Während der Kanzler täglich beteuert: „Wir schaffen das gemeinsam“, schlagen Fachleute Alarm und befürchten eine Welle von Insolvenzen, der Bauernverband warnt sogar vor Lebensmittelknappheit. Der Volkswirtschaftler Prof. Dr. Christian Kreiß erwartet aufgrund der hohen Energiepreise eine Flucht deutscher Betriebe ins Ausland, um weiter wettbewerbsfähig zu sein. „Und wer einmal weg ist, kommt nicht so schnell wieder“.
Ein Profiteur des deutschen Niedergangs seien die USA. „Sie haben ökonomisch ein Interesse an einem schwachen Deutschland“, dass aus US-Sicht eher Konkurrent als Verbündeter sei, so Prof. Kreiß. Ein Gespräch über verfehlte deutsche Politik und auch über die Möglichkeit eines Komplett-Crashs des Euroraums.
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Interview mit Prof. Dr. Christian Kreiß (deutsch)
Milena Preradovic: Quo vadis, Deutschland? Während der Kanzler täglich beteuert „Wir schaffen das gemeinsam“, schlagen Fachleute Alarm. Der Handwerks-Präsident befürchtet eine Welle von Insolvenzen. Der Bauernverband warnt sogar vor Lebensmittelknappheit. Die Wirtschaft ächzt und wer kann, der sieht sich nach Produktionsstätten im Ausland um. Währenddessen klettern die Preise weiter nach oben und die Inflation schreitet munter voran. Aber warum schickt die Regierung das Land sehenden Auges in den Ruin? Und wer gewinnt, wenn wir verlieren? Wer profitiert vom Absturz des ehemaligen Musterschüler Deutschland? Mein Gast sagt: „Da gibt es einige Gewinner und es gibt auch ein Interesse an einem schwachen Deutschland“. Darüber reden wir jetzt in Punkt Preradovic. Hallo, Professor Dr. Christian Kreiß.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Hallo, Frau Preradovic.
Milena Preradovic: Ich stelle Sie kurz vor. Sie haben an der Uni München Volkswirtschaftslehre studiert und dort auch promoviert, und zwar über die Große Depression 1929 bis 1932. Sie waren dann neun Jahre als Bankier tätig, davon sieben als Investmentbanker. Seit 2002 sind Sie Professor für Finanzierung und haben auch schon in den USA an der University of Maine MBA Vorlesungen über Investmentbanking gehalten. Sie sind Vortragsredner und Buchautor. Als Autor haben Sie inzwischen sieben Bücher geschrieben, Ihre neuesten „Gekaufte Wissenschaft“ und „das Mephisto Prinzip in unserer Wirtschaft“. Sie waren bereits drei Mal als unabhängiger Experte im Bundestag und zwar für die SPD, die Grünen und die Linke geladen und setzen sich für menschengerechte Wirtschaft ein. So, jetzt fangen wir an. Was erwarten Sie angesichts der Preisexplosionen für den Industriestandort Deutschland?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Puh. Also Preisexplosion haben wir. Mit dem Begriff Explosion wäre ich vorsichtig. Die Großhandelspreise, die Energiepreise, die sind tatsächlich sehr, sehr stark gestiegen. Die Inflation selbst ist sehr momentan bei 8,1 %. Da würde ich noch nicht von der Preisexplosion sprechen, sondern eben von der gestiegenen Inflation. Aber was tatsächlich ganz gravierend für unsere Wirtschaft ist, sind diese Erdgaspreissteigerung, die Energiepreissteigerungen. Von Tag zu Tag hören wir, dass die Industrie mehr und mehr darunter leidet, weil wir einfach nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Unsere Industrie zahlt momentan sieben bis 8 bis 9 fachen Preis für Gas, verglichen mit der US Industrie. Da kommen verschiedene energieintensive Branchen einfach nicht mehr mit. Also Aluminium, Düngemittel, auch Stahl, AdBlue als neuestes Beispiel. Ja, das bringt unsere Wirtschaft mehr und mehr im Würgegriff und vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen.
Milena Preradovic: Erwarten Sie denn eine Abwanderungswelle ins Ausland? Sagen wir mal da wo die Energie billiger ist von den Unternehmen, die das machen können?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Also ich denke eigentlich schon, dass die größeren Unternehmen, wenn die rechnen, damit, dass die Energiepreise dauerhaft höher bleiben, dass die abwandern. Das glaube ich eigentlich schon, dass wenn jetzt Industrien geschlossen werden, energieintensive Industrien, dass es schwer wird, die wieder zurückzuholen. Ich glaube auch nicht, dass die Energiepreise, zum Beispiel die Strompreise, wieder dramatisch sinken werden. Also ich fürchte mal, dass wenn jetzt Industrien abwandern, dass das auf Dauer sein könnte.
Milena Preradovic: Und der Handwerkspräsident befürchtet eine Insolvenzwelle im Handwerk oder in den kleinen Betrieben die energieintensiv arbeiten. Das haben wir ja alles jetzt gehört, Bäcker, Metzger oder so, die sind dann ja auch weg, ne?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Tja, das ist wirklich der Mittelstand. Ich glaube 95, 96 % der Menschen bei uns arbeiten nicht in den DAX Konzernen, sondern arbeiten bei den kleinen oder bei den mittleren Unternehmen. Also wenn die DAX Konzerne jetzt Probleme kriegen würden, würden wir es als zunächst mal in der Beschäftigung gar nicht so stark merken. Aber wenn wirklich die Kleinen aufgeben, dann kriegen wir wirklich Probleme am Arbeitsmarkt mit Arbeitslosigkeit.
Milena Preradovic: Wie viele Menschen könnten ihren Arbeitsplatz verlieren? Gibt es da Schätzungen?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Das ist ganz schwer zu sagen. Es gibt verschiedene Schätzungen von den verschiedenen Wirtschaftsinstitute, die auch sehr weit auseinandergehen. Aber puh, da bin ich sehr vorsichtig. Aber wir können schnell ein, 2 Millionen mehr Arbeitslose kriegen, jetzt im Herbst oder Winter. Aber das ist unglaublich schwierig vorherzusagen, weil es davon abhängt, wie die Gaspreise sich entwickeln, ob wir einen Gas Lockdown bekommen, ob öffentliche Gebäude geschlossen werden, ob Industrien nicht mehr produzieren können. MAN zum Beispiel, kennen wir jemand, die haben jetzt lange Unterhosen ausgeteilt und Unterwäsche ausgeteilt bei dem Werk in München. Und die rechnen damit, dass sie im Winter nicht produzieren werden, sondern in Polen produzieren werden. Aber das sind alles Prognosen, ob das Gas dann tatsächlich fließt, ob es vorhanden ist und zu welchem Preis vorhanden ist. Aber wenn jetzt tatsächlich ein wirklicher Engpass kommt, dann kann das schnell in Hunderttausende oder Millionen vermutlich erst mal in Kurzarbeit gehen.
Milena Preradovic: Das klingt alles wesentlich dramatischer, als man es aus der Politik hört.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Ja nun, das ist ja der Job von Politikern da zu klassifizieren. Aber selbst von politischer Seite kommt immer wieder der Begriff Wut-Winter oder so Aufstände, wie man sich jetzt schon dagegen wappnet, was man dagegen tun kann. Also die Politiker können das natürlich von der Natur der Sache her jetzt nicht so dramatisieren, weil dann sägen sie am eigenen Stuhl. Aber wenn man so zwischen den Zeilen liest, hört man schon, dass da Sorge ist vor Unruhen im Herbst und dem Winter.
