of. People I thought would speak up. We as critical creatives – I’m deliberately not saying “artists” but “creatives” – were clearly in the minority. And to be honest, that unsettled me. Because it’s easy to be loud when times are good. Protest concerts, statements – no problem. But in difficult times – when it comes to fundamental rights, to individual freedom – to remain silent, that disappointed me. In that form, on that scale – I didn’t expect that. And that’s exactly why the #allesdichtmachen campaign, which I was involved in, was a positive sign for me.

Milena Preradovic: Wow, Tom. Thank you very much—especially for your insights into the inner workings of public broadcasting.

Tom Bohn: I’m not that deeply involved. I’m a freelancer and do lots of other things.

Milena Preradovic: But you’ve known the place for ages, right?

Tom Bohn: Well… maybe not a hundred years. Two hundred would be too much. Let’s say a few decades, yes.

Milena Preradovic: I’m curious to see what the reactions will be. Please let me know. Thank you for talking to me.

Tom Bohn: Thank you! And I think: We have different opinions, we discussed them – quite openly. Why don’t more people do that?

Milena Preradovic: No problem.

Tom Bohn: Thank you very much.

Milena Preradovic: Thank you.

Well, folks—what to do with this public broadcasting system?

Not watching it anymore is probably the easiest option. If the ratings drop, it makes the bosses nervous. Writing lots of letters and emails makes sense on a large scale.

I think they need to learn that citizens are neither sheep nor cash cows to pay the salaries of officials. And of course, supporting the free media as a counterweight makes perfect sense.

Have a good time – see you soon.

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24 Kommentare

  1. karin wienbreyer

    liebe frau preradovic –
    lassen sie sich bitte weiterhin ihren klaren blick nicht vernebeln –
    sie, lieber herr bohn, sollten sich weniger im wokigen satz vom alten weißen mann verstecken und lieber real mutig position beziehen –

    als redaktions-mitarbeiterin im örr habe ich nach 9/11 topdown die etablierung von stillschweigender angst als machtinstrument erlebt – mit ausrufung der pandemie hat dieses prinzip, an dem nicht wenige frauen mitgestrickt haben, einen vorläufigen(?) höhe- resp. tiefpunkt erreicht –

    um dieser angstagenda (gegen ein böses virus, das böse klima, die bösen russen, die bösen anderen …) nicht weiter auf den leim zu gehen, sollten wir und insbesondere der örr alles dafür tun, daß 80 jahre nach wk2 nicht wieder mit einem kriegsertüchtigten finger der abzug gegen das im osten verortete böse gerichtet wird – ein verbrechen, das im übrigen ohne mittun unserer weiblichen ahnen nicht durchführbar gewesen wäre…

    einen schönen sonntag noch
    karin wienbreyer

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  2. JK

    Sehr gelungen! Informativ und kurzweilig. Ich freue mich auf mehr.

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  3. Mondenschein

    Hallo Frau Preradovic,

    vielen Dank für das Interview.
    Nicht ganz so „brav“, wie sonst allermeist, sondern das Aufeinandertreffen zweier Sichten.
    Das finde ich gut.

    Für mich ist Herr Bohn relativ unkritisch, aber trotzdem jemand, der „etwas zu sagen hat“, zumindest mit Einschränkungen.

    Auch wir „Systemkritischen“ müssen es aushalten, dass es andere Positionen gibt, denn das ist es ja, was wir von den anderen für uns einfordern….
    Wenn es anders herum wäre: würden wir die anderen dann auch ausgrenzen, wie wir es gerade selbst erleben?
    Wäre das dann besser? – Weil wir ja „recht“ haben?

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  4. Antonia

    Vielen Dank für Ihre Interviews, Frau Preradovic – im Speziellen auch für Ihren Mut, kluge und wesentliche Fragen zu stellen und nicht locker zu lassen, auch wenn der Interviewpartner, wie hier Tom Bohn, im Slalom spricht und im Grunde genommen nicht wirklich Stellung beziehen will, weil er seine eigene Haut retten will. Musste jetzt nach der Hälft mal unterbrechen, weil ich sein Gedruckse und seine Rechtfertigungen und Beschönigungen unerträglich finde. Abgesehen davon finde ich es auch ziemlich unmöglich, wie oft er Ihnen ins Wort fällt.
    Im eigentlichen untermauert er genau die traurige Tatsache, dass man sich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen soll, wenn man seine gut installierten Aufträge und Beziehungen erhalten will.
    Danke für Ihre Arbeit!!