Milena Preradovic: Aber dafür gibt es ja das Infektions-Schutz-Gesetz. Und erwarten Sie ein neues Horror Virus im Winter?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Ich weiß es nicht.
Milena Preradovic: Also aus Wutwinterlicher Perspektive. War eine unfaire Frage,ne?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Wutwinterlich wäre es natürlich günstig, das sieht man ja an China. Wenn die ihre LockDowns haben. Wenn denn die Leute von der Bank Geld abheben wollen oder protestieren wollen, dann werden sie einfach weggesperrt oder werden dann so diskriminiert über ihr Überwachungssystem, dass sie überhaupt nicht mehr protestieren können. Ja, das ist so, die Chinesen sind da sehr, sehr weit voraus, schon mit der Technik. Aber im Prinzip ist es aus Regierungssicht natürlich sehr praktisch, wenn Leute protestieren wollen. Das sie dann das Konto sperren oder ihnen den Zugang verwehrt über über Lockdown-Maßnahmen, über Killer-Virus-Szenarien, über Angst. Da hat man natürlich die Bürgerinnen und Bürger sehr viel besser im Griff.
Milena Preradovic: Oh ja, das haben wir in den letzten Jahren ja auch bei uns sehen können. Glauben Sie, dass es eine Deindustrialisierung in Deutschland gibt? Manche Industrie-Funktionäre befürchten das ja bereits.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Also zum Beispiel der Chef vom BDI, der hat im Juli schon gesagt, er kann sich vorstellen, dass der Wohlstand in Deutschland 20 bis 30 % runtergehen wird. Das sind ja irrsinnige Zahlen. Also das spricht in Richtung Deindustrialisierung. Und wenn Sie ein bisschen den Plot dahinter anschauen, die US Politik. Den USA sind wir ein sehr unangenehmer Konkurrent. Wir waren ja lange Zeit Exportweltmeister. Es gibt viel zu viele Kapazitäten auf der Welt, aus US-Sicht gesehen, auch in den USA. Und wenn man da dann den Konkurrenten richtig schwächen kann, das wäre natürlich aus Konkurrenz-Sicht ein Segen. Es gibt Interessen, die wollen tatsächlich Deutschland schwächen, insbesondere Konkurrenten. Die sind froh für jeden Konkurrenten, der rauskommt. Und die deutsche Politik macht ja auch fast alles, um sich selbst zu schädigen. Also Herr Habeck oder Frau Baerbock, die tun ja alles, um uns vom Gas abzuschneiden, die Preise zu eskalieren. Oskar Lafontaine hat neulich von Vassalen Politik gesprochen, dass wir gar keine originäre Politik hätten, sondern Vasallen Politik. Frau Baerbock hat ja auch gesagt: Ich regiere nicht im Sinne der deutschen Wähler, hat sie ja wortwörtlich gesagt, ich regiere offenbar für irgendwelche anderen Menschen als für die deutschen Wähler. Und wenn ich das hier mir so zusammennehme, diese Konkurrenzsituation, dieses Vasallen-Politiktum, wie es Lafontaine nennt, das ist schon sehr beunruhigend. Das könnte schon in die Richtung führen, dass Deutschland wirklich nachhaltig, die industrielle Basis geschwächt werden soll. Ja.
Milena Preradovic: Man fragt sich natürlich, warum ist man Vasall einer Macht, die einen anscheinend schwächen möchte? Für mich ist das jetzt nicht logisch.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Das ist auf den ersten Blick nicht logisch, dass ist auch nicht so ganz einfach. Aber wenn Sie schauen, wo die Führungskräfte herkommen, wer in Davos in diesen New Leadership, in diesen Leadership Schulen war bei Charles Schwab und schon davor in den Vorgänger-Institutionen. Wie die Netzwerke sind in die USA mit transatlantischen Verbindungen, wenn sie da diese ganzen Verbindungen zusammen sehen, auch wer im Journalismus sitzt, in den in den Chefetagen, das ist sehr eng zusammen verflochten. Und dann wird immer die Karte der Kriegsschuld gespielt und des Nationalsozialismus, ist das deutsche Selbstbewusstsein ist ja sehr stark lädiert, würde ich mal sagen, auch mit dem gewissen Recht, was die Verbrechen anlangt, selbstverständlich. Aber es ist geschwächt. Und jetzt hat man endlich die Möglichkeit, das aus Sinne der Politiker, vor allem der grünen Politiker, die ja in einem Ausmaß kriegstreiberisch sind, wie es nicht für möglich gehalten hätte. Ich war früher selber mal bei den Grünen, jetzt sind es eher die Olivgrünen. Also wenn ich mir das so anschaue und zusammenreime, dann ist mir nicht ganz wohl dabei.
Milena Preradovic: Würde das denn eine eine Schwächung Europas oder gerade Deutschlands, würde das irgendwelche amerikanischen US Probleme lösen?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Naja, es kommt auf die Ebenen an.
Milena Preradovic: Welche Probleme haben denn die USA jetzt wirtschaftlich?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Rein ökonomisch ist es in den USA so, dass die in den letzten 40 Jahren starke Ungleichverteilung hatten. Also der Wohlstand ist zunehmend nach oben geflossen, in der Mitte und unten ist wenig angekommen und die haben hohe Kapazitäten aufgebaut und die Massenkaufkraft reicht hinten und vorne nicht aus in den USA. Deswegen haben die einen riesigen Schuldenberg angehäuft, fast 360 % vom BIP. Auf jeden Dollar BIP kommen 3,60 $ Schulden. Also die USA haben zu Hause ein massives Problem, Überkapazitäten-Probleme, und sie haben viel zu hohe Schulden. Sie haben die Geldmenge verzehnfacht, für elffacht. Und da wäre natürlich ein Kanal, ein Exit, ein Ventil im Ausland wäre natürlich ein Segen, um die eigenen Probleme zu exportieren. Das war ja schon öfter mal in die Geschichte, Beggar-thy-neighbour, oder auch noch gravierender, dass man die Probleme exportiert. Und wenn man da schafft, Konkurrenten zu schwächen oder gar auszuschalten, ist natürlich ein Segen für die Homebase. Also rein von der ökonomischen Machtbasis her gesehen ist Konkurrenten schwächen gut. Und meiner Meinung nach ist Deutschland aus US Sicht ein aus aus ökonomischer Sicht unbedingt ein Konkurrent, weil wir immer glauben, wir sind so unbedingt Verbündete. Und das ist auch das, was ich vorhin noch dazusagen wollte. Frau Baerbock oder Habeck oder andere sagen: Endlich, endlich stehen wir auf der Seite der Guten, auf der Achse des Guten, endlich mit der Entente. Jetzt haben wir die zwei Kriege, wo wir immer auf der Seite der Bösen standen. Und endlich können wir uns mit den USA verbünden und gegen die bösen Russen jetzt eindreschen. Das hat auch was erleichterndes, auch so für die, ja für das Nationalbewusstsein, das in Deutschland sehr, sehr schwierig ist durch die Geschichte. Und diese Sachen kommen so zusammen, dass diese Vasallen Politik, so eine gewisse freiwillige Unterwerfung sehr stark da ist, wie ich es wahrnehme. Und das führt zu dieser ganzen Amalgamierung, dass die deutschen Politiker eben sehr stark US Interessen verfolgen und nicht wirklich hier die Interessen der hiesigen Wähler, wie Frau Baerbock selbst sagt, verfolgen.
Milena Preradovic: Sie haben gesagt, die Deutschen sind neben Verbündete in der NATO halt in erster Linie Konkurrenz für die USA und Deutschland zusammen mit einem Russland als befreundete Macht, wäre wahrscheinlich noch ein größerer Konkurrent oder? Da gab es doch immer Bestrebungen aus den USA, so eine auch wirtschaftliche Verbindung zu verhindern.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Ja, also das ist meines Wissens eine ganz alte angelsächsische Politik. Es war schon von England, wenn Mitteleuropa sich mit Russland wirklich in Freundschaft verbünden würde, das wäre sensationell. Und wenn man dann noch das asiatische Hinterland dazunimmt, glaube ich, leben fast 70 % der Erdbevölkerung, leben auf dieser eurasischen Platte. Und was da an Wirtschaftskraft ist, an menschlicher Kraft. Also wenn man das Asien noch mit dazunimmt, ist es ungeheuerlich. Da sind die USA plötzlich ein Minor-Player. Und wenn wir jetzt Deutschland und Russland nimmt: meiner Meinung nach wäre unsere Aufgabe, uns mit dem russischen Volk zu versöhnen, zu verbrüdern, natürlich auch mit dem französischen und englischen und sonstigen Völkern, aber auch mit dem russischen Volk. Das wäre eigentlich unsere Aufgabe, meiner Meinung nach in Deutschland. Aber das ist ein Albtraum für angelsächsische Hegemonialpolitik seit über 100 Jahren. Wenn die sich zusammentun aus angelsächsischer Sicht, das Mitteleuropäische, des Engineering-Denken, das organisatorische Denken mit diesem riesigen Hinterland, mit dieser Kraft dieses russischen Landes des russischen Volkes und Rohstoffe. Das wäre eine gewaltige Gegenkraft gegen die USA, und die werden alles tun, das zu verhindern. Und sie haben es schon verhindert über Nord Stream zwei, schon lange vor Ukraine. War ja ungeheuerlich, dass sie gesagt haben, wir dürfen kein Nordstream zwei bauen. Ich meine bitte?! Das ist im tiefsten deutschen und russischen Interesse, Nordstream zwei zu haben, sich mit diesem asiatischen Platte sich aus der zu versorgen und nicht von Saudi-Arabien, nicht von USA. Also die Abhängigkeit haben wir ja heute gegenüber Saudi-Arabien und den anderen Erdöllieferländern. Das ist ja ganz absurd mit Abhängigkeit zu argumentieren. Aber wir sehen schon lange vor dem Ukrainekrieg, dass die USA alles versuchen, jetzt auch in jüngerer Zeit, das deutsche und russische Volk zu entzweien.
Milena Preradovic: Da kommt ihnen der Krieg natürlich jetzt sehr entgegen. Also die USA, glauben Sie, dass sie ein Interesse, ein größeres Interesse an diesem Krieg haben?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Ja, ich glaube ja. Ich glaube auch, dass der schon lange vorbereitet ist. Es gab 2014 diesen Flugzeugabsturz über die Ukraine, wo fast 300 Menschen gestorben sind. Und da ist sehr lange gerätselt worden, ist das Flugzeug runter geschossen worden. Und dann hat man gesagt, na ja, das haben die prorussischen Milizen in der Ostukraine abgeschossen. Und dann ging durch die ganzen westlichen Medien, also nicht nur Deutschland, aber auch in Deutschland, ein Bild von einem ukrainischen Soldaten, der russlandfreundlich ist, ja so eine Affen-Puppe in die Kamera hält. Und der Untertitel war „Russlandfreundliche Soldat verhöhnt Todesopfer“ sinngemäß. Und wenn man dann die Filmsequenz sich anschaut, dann hat er diesen Affen in der Hand. Dann legt den Affen weg, nimmt seine Kappe ab und bekreuzigt sich. Also, was wir in den Headlines in Deutschland gelesen haben, in angelsächsischen Medien, war eine blanke Lüge. Man hat damals schon russlandfreundliche Russland-Freundlichkeit als diabolisch, als ganz schlimm, als verbrecherisch dargestellt, was eine Lüge war. Und ab dieser Sendung, das lief in „der Anstalt“, in „der Anstalt“ 2014/15. Seit dieser Sendung dachte ich mir, jetzt wird der Krieg vorbereitet gegen Russland, jetzt macht man das Feindbild Russland. Der Russe ist der Böse, der Russe ist der Feind. Denn erst läuft der Krieg in den Medien. Erst schießen die Medien, dann schießen die Panzer. So was im Irak auch, so was bei allen Kriegen. Erst wird jahrelang der Saddam Hussein über die Medien beschossen, dann wird über Panzer und Granaten beschossen. Also ich dachte mir seit dem ich das erfahren haben von diesen russischen Soldaten oder prorussischen Soldaten, der sich bekreuzigt, was genau ins Gegenteil verkehrt wird, „verhöhnt Todesopfer“. Da dachte ich mir, solche massiven Lügen in den deutschen Medien, in den westlichen Medien werden nur angewandt für einen bestimmten Zweck. Und was ist der Zweck? Der Zweck ist, Russland zum Feind zu erklären, wieder zu entzweien. Und seither dachte ich mir wird ein Krieg vorbereitet.
Milena Preradovic: Aber den Krieg hat Putin angefangen.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Ja, natürlich. Also, es hat eine Vorgeschichte. Wie selbstverständlich hat Putin den Krieg angefangen und Krieg ist nicht gut. Invasion ist falsch. Mit Panzern einzumarschieren in ein Land ist nicht gut, was Putin gemacht hat, selbstverständlich. Aber dieser Einmarsch am 24. Februar hatte eine Vorgeschichte. Das geht jetzt zurück bis zur deutschen Wiedervereinigung, bis zum Zerbrechen der Sowjetunion, wo damals das Versprechen gegenüber Russland gegeben wurde keine NATO-Osterweiterung. Und selbst Deutschland, hieß es am Anfang, soll Deutschland der NATO bleiben, ja oder nein? Und dann hat Russland zugestimmt. Okay, Deutschland kann in der NATO bleiben, aber keine NATO-Osterweiterung. Und dieser Vertrag, dieses Versprechen ist von US Seite seit 30 Jahren systematisch gebrochen worden. Die NATO-Osterweiterung bis an die Grenze Russlands. Man hat alles getan um Russland zu provozieren. Man hat auch in der Ukraine zum Beispiel diese Biochemie Labore eingerichtet mit US Unterstützung. Und das US Außenministerium sagt auch ganz offen, „natürlich gibt es diese Biochemie Labore. Wir müssen aufpassen, dass der Russe sie nicht kriegt“. Also die leugnen das gar nicht ab. Also dass man in die Ukraine jetzt versucht, westliche Waffen bis hin zu atomarer Aufrüstung zu bringen. Also man hat alles versucht, Russland immer mehr unter Druck zu setzen und die Ukraine aufzuhetzen, die Bevölkerung mithilfe von westlichen Geldern aufzuhetzen gegen Russland. Man hat alles getan, um Russland zu provozieren und immer gesagt Das ist eine Grenze, ihr könnt nicht bis an die russische Grenze gehen. Und dann hat er eben entschieden im 24 Februar, ich weiß nicht ob Putin oder Militär, wer auch immer, „Wir lassen uns das nicht mehr bieten. Jetzt greifen wir an!“ Also dieser Ukraine-Krieg hat eine lange Vorgeschichte.