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    • .TS.

      Kann Ihren den Kern zusammenfassenden Worten nur zustimmen! Ebenso auch dem Beitrag von „Mr. M“ und „Beweis“.

      Geradezu unerträglich wie Bohn, ganz im Sinne heutiger Politiker, die eindeutige Verantwortung der Intendanten durch Zuständigkeitsverneblung negieren will – letztlich sind Burow, Restle & Co die obersten Chefs, auch namentlich verantwortlich für den Schundfunkschutzgeldeinzug, und damit auch in der Pflicht enweder eine ordnungsgemäße Befolgung des Rundfunkstaatsvertrags sicherzustellen, die Sender so umzubauen daß sie nur noch wie die Privaten sich nur noch dem freien Wettbewerb unterstellen, oder ihren Hut zu nehmen.

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  5. Markus

    „Milena at her best“ würde ich sagen! Danke für diese kontroverse Diskussion. Georg Restle hat übrigens keine gefestigte Meinung, sondern plabbert das nach, was er soll. Beim Thema Ukraine existieren entsprehende Belege, 2014 und heuer. Unterschiedlicher geht es kaum.
    Und was die Impferei betrifft: War es kein Druck der ARD, dass alle Schaupieler beim Tatort geimpft sein mussten?
    Danke jedenfalls für dieses wertvolle Interview! Unterstützung folgt auf jeden Fall!

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  6. Harry

    Ich liebe Ihre Interviews. Hier allerdings hat mir die kognitive Dissonanz des Herrn Bohn und seine Fähigkeit, sich in jedem Satz selbst zu widersprechen fast körperliche Schmerzen zugefügt und ich musste abschalten.

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    • Markus

      Für sein Abhängigkeitsverhältnis zur ARD war er doch schon sehr mutig 😉 Man muss halt alles in Relation sehen. Aber ich kann diese Schmerzen ausgehend von Herrn Bohn durchaus nachvollziehen 🙂 Brilliant, wie sich Milena immer wieder dagegen gestellt hat. Für mich eines ihrer besten Interviews

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  7. Bernhard Meyer

    Habe nach der Hälfte abgeschaltet, weil dieser Herr Bohn als Vollmatscho die Diskussionsleitung übernommen und Milena dauernd unterbrochen hat. Als Alpha-Männchen wollte er ihre Argumente und Fragen gar nicht hören.

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    • Lutz Pietrusky

      Danke für das prägnante Beispiel zum Opportunismus bzw. wie Ausblenden funktioniert. ÖRR  soll (wie Bildung) Pluralismus bieten und die Ausbildung des mündigen Bürgers (Souverän) ermöglichen. Wenn der Mythos der „4. Gewalt“ ernst genommen würde, soll er Kontrolle über Regierung und Mächtige bieten. Nichts davon darf er momentan realisieren – er wird mißbraucht. 
      Doch, schon vor 30 Jahren wurde Kritisches oft erst gegen Mitternacht gesendet, Talkrunden waren zunehmend unfair (Massaker an Eva Herman sind Beispielhaft). Massenverdummung war offenbar geplant. Trotzdem halte ich ÖRR für demokratisch erforderlich, wenn er Wort hält und nicht etwa AGENDEN durchpeitscht. Denn, was haben z.B. finanzabhängiger Fußball, politisch mißbrauchter Song Contest, verkürzte bzw. zusammenhanglose Historie, Pharma-Lobbyimus, NATO- Werbung, Kriegstreiberei und Tatortphantasien im ÖRR zu suchen? – NICHTS.
      Dieses Statement gibt Orientierung: „Wie sichern wir PLURALISMUS, ohne dass der erhobene Zeigefinger mit schwingt?“ (Michael MEYEN)

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    • Mondenschein

      Finde ich nicht.
      Tatsächlich konnte man hier und da zu der Ansicht gelangen, dass er der Interviewer ist.
      Aber Frau P. hat die Oberhand behalten.