Milena Preradovic: Hat es ganz sicher. Kommen wir noch mal zur Wirtschaft zurück. Profitiert denn noch jemand? Profitieren vielleicht die großen Konzerne, die weltgroßen Konzerne,von einer wirtschaftlichen Schwächung Deutschlands?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Ja, also da gibt es zwei Ebenen. Zum einen die großen Konzerne, die profitieren. Also was wir jetzt gesehen haben, die neuesten Exxon Zahlen, die jetzt die Halbjahreszahlen von Exxon, die haben Gewinne gemacht, haben sich verdreifacht. Das ist ungeheuerlich, was die Energiekonzerne in USA verdienen. Natürlich hat auch Gazprom riesige Gewinne gemacht. Also zum einen gewinnen die großen Konzerne. Ich sehe da zwei Ebenen. Zum einen die Großen profitieren gegenüber den Kleinen. Das war schon in den Lockdowns so, das setzt sich jetzt fort in der Ukraine. Denn die Großunternehmen, die haben riesige Ressourcen, Möglichkeiten der Logistik, sich im Vorfeld einzudecken. Das haben die Klein und Mittelständler nicht. Also zum einen ist es ein Kampf der Großen gegen die Kleinen, um die Wettbewerber wegzubekommen. Und zum anderen ist es auch ein Kampf, ein nationaler Kampf gegen Europa, gegen Kontinentaleuropa, gegen große Wirtschaftskonkurrenten. Man spricht manchmal auch von einem Wirtschaftskrieg. China machte übrigens auch mit. China profitiert auch von diesem Krieg. Je mehr wir uns die Köpfe einschlagen hier in Europa, um so besser ist es im Prinzip für China unter Hegemonialgesichtspunkten. Also ich spreche nicht von menschlichen, sondern rein unter Machiavelli-Gesichtspunkten, also unter Macht- oder Cäsar-Gesichtspunkten. Also das ist diese zweite Ebene, dass man dann versucht, über Nationalismen Konkurrenz im Ausland zu schwächen. Und die Dinge laufen beide. Und am meisten gebissen ist dadurch der deutsche Mittelstand, die deutschen Kleinunternehmen, weil wir sehr abhängig sind von diesen Gaslieferungen und wir uns freiwillig, im Prinzip jetzt fast freiwillig über die Sanktionspolitik von diesem Gas auch noch selbst abschneiden, statt Nordstream zwei zu eröffnen, was für mich die beste Lösung wäre, was auch Oskar Lafontaine zum Beispiel vorschlägt. Also diese deutsche Mittelstand wird in eine zweifache Zange genommen, eben über hegemoniale Interessen, international und dann auch Große gegen Kleine.
Milena Preradovic: Und dann gibt es ja noch andere Ebenen. Kommen wir zur Finanzwirtschaft: Das billige Geld ist jetzt passe. Also der Zinssatz ist jetzt schon ein paar Mal erhöht worden. Kann denn das diese Inflation stoppen? Das ist ja der Sinn dahinter eigentlich.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Das glaube ich schon. Also in den USA sicher stoppen nicht, aber stark abmildern. Es hat vorgestern hat man es gemerkt, da kamen die neuen Inflationszahlen raus in den USA und die Börse ist gecrasht. Wallstreet ist vier, 5 % runtergegangen, die Zinsen sind nach oben geschnellt. Also man sieht, wie nervös die Finanzmärkte sind momentan auf alles, was mit Inflation zu tun hat. Ich glaube, dass die USA die Inflation brechen werden und in den Griff bekommen. Nicht 2 % werden sie nicht so schnell erreichen, aber vier, fünf, 6 %. Das wird relativ schnell gehen. Anders in Europa. In Europa haben wir keine Nachfrage getriebene Inflation, sondern relativ stark eine angebotsgetriebene Inflation. Wir leiden ungleich stärker unter den Energie-Preissteigerungen, weil wir viel mehr auf die östlichen Importe angewiesen sind. Und Europa wird die Inflation vermutlich nicht so schnell weggehen, auch wenn die EZB die Zinsen anhebt. Die Energiepreise hat sie nicht nicht im Griff und vor allem Erdgas hat sie nicht im Griff. Also ich rechne damit, dass die USA ja die Inflation runterdrücken auf 3,4,5, vielleicht 6 % in den nächsten ein, zwei Jahren. Und Europa kann es durchaus zweistellig werden.
Milena Preradovic: Zweistellig? Also gibt es da überhaupt eine Grenze nach oben?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Na ja, theoretisch nein. Wir hatten in Deutschland ja die Hyperinflation im November 1923. Ich habe Wirtschaftsgeschichte viel, viel gemacht. Im November 1923 waren die Preise in Baden Württemberg, in Bayern, 18 Millionen mal so hoch wie im November 1922. Also wir reden davon, Inflationsraten von 1,8 Milliarden %. Also theoretisch gibt es keine Grenze nach oben. Und das viele Geld, das gedruckt worden ist, auch von der EZB, das könnte dazu führen, dass sich die Preise theoretisch verachten oder von neuem fachen, weil sich die Geldmenge verneunfacht hat. Ich glaube aber nicht, dass das zu dramatisch kommt. Ich glaube, dass es niedrig zweistellig kommen kann. Zehn, zwölf, 13 %. Aber alles, was darüber hinausgeht, muss die EZB reagieren. Weil wenn wir so hohe Inflation haben, dann funktioniert die Ökonomie nicht mehr gescheit. Man kann nicht mehr die Preise steuern, nicht mehr. Dies wird alles, dieses Preis-Gitter, was ja alles steuert, die Investitionen, den Konsum. Das Preis-Gitter wird verschwommen. Wir kriegen riesige Ineffizienzen. Also zu hohe Inflation für zu lange Zeit schwächt ganz dramatisch die Wirtschaft. Deswegen längere Zeit 12, 13, 14 % kann sich die EZB nicht leisten, weil dann verliert sie alle Glaubwürdigkeit. Das Ziel ist ja 2 %. Deswegen sie werden schon brechen, aber es wird länger dauern als USA und der Preis wird viel höher sein.
Milena Preradovic: Ich meine, so eine Zinserhöhung hat ja noch andere Effekte. Viele Häuslebauer, habe ich jetzt schon gehört, können sich wahrscheinlich dann ihre Hypotheken nicht mehr leisten. Vor allem die, die jetzt gerade wieder neu verhandelt werden. Was kann denn so eine Zinserhöhung wirtschaftlich noch bewirken?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Die kann ganz, ganz viel bewirken. Also das alles geht von den USA aus, die dramatisch anheben. Die haben die anderen Länder alle momentan mitgerissen. Das ist kein Wunder, denn USA ist die ökonomische Hegemonialmacht schlechthin. Was dort an Kapital sitzt, da ist alles andere Rest der Welt eigentlich nicht so dramatisch. Die haben die Zinsen nach oben gerissen und das hat Auswirkungen. Zum einen auf Entwicklungsländer. Es gibt an die 60 Entwicklungsländer, die momentan mit dem IWF entweder in Verhandlungen sind oder Sorgen haben, dass sie nicht mehr zahlen können. 60 Entwicklungsländer. Dann gibt es viele kleine und mittlere oder sogenannte Zombie-Unternehmen, die hohe Schulden haben. In Europa, in den USA, bei den jetzt gestiegen Zinsen. Schreibt auch schon Wall Street Journal: Jetzt kommen die High Leverage Unternehmen kommen langsam unter Druck. Also in den USA, in Europa werden die Unternehmen mit hohen Schulden kommen jetzt langsam an die Grenze, dass sie in Insolvenz gehen.
Milena Preradovic: Also das sind die Unternehmen, um das noch mal ganz klar zu machen, die eigentlich, wenn es das billige Geld nicht gegeben hätte, längst pleite waren. Also das nennt man Zombie Unternehmen, ne?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Entschuldigung, so ist es. Zombie Unternehmen, seit der Zinspolitik 2008, seit der Nullzinspolitik und dem dramatischen Gelddrucken, sind Unternehmen mit vielen Schulden eigentlich nicht mehr aus dem Markt raussortiert worden, weil die Zinsen waren so niedrig oder nahe null, dass viele Unternehmen, wo ich als Ex Banker sagen müsste, die sind, die können die Schulden nie zurückzahlen, haben trotzdem überlebt, weil die Zinsen so niedrig waren. Und wie viel das sind, wissen die Götter. Aber es sind zigtausende. Viele, viele Prozent aller Unternehmen, meiner Meinung nach, die bei hohen Zinsen nicht überlebensfähig sind. Also das sind also noch mal die Entwicklungsländer, die einen dramatischen Schlag abbekommen, die hoch verschuldeten Unternehmen, die in dramatischen Schlag bekommen und auch hoch verschuldete Staaten im Westen, zum Beispiel Italien, Griechenland, können sich eigentlich 4, 5 % gar nicht leisten. Da stehen wir eigentlich vor einer, wenn das wirklich kommt von der Staatsinsolvenz von Italien oder Griechenland, wenn wirklich 4, 5 % kommen. Ich sehe nicht, wie Italien das leisten soll. Sie haben fast 150 % vom BIP Schulden. Und das was Sie ansprechen, die privaten Haushalte. Wir haben ja sehr wenig Schulden in Deutschland oder überhaupt in Europa als private Haushalte. Aber die Häuslebauer. Das wird aber lange dauern, weil sie ja meistens 10-jährige Kreditverträge haben. Den Neu-Hausbau, den erwischt es jetzt sehr stark. Die Preise stagnieren auch schon in Deutschland seit vier Monaten. Die Hauspreise steigen nicht mehr weiter an, weil die Zinsen eben so hoch sind. Also die Baubranche in Deutschland wird jetzt schon gedreht,die Frühindikatoren gehen schon stark nach unten.
Milena Preradovic: Sie haben gerade gesagt, dass die Möglichkeit besteht, dass Italien in den Bankrott geht, in den Staatsbankrott. Kann das denn die Eurozone überleben?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Nein. Wenn das wirklich käme, kann die Eurozone meiner Meinung nach nicht überleben. Also die Argumentation ist wie folgt: Italien nur die Staatsschulden ohne Unternehmen, ohne Private sind 150 % vom BIP. Das heißt, wenn die Zinsen von nahe null auf 4 % gehoben werden, muss Italien 6 % vom BIP auf Dauer mehr Zinsen zahlen. Wie soll das gehen? 6 % vom BIP. Das heißt, Sie müssen die Staatseinnahmen um 12,14,15 Punkte erhöhen. Das geht nicht. Italien hat seit 2020 kein Wirtschaftswachstum mehr gehabt, kein reales Wirtschaftswachstum mehr. Also das geht nicht. Wenn Italien Pleite gehen sollte, es gibt übrigens Spekulationen von Wall Street aus hieß es vor zwei, drei Wochen die Spekulationen nehmen stark zu auf italienische Staatsanleihen, dass die zusammenbrechen. Wenn wirklich ein Staatsbankrott kommen sollte von so einer großen Nation wie Italien mit gut 60 Millionen Menschen, dann werden im nächsten Schritt alle Banken, die italienische Staatsanleihen halten, pleite. Das sind sie, fast alle italienischen Banken, weil sie sehen, ich kann das Geld nicht zurückbekommen. Wenn die italienischen Banken in Insolvenz gehen, dann sind sofort die anderen europäischen Banken auch insolvent, weil es sehr starke Verflechtungen gibt zwischen den Banken. Das heißt, wir hätten sofort eine riesige Finanzkrise und ich glaube nicht, dass es der Euro überleben kann. Insofern dann hätten wir wirklich ein Chaos Szenario, was ich nicht hoffe, was ich mir auch nicht sicher bin, ob es kommt. Es ist sehr schwierig, aber wenn so etwas käme: ein Zerbrechen der italienischen Staatsfinanzen oder der griechischen, ein Zerbrechen des Euro, Zerbrechen des Bankensystems, dann hätten wir in Kontinentaleuropa, also wo der Euro ist, ein totales Chaos und Arbeitslosenquoten weit über 10 % quer Beet. Also das wäre wirklich, so rein ökonomisch, der worst case und richtige Zusammenbruch.
Milena Preradovic: Oje, ich meine, der Euro hat ja deutlich an Wert verloren und wird jetzt eins zu eins mit dem Dollar gehandelt. Das heißt, selbst wenn Italien nicht crasht oder Griechenland, kommen wir trotzdem in eine Finanzkrise?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Also jetzt ist Parität. Vor eineinhalb Jahren war es noch 1,20, hat man noch 1,20 $ bekommen, also eine Abwertung von schon um fast 20 %. Wenn es noch mehr unter die Parität sinkt, womit ich rechne, dann kann es sein das Spekulation gegen den Euro kommen, von den großen Hedgefonds, von den großen Anlegern. Die sagen Nö, die können ja gar nicht die Zinsen so erhöhen, weil sonst ist Italien pleite, dass dann Wetten laufen gegen den Euro. Und es hatten wir ja schon mal gegen das britische Pfund, das Soros seit Anfang der 90er Jahre die britische Notenbank in die Knie gezwungen. Also wenn große Spekulanten wirklich massiv gegen den Euro spekulieren, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Euro crasht und man sagt, wir lösen ihn auf oder sie müssen die Zinsen dramatisch anheben. Aber dann haben wir wie gesagt, diese Staats- und Unternehmens-Insolvenzen. Also ich weiß es nicht.
Milena Preradovic: Das hört sich an wie eine Lose Lose Situation.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Also der Euro ist eine Fehlkonstruktion, meiner Meinung nach von Anfang an. Von Anfang an eine Fehlkonstruktion, weil man hat politisch administriert, die Zinsen für alle gleich gesetzt, unabhängig von der Bonität. Ich bin ja Bänker gewesen in drei Banken, Bonität heißt die Güte des Schuldners. Also man hat im Prinzip, wenn man das in der nationalen Wirtschaft machen würde, der Eisdiele denselben Zins gegeben wie den Daimler. Das ist absurd. Man muss differenzieren zwischen der Bonität der Kreditnehmer. Das wird durch den Euro ausgehebelt seit über 20 Jahren. Und wenn sie politisch, administrativ, das hat ja auch Russland gemacht, Sowjetunion, die haben die Zinsen administriert, das geht nicht gut. Dann werden die Kapitalströme falsch gelenkt. Und wir kriegen jetzt meiner Meinung nach die Rechnungen der letzten 20 Jahre, diese Euroeinführung, die ökonomisch falsch war, die die Kapitalströme seit 20 Jahren im Prinzip falsch lenkt. Und da hat sich so viel an Verzerrung aufgebaut, dass wir jetzt die Rechnung kriegen. Weil Sie sagen Lose Lose Situation, wie kommt man wieder raus? Wir kriegen jetzt die Rechnung für einen falschen Euro, für eine falsche Idee, die damals eingeführt worden ist.