      Aber es war kontrovers, beide haben manches Einsehen und „Zurückrudern“ müssen.

      Auch wenn ich seine Meinung für „weichgespült“ halte, so müssen wir doch erkennen, dass es eben unterschiedliche Positionen gibt.

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      • .TS.

        Bohn ist nicht weichgespült, er ist schlicht und ergreifend nicht gewillt vom Topf des Schutzgeldschundfunks abzulassen. Daher auch seine hartnäckige Verweigerung die Realität anerkennen zu wollen. Mag zum Teil durch persönliche Betroffenheit bedingt sein, niemand gibt gern zu Teil des Unrechts und somit mitverantwortlich und letztlich mitschuldig zu sein und der Prozess verlief sicherlich langsam und unmerklich, aber wenn es so eklatant ist kommt er letztlich nicht darum dazu klar Stellung zu nehmen. Und seine Verweigerung dies zu tun ist diesbezüglich letztlich auch eine klare Positionierung.

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  8. Siegfried Hille

    Offensichtlich hat Tom Bohn eine recht emotionale Bindung zum ÖRR, deshalb kann er sich so schwer vorurteilsfrei durch einige Themen bewegen. Das ging mir bis Ende 2021 auch so. Vermutlich ist dieses Beharren auf manchen Standpunkten wichtig für die eigene Identität. Ansonsten, spannende Sendung mit echter Diskussion, vielen Dank!

    Antworten
    • Mondenschein

      Aber natürlich ist das wichtig für die Identität.
      Das geht uns allen so.

      Erst mit weiteren Erkenntnissen wandelt sich unser Selbstverständnis.

      Antworten
      • Dr. Mathias Babel

        Gerade diese Aussage von Herrn Hille hat mich geradezu begeistert:
        „Beharren auf manchen Standpunkten wichtig für die eigene Identität“.
        Exakt das ist für mich eine großartige Definition von „kognitiver Dissonanz“ – unter der Herr Bohn massiv leidet.

        Kern für mich: Meinung ist grundsätzlich weder Aufgabe des ÖRR im Speziellen noch des Journalismus‘ im Allgemeinen. Sondern Vermittlung von Fakten (zur nachfolgend eigenen Meinungsbildung). Schon als Jugendlicher haben mich diese Tagesthemen-Kommentare irritiert, und ich fand sie affig. Warum wollte mir dort jemand die Welt erklären oder das, was ich denken soll??!
        Bestes Beispiel hier: „Zu Klima und CO2 soll jeder seine Meinung haben.“ Wieso das?!? Gerade hier liegen sämtliche Fakten ebenso klar auf dem Tisch wie zu „Corona“.

        Fazit: Dieses MSM-Gesubbel ist und bleibt für mich unerträglich.

        Antworten
        • Jenz

          Ein eklatanter Widerspruch in sich, zuerst zu sagen, man habe den Satz, daß dic Redaktion Informationen so aufbereiten soll, daß sich der Zuschauer eine eigene Meinung bilden soll, nie verg ssen, dann aber Trstle zuzug stehen, das er unverhohlen Mehr nungs“Journalismus“ betreiben dürfe; es fehle nur an einer gegensätzlichen Sendung.
          Die wird nicht kommen und die Ausgewogenheit hat in JEDER Sendung stattzufinden. Meinung hat wie im Print in der Glosse an extra ausgewiesenen, als solches erkennbaren Platzen stattzufinden wobei im ÖRR der Moderator nicht seine eigene sondern die seiner Gäste zur Geltung kommen lassen muß.

          Diese Leute sitzen da, WEIL sie so denken, wie sich das hier darstellt.Sie halten sich für kritisch – wer nicht ? – denken aber im vordefinierten Korridor, so das man nicht haben auch nichts vorschreiben muß.