Milena Preradovic: Was würden Sie jetzt tun?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Also, ich würde eigentlich vorschlagen: Nationale Währungen einführen. Aber gleichzeitig die EZB in der Macht erhalten über. Sagen wir über 20 Jahre lang ganz langsam den Euro wieder auflösen, so dass wie 1998 bis 2001 die EZB die Oberhoheit hat, aber wir noch nationale Währungen haben gleichzeitig. Und dann langsam, langsam eine Bandbreite an die nationalen Notenbanken rückdelegiert, so dass die Währungen beginnen können zu schwanken in kleinen Bandbreiten, die Zinsen. Und das von Jahr zu Jahr die Bandbreiten erweitern, so dass keine wilde Spekulation kommt. Wenn jetzt der neue Franc und die neue italienische Lire, die neue D Mark eingeführt würde, dann würde sofort die Märkte irrsinnig spekulieren und die Währungen vollkommen verworfen werden und das nicht machen, sondern Bandbreiten, die die EZB steuert und von Jahr zu Jahr diese Bandbreiten zulassen, so dass langsam die Währungen wieder atmen können und langsam die Zinsen wieder atmen können. Das heißt das sind die Zinsen, den der jeweiligen Volkswirtschaft wieder anpasst, so dass es wieder stimmt und auch die Währung den Volkswirtschaften wieder anpasst. Und das über einen langjährigen Prozess über zehn oder 20 Jahre. Ich glaube das wäre machbar, trotz der Spekulanten-Wucht, wenn die EZB sagt whatever it takes, diese Bandbreiten werden wir stützen. Dann könnten wir langsam über zehn 20 Jahre den Euro wieder rückentwickeln, ohne dass wir einen Crash haben. Ich denke, das würde gehen.
Milena Preradovic: Aber es gibt keine Bestrebungen, so etwas zu tun?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Also, ich habe nichts davon gelesen. Ich sehe in den Medien wird diese Idee nicht transportiert. Nein.
Milena Preradovic: Es wird ja im Grunde auch nicht eigentlich erzählt, wie Sie es mir jetzt erzählt haben, wie krass es eigentlich ist und wie groß die Chance ist, dass der gesamte Euroraum zusammenbricht. Ist mir das entgangen oder wird das auch eher weniger berichtet?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Das wird wenn Sie zwischen den Zeilen lesen, dann kommt es schon immer wieder mal, vor allem in der englischen Presse oder in der amerikanischen Wallstreet Journal. Dann kommt schon immer wieder mal, ob der Euro überleben kann. Aber Sie müssen als Politiker der EZB natürlich extrem vorsichtig sein. In dem Moment, wo Sie sagen, wir überlegen, den Euro rückabzuwickeln. In dem Moment gibt es eine Flut von Spekulationen, in dem Moment saust der Euro 10, 20 % in Keller. Also in dem Moment, wo Sie diese Botschaft bringen von politischer Seite oder von EZB Seite, in dem Moment lösen Sie alle Stürme der Spekulation aus. Und deswegen muss man als Politiker und oder auch als EZB Politiker natürlich sehr sehr vorsichtig sein. Das muss man im Hintergrund vorbereiten und ganz fest das alles geplant haben und dann sagen: „wir machen das jetzt und werden alles tun, das durchzusetzen“. Insofern ist es kein Zufall, dass es nicht diskutiert wird. Wenn es diskutiert wird, dann kommt es für mich aus den angelsächsischen Medien. Wallstreet Journal bringt es immer wieder mal, ob der Euro wohl crasht? Aber in Europa ist natürlich: Bloß nicht drüber reden. In dem Moment, wo Sie drüber reden, ohne dass Sie ein Back up haben, dann ist es vorbei. Das ist sehr gefährlich. Deswegen ist es kein Zufall, dass Sie das in den Medien nicht liest.
Milena Preradovic: Was würden Sie denn jetzt Leuten raten, die ihr Geld in Euro haben? Viel Geld, oder einiges Geld, die Ersparnisse?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Als Ex Investmentbanker sage ich diversifizieren. Diversifizieren heißt nicht alle Eier in ein Nest legen, nicht alles Ersparte in eine Währung legen und schon gar nicht in den Euro alles legen, sondern verschiedene Währungen, verschiedene Asset Klassen. Also es gibt mobile Aktien Bonds, im Wesentlichen, ein bisschen Gold. Also ich persönlich habe keine Aktien aus weltanschaulichen Gründen letztlich ja, aber diversifizieren. Nicht alles in eine Währung setzen, nicht alles in eine Anlageform nicht stecken.
Milena Preradovic: Was mit dem Schweizer Franken?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Ein Schweizer Franken wird überleben. Dem Ding passiert nie was. Dollar wird auch nie was passieren.
Milena Preradovic: Okay, gut. Das vielleicht für den, der die ein oder zwei Kröten irgendwo auf der Bank sitzen hat. Professor Kreiß. Vielen lieben Dank für diese Einordnung des Geschehens. Also Lustiger hat es vielleicht nicht gemacht, aber schlauer, das sage ich hin und wieder. Vielen Dank für Ihre Expertise und danke, dass Sie da waren.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Ja, vielen Dank, Frau Preradovic.
Milena Preradovic: Tja, Leute, möglicherweise wird dieser Herbst beweisen, dass er gleichzeitig kalt und heiß werden kann. Die Regierung weiß das und warnt davor, auf die Straße zu gehen, weil das angeblich den Rechtsextremisten in die Hände spielt. Kontakt-Schuld und quasi ein moralisches Demonstrationsverbot. Ob das noch mal zieht? Ich bin sehr gespannt und wünsche euch eine gute Zeit. Bis bald!
Interview with Prof. Dr. Christian Kreiß (english)
Milena Preradovic: Quo vadis, Germany? While the chancellor asserts daily „We can do it together,“ experts are sounding the alarm. The president of the skilled trades fears a wave of insolvencies. The farmers‘ association even warns of food shortages. The economy is groaning, and those who can are looking abroad for production facilities. Meanwhile, prices continue to climb and inflation continues apace. But why is the government sending the country into ruin with its eyes wide open? And who wins when we lose? Who benefits from the crash of the former model pupil Germany? My guest says: „There are some winners and there is also an interest in a weak Germany.“ We’ll talk about that now in point Preradovic. Hello, Professor Dr. Christian Kreiß.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Hello, Ms. Preradovic.
Milena Preradovic: Let me introduce you briefly. You studied economics at the University of Munich and also did your doctorate there, on the Great Depression of 1929 to 1932. You then worked as a banker for nine years, seven of them as an investment banker. You have been a professor of finance since 2002 and have also given MBA lectures on investment banking at the University of Maine in the USA. You are a lecturer and book author. As an author, you have now written seven books, your latest being „Bought Science“ and „The Mephisto Principle in Our Economy.“ You have already been invited three times as an independent expert in the Bundestag, namely for the SPD, the Greens and the Left Party, and you advocate for a humane economy. So now let’s get started. In view of the price explosions, what do you expect for Germany as an industrial location?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Phew. So price explosion we have. I would be careful with the term explosion. Wholesale prices, energy prices, they have actually risen very, very sharply. Inflation itself is very currently at 8.1%. I wouldn’t call that a price explosion, but rather an increase in inflation. But what is really very serious for our economy are these natural gas price increases, the energy price increases. From day to day we hear that industry is suffering more and more because we are simply no longer competitive. Our industry right now is paying seven to 8 to 9 times the price of gas compared to U.S. industry. Various energy-intensive industries just can’t keep up with that. So aluminum, fertilizer, also steel, AdBlue as the latest example. Yes, this is putting more and more a stranglehold on our economy and especially on small and medium enterprises.
Milena Preradovic: Do you expect a wave of migration abroad? Let’s say where the energy is cheaper from the companies that can do it?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Well, I actually do think that the larger companies, if they expect energy prices to remain permanently higher, that they will migrate. I actually do believe that if industries are closed now, energy-intensive industries, it will be difficult to bring them back. I also don’t believe that energy prices, for example electricity prices, will fall dramatically again. So I’m afraid that if industries move away now, that could be permanent.