          Antworten
  9. Michael Freytag

    Das Problem des ÖRR hängt mit der Finanzierung zusammen. Damit haben wir das Problem schon mal erkannt. Wer zahlt bestimmt: Ganz einfach. So funktioniert es. Jetzt bestimmt die Politik, wer das Geld bekommt. Sie zieht es vom Bürger ein und verteilt es nach Gutdünken. Also senden die Medien, was die Politik hören will. Idealerweise bestimmen es aber die Bürger. D.h. die Bürger müssen darüber entscheiden können, wer ihre Gebühren bekommt. So wie Leser am Zeitungskiosik. Die eine Zeitung wird gekauft. Die andere weniger. Das wäre demokratisch. Dann werden die Sender auch das senden, was die Leute hören wollen. Privatisieren ist auch suboptimal. Dann wird alles nur noch über Werbung finanziert. Und wer zahlt bestimmt wieder: Dann sind es finanzstarke Konzerne im Hintergrund, die entscheiden wo sie ihre Werbung schalten. Auch wenn wir uns alle gerne die GEZ Gebühren sparen möchten: Qualititive hochwertige Information hat einen Preis und darf (muss) auch etwas kosten.

    Antworten
  10. Dr. Rolf Lindner

    Gülle in Hülle und Fülle

    Da schweben sie im Weltenraum,
    vier kühne Astronauten,
    Deutschland medial kennt man sie kaum,
    die ihr Leben vertrauten
    einer kleinen Hülle aus Blech
    mit viel Technik um sie herum.
    Der Medienhörer hat das Pech
    man verkauft ihn für dumm,
    und die für dumm verkaufen gern
    die leben auch in einer Hülle,
    die hat keine Kühnheit im Kern,
    nur woke gutmenschliche Gülle
    – in Fülle.

    Antworten
    • Bertram Burian

      Liebe Milena,
      ich muss dir endlich mal ein riesen Kompliment machen. Ich schau mir viele deiner Sendungen an, und ich finde es auch sehr gut, dass du hier jemanden zu Wort kommen lässt, der die Welt nicht so sieht, wie viele von den Kräften, die heute überzeugt sind, klar zu erkennen, wo das Übel alleine liegt. (Und die auch oft recht haben, aber nicht immer). Entscheidend ist: Das Interview wird vor allem durch deine präzisen und angstfreien Fragen so gut! Ohne diese Fragen von dir wäre es wohl in viel zu wenig Kritik hineingeschlittert. Genau so soll Journalismus gehen!! Danke. Übrigens hat Dirk Pohlmann auch einen Vorschlag zum ÖRR, nämlich, so, dass man die Redaktionen über die direkte Bezahlung von der Bevölkerung abhängig macht, so dass sie wissen, für welche Brötchengeber sie schreiben, nämlich für die Bevölkerung, und nicht für die Politiker oder die Reichtumsoligarchen. (Das meint ja Tom Bohn auch vielleich) Ich weiss jetzt nicht ob du dieses Statement von Dirk Pohlmann schon einmal hattest, aber ich habe den Vorschlag von ihm, ohne dass ich ihn jetzt im Detail ausführen kann, sehr interessant gefunden. Ich denke aber, eine Abhängigkeit von privaten Profitmaschienen ist auch nicht erstrebenwert!!Übrigen, ich denke, wir, die wir gegen die heute Herrschenden kämpfen, sollten dringend aufhören die Einteilerei in Links- Rechts-Schubladen freiwillig zu übernehmen!! Das fördert die Spaltung und ist ohne Inhalt!! Glg Bertram Burian

      Antworten
      • Kerstin Schubert

        Liebe Frau Preradovic,
        Auch ich danke Ihnen vielmals, wie immer ein tolles Interview, in dem sich wie so oft der Befragte in seinen Antworten verfängt. Es ist ja schön, daß er selbst auch zu seinem Standpunkt steht und anerkennenswert daß er das Projekt Allesdichtmachen gewagt hat. Aber er mußte auch viele Blümchenranken um die Sprechblasen wie der tolle Burow nichts für den Diskurs in den Sendern verantwortet u.Ä. winden. Und ich fürchte er ist einer von denen, die noch aus einer anderen Zeit kommen und er hat in dem Alter auch ausgesorgt.
        Vielleicht können Sie dieses Jahr an Silvester in Champagner schwelgen und nicht auf ein kleines Piccolöchen zurückgreifen wie letztes Jahr.
        😉

        Antworten
        • Mondenschein

          „Und ich fürchte er ist einer von denen, die noch aus einer anderen Zeit kommen und er hat in dem Alter auch ausgesorgt.“

          Das glaube ich auch: ich hatte mal eine Kollegin, deren Partner Dokumentarfilme für den ÖRR gemacht hat, ihre Aussage: „da wird rrrrrrrichtig Geld verdient“.