Milena Preradovic: And the president of the skilled trades fears a wave of insolvencies in the skilled trades or in the small companies that work in an energy-intensive way. We have heard all that now, bakers, butchers or so, they are then also gone, ne?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Well, that’s really the middle class. I think 95, 96 % of the people here don’t work for DAX companies, but for small or medium-sized enterprises. So if the DAX companies were to have problems now, we wouldn’t notice it so much in terms of employment at first. But if the small companies really give up, then we really get problems on the labor market with unemployment.
Milena Preradovic: How many people could lose their jobs? Are there any estimates?
Prof. Dr. Christian Kreiß: That’s quite difficult to say. There are various estimates from the different economic institutes, which also diverge very widely. But phew, I’m very cautious about that. But we can quickly get one or two million more unemployed, now in the fall or winter. But that’s incredibly difficult to predict, because it depends on how gas prices develop, whether we get a gas lockdown, whether public buildings are closed, whether industries can no longer produce. MAN for example, we know someone, they have now handed out long johns and underwear at the plant in Munich. And they expect that they will not produce in the winter, they will produce in Poland. But these are all forecasts as to whether the gas will actually flow then, whether it will be available and at what price. But if a real bottleneck actually comes now, then that can quickly go into hundreds of thousands or millions probably first of all in short-time work.
Milena Preradovic: That all sounds much more dramatic than you hear from politics.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Yes well, that’s the job of politicians there to classify. But even from the political side, there is always the term „rage winter“ or such uprisings, how one is already arming oneself against it, what one can do against it. Of course, the politicians can’t dramatize this in such a way, because then they’d be sawing at their own chairs. But if you read between the lines, you can hear that there is concern about unrest in the fall and winter.
Milena Preradovic: But that’s what the Infection Protection Act is for. And do you expect a new horror virus in winter?
Prof. Dr. Christian Kreiß: I don’t know.
Milena Preradovic: So from a rage winter perspective. Was an unfair question, ne?
Prof. Dr. Christian Kreiß: From a rage-winter perspective, of course, it would be favorable, as you can see with China. When they have their lockdowns. When people want to withdraw money from the bank or want to protest, they are simply locked away or are so discriminated against by their surveillance system that they can no longer protest at all. Yes, that’s the case, the Chinese are very, very far ahead there, already with the technology. But in principle, from the government’s point of view, it is of course very practical when people want to protest. That they then block the account or deny them access via lockdown measures, via killer virus scenarios, via fear. There, of course, you have a much better grip on the citizens.
Milena Preradovic: Oh yes, we have seen that in recent years. Do you think there is a deindustrialization in Germany? Some industry officials already fear that.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Well, for example, the head of the BDI, he already said in July that he can imagine that prosperity in Germany will drop by 20 to 30%. Those are insane numbers. So that speaks in the direction of deindustrialization. And if you look a little bit at the plot behind it, the US policy. We are a very unpleasant competitor for the USA. After all, we were the world export champion for a long time. There is far too much capacity in the world, from the U.S. point of view, including in the U.S.. And if you can really weaken your competitor, that would of course be a blessing from a competitive point of view. There are interests that actually want to weaken Germany, especially competitors. They are happy for every competitor that comes out. And German politics does almost everything to damage itself. So Mr. Habeck or Mrs. Baerbock, they do everything to cut us off from gas, to escalate the prices. Oskar Lafontaine recently spoke of vassal politics, that we don’t have an original policy at all, but vassal politics. Mrs. Baerbock also said: I do not govern in the sense of the German voters, she said literally, I obviously govern for other people than for the German voters. And when I look at all this, this competition, this vassal politics, as Lafontaine calls it, it’s very worrying. It could lead in the direction of really weakening Germany’s industrial base in the long term. Yes.
Milena Preradovic: One wonders, of course, why one is a vassal of a power that apparently wants to weaken one? For me, that’s not logical now.
Prof. Dr. Christian Kreiß: It’s not logical at first glance, that’s not so simple either. But if you look where the leaders come from, who was in Davos in these New Leadership, in these Leadership Schools with Charles Schwab and already before that in the predecessor institutions. How the networks are in the U.S. with transatlantic connections, when they see all these connections together, also who sits in journalism, in the executive suites, that is very closely intertwined. And then the card of war guilt and National Socialism is always played, the German self-confidence is very badly damaged, I would say, even with a certain right, as far as the crimes are concerned, of course. But it has been weakened. And now, finally, we have the opportunity to change this in the sense of the politicians, especially the Green politicians, who are war-mongers to an extent that we would not have thought possible. I used to be a member of the Greens myself, but now it’s more the Olive Greens. So when I look at it and put it together, I’m not entirely comfortable with it.
Milena Preradovic: Would that weaken Europe or Germany in particular, would that solve any U.S. problems?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Well, it depends on the levels.
Milena Preradovic: What problems does the U.S. have economically now?
Prof. Dr. Christian Kreiß: From a purely economic point of view, the U.S. has had a very unequal distribution of wealth over the last 40 years. Wealth has increasingly flowed to the top, but little has reached the middle and the bottom, and they have built up high capacities and the mass purchasing power is not sufficient at the back and front in the USA. That’s why they have accumulated a huge mountain of debt, almost 360% of GDP. For every dollar of GDP, there is $3.60 of debt. So the U.S. has a massive problem at home, overcapacity problems, and they have way too much debt. They’ve increased the money supply tenfold, for elevenfold. And there, of course, a channel, an exit, an outlet abroad would be a boon to export their own problems. That has been in the history, beggar-thy-neighbor, or even more serious, that you export the problems. And if you manage to weaken or even eliminate competitors, that is of course a blessing for the home base. So purely from the point of view of the economic power base, weakening competitors is good. And in my opinion, from the U.S. point of view, Germany is absolutely a competitor from an economic point of view, because we always think we are so necessarily allies. And that is also what I wanted to add earlier. Mrs. Baerbock or Habeck or others say: Finally, finally we are on the side of the good guys, on the axis of good, finally with the Entente. Now we have the two wars where we were always on the side of the bad guys. And finally we can ally with the USA and push in against the evil Russians now. That also has something relieving, also for them, yes, for the national consciousness, which is very, very difficult in Germany because of history. And these things come together in such a way that this vassal policy, a certain voluntary submission, is very strong, as I perceive it. And that leads to this whole amalgamation, that the German politicians are just very strongly pursuing U.S. interests and not really pursuing here the interests of the local voters, as Ms. Baerbock herself says.
Milena Preradovic: You said that the Germans, in addition to being allies in NATO, are first and foremost competitors for the U.S., and Germany, together with Russia as a friendly power, would probably be an even bigger competitor, wouldn’t it? There were always efforts from the USA to prevent such an economic connection.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Yes, to my knowledge this is a very old Anglo-Saxon policy. It was already from England, if Central Europe would really ally with Russia in friendship, that would be sensational. And if you then add the Asian hinterland, I think almost 70% of the earth’s population, live on this Eurasian plate. And what is there in terms of economic power, in terms of human power. So if you add Asia to that, it’s tremendous. Suddenly the USA is a minor player. And if we now take Germany and Russia: in my opinion, our task would be to reconcile, to fraternize with the Russian people, of course also with the French and English and other peoples, but also with the Russian people. That would actually be our task, in my opinion, in Germany. But this has been a nightmare for Anglo-Saxon hegemonic politics for over 100 years. If they join together from the Anglo-Saxon point of view, the Central European, the engineering thinking, the organizational thinking with this huge hinterland, with this power of this Russian country of the Russian people and raw materials. That would be a huge counterforce against the U.S., and they will do everything they can to prevent that. And they have already prevented it via Nord Stream two, long before Ukraine. It was outrageous that they said we can’t build Nord Stream two. I mean please?! It is in Germany’s and Russia’s deepest interest to have Nord Stream Two, to be supplied with gas from this Asian plate and not from Saudi Arabia, not from the USA. So today we are dependent on Saudi Arabia and the other oil supplier countries. It is quite absurd to argue with dependence. But we have seen long before the Ukraine war that the USA is trying everything, now also more recently, to divide the German and Russian people.