          Ich tippe, er ist Multimillionär, wenn man so hört, was er beim ÖRR alles so macht; ohne zu wissen, wie er mit Geld umgeht natürlich.

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  11. Mr. M

    Na ja, das ist ein Normie und Profiteur und Teil vom Kuchen. Alles was er hat und je gemacht hat…. . Deshalb seine Kompromiss-Vorschläge. Dass er ausgerechnet den Propaganda-Sender Nr. 1 der Welt, BBC, als gutes Beispiel nennt, zeigt ja alles…. Er ist naiv und weiss nicht wie die Welt und die Macht funktionieren, trotz bereits reifem Alter. Da ist Rot-Grün in Deutschland ja erst der Anfang oder die Schminke des Problems… Dass das Ganze System hat, kann er nicht verstehen.

    Antworten
  12. Beweis

    Ein paar Jahre vor Corona ging es los, dass in der Fachzeitschrift „Journalist“ der „Haltungsjournalismus“ glorifiziert wurde. Das war für viele Journalisten der alten Schule befremdlich. Denn wie HJ Friedrichs eben zu recht immer wieder betont hatte, muss der Job darum gehen, dem Leser oder Zuschauer Rechercheergebnisse an die Hand zu geben, aus denen sich die ihre eigene Meinung frei bilden können. Dabei ist es zwingend, dass zu einem Themengebiet natürlich die Pro- und die Contra-Position beleuchtet wird. Und zwar möglichst emotionslos und rational. Anders ist das nicht möglich.
    Wenn nun die Argumentation so läuft, dass es am Montag ein AgitProp-Schmachtinterview mit Habeck geben kann, wenn am Donnerstag auch 30 Sek. Weidel im Bundestag eingeblendet werden, dann ist das Augenwischerei im Sinne eines senderweiten Haltungsjournalismus. Das ist kein richtiger Journalismus. Damit kann man sich nicht rausreden. Die unterschiedlichen Positionen müssen in der selben Sendung, im selben Beitrag oder im selben Artikel dargestellt werden. Das passiert aber im Mainstream kaum mehr. Die Journalisten agieren mit ihren Haltungen wie die Politiker, die sie doch eigentlich kritisch hinterfragen sollten.
    Es ist tragisch, was aus Journalismus im Sinne eine vierten Gewalt geworden ist.

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  13. G.Nau

    Zum Glück sagt Herr Bohn von sich aus, dass er keine kritische Einstellung zum ÖR-Fernsehen hat, weil er bislang gut an den Zwangsgebühren mitverdient hat und dies auch in Zukunft tun möchte.
    Die Frage bleibt nur: Warum wird er dann interviewt und nicht jemand, der zu einer kritischen Sicht bereit und in der Lage ist?

    Es stimmt schon, dass früher besser berichtet wurde als heute, aber nur in den „Dritten“, die nur von einer intellektuellen Minderheit wahrgenommen wurden. Die große Masse – auf die es in einer Demokratie nun einmal ankommt – hat auch früher nur die „Tatort“-Produktionen von Regisseuren wie Herrn Bohn angeschaut. Auch wenn der ÖR einmal im Jahr die Zuschauer befragt, was man besser machen könnte, melden sich fast ausschließlich „Tatort“-Fans zu Wort, die sich beim letzten mal nicht genug gegruselt haben und das sollte auch Herrn Bohn bekannt sein! Die Mehrheit zahlt ihre Rundfunkgebühren nicht wegen der aktuellen Nachrichten, sondern für den „Tatort“ – und dafür zahlen sie gerne. Ulrike Meinhof hat, als sie noch eine Journalistin war, ein interessantes Essay geschrieben, in dem sie die Gleichschaltung der Bevölkerung durch „Tatort“ und „XYZimmermann“ beleuchtet. Schade, dass Herr Bohn es nicht gelesen hat!

    Wie wir die Qualität des ÖR-Funks verbessern können?
    Den „Tatort“ verbieten…

    Antworten

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