Milena Preradovic: So, of course, the war now suits them very well. So the U.S., do you think they have an interest, a greater interest in this war?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Yes, I think so. I also believe that it has been prepared for a long time. There was this plane crash over Ukraine in 2014, where almost 300 people died. And there was a lot of speculation about whether the plane had been shot down. And then they said, well, it was shot down by the pro-Russian militias in eastern Ukraine. And then a picture of a Ukrainian soldier, who is pro-Russia, holding a monkey doll in the camera, went through all the Western media, not only Germany, but also in Germany. And the subtitle was „Russia-friendly soldier mocks fatalities“ meaning. And then if you watch the film sequence, he has this monkey in his hand. Then puts the monkey away, takes off his cap and crosses himself. So, what we read in the headlines in Germany, in Anglo-Saxon media, was a blank lie. At that time, people were already portraying Russia-friendly as diabolical, as quite bad, as criminal, which was a lie. And from that program on, that ran in „der Anstalt“, in „der Anstalt“ 2014/15. Since that program, I thought to myself, now the war is being prepared against Russia, now they are making the enemy image of Russia. The Russian is the bad guy, the Russian is the enemy. Because first the war is going on in the media. First the media shoot, then the tanks shoot. It’s the same in Iraq, it’s the same in all wars. First the Saddam Hussein is shot for years over the media, then is shot over tanks and shells. So I thought to myself since I have experienced this from these Russian soldiers or pro-Russian soldiers, who crosses himself, which is exactly turned into the opposite, „mocked fatalities“. Then I thought to myself, such massive lies in the German media, in the Western media are applied only for a specific purpose. And what is the purpose? The purpose is to declare Russia an enemy, to divide it again. And since then I thought a war is being prepared.
Milena Preradovic: But the war was started by Putin.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Yes, of course. So, it has a history. As a matter of course, Putin started the war and war is not good. Invasion is wrong. Invading a country with tanks is not good, which Putin did, of course. But this invasion on February 24 had a history. Now, that goes back to German reunification, to the breakup of the Soviet Union, where the promise to Russia at that time was no NATO eastward expansion. And even Germany, it was said at the beginning, should Germany stay NATO, yes or no? And then Russia agreed. Okay, Germany can stay in NATO, but no NATO eastward expansion. And this treaty, this promise has been systematically broken by the US side for 30 years. NATO expansion to the east to the border of Russia. Everything has been done to provoke Russia. In Ukraine, for example, these biochemistry laboratories have been set up with US support. And the US State Department says openly, „Of course there are these biochemistry laboratories. We have to be careful that the Russians don’t get them“. So they don’t deny that at all. So that they are now trying to bring Western weapons to Ukraine, up to nuclear armament. So they have tried everything to put more and more pressure on Russia and to incite Ukraine, to incite the population with the help of Western money against Russia. They did everything to provoke Russia and always said, „This is a border, you can’t go to the Russian border. And then he just decided in February 24, I don’t know if it was Putin or military, whoever, „We’re not going to take this anymore. Now we’re going to attack!“ So this Ukraine war has a long history.
Milena Preradovic: It certainly has. Let’s come back to the economy. Is anybody else profiting? Do perhaps the big corporations, the global corporations, profit from an economic weakening of Germany?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Yes, so there are two levels. On the one hand, there are the large corporations that profit. So what we have seen now, the latest Exxon figures, the now the half-year figures of Exxon, they have made profits, have tripled. That’s outrageous what the energy companies are making in the United States. Of course, Gazprom has also made huge profits. So on the one hand, the big corporations are winning. I see two levels there. On the one hand, the big ones profit over the small ones. That was already the case in the lockdowns, and it’s continuing now in Ukraine. Because the big companies have huge resources and logistical possibilities to stock up in advance. Small and medium-sized companies don’t have that. So, on the one hand, it’s a fight of the big against the small to get rid of the competitors. And on the other hand, it’s also a fight, a national fight against Europe, against continental Europe, against big economic competitors. One sometimes also speaks of an economic war. China, by the way, also joined in. China also benefits from this war. The more we butt heads here in Europe, the better it is in principle for China from a hegemonic point of view. So I’m not talking about human, but purely from a Machiavelli point of view, that is, from a power or Caesar point of view. So that’s this second level, that you then try to weaken competition abroad through nationalisms. And things are going both ways. And the German middle class, the German small businesses, are the most bitten by this, because we are very dependent on these gas supplies and we are voluntarily, in principle now almost voluntarily cutting ourselves off from this gas through the sanctions policy, instead of opening Nordstream Two, which would be the best solution for me, which is also what Oskar Lafontaine, for example, is proposing. So this German middle class is taken into a double pincer, just about hegemonic interests, internationally and then also big against small.
Milena Preradovic: And then there are other levels. Let’s move on to the financial sector: cheap money is now a thing of the past. So the interest rate has been raised a few times now. Can that stop this inflation? That’s actually the whole idea behind it.
Prof. Dr. Christian Kreiß: I think so. Well, it certainly won’t stop it in the U.S.A., but it will mitigate it considerably. You noticed it the day before yesterday, when the new inflation figures came out in the U.S. and the stock market crashed. Wall Street went down four, 5 %, interest rates went up. So you can see how nervous the financial markets are right now on anything to do with inflation. I think the U.S. is going to break inflation and get a handle on it. Not 2% they won’t get to that quickly, but four, five, 6%. That will happen relatively quickly. It’s different in Europe. In Europe, we don’t have demand-driven inflation, we have relatively strong supply-driven inflation. We suffer disproportionately more from energy price increases because we are much more dependent on eastern imports. And Europe inflation is unlikely to go away anytime soon, even if the ECB raises interest rates. It doesn’t have a handle on energy prices, and it doesn’t have a handle on natural gas in particular. So I expect the U.S. to push inflation down to 3, 4, 5, maybe 6% in the next year or two. And Europe, it may well get into double digits.
Milena Preradovic: Double digits? So is there an upper limit at all?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Well, theoretically no. In Germany we had the hyperinflation in November 1923. I have done a lot of economic history. In November 1923, prices in Baden Württemberg, in Bavaria, were 18 million times as high as in November 1922. So we’re talking about inflation rates of 1.8 billion %. So theoretically, there’s no limit to the upside. And all the money that has been printed, including by the ECB, could theoretically lead to prices being despised or multiplied by a new factor, because the money supply has increased ninefold. But I don’t think that’s going to come too dramatically. I think it could come in low double digits. Ten, 12, 13 percent. But anything above that, the ECB has to react. Because if we have inflation that high, then the economy doesn’t function properly anymore. You can’t control prices, not anymore. Everything, this price grid, which controls everything, investments, consumption, becomes blurred. The price grid is getting blurred. We get huge inefficiencies. So too high inflation for too long weakens the economy quite dramatically. That’s why the ECB can’t afford to keep inflation at 12, 13, 14% for a long time, because then it loses all credibility. The target is 2%. Therefore, they will break, but it will take longer than USA and the price will be much higher.
Milena Preradovic: I mean, such a rate hike has other effects. Many home builders, I’ve already heard, will probably no longer be able to afford their mortgages. Especially those that are currently being renegotiated. What other economic effect can such an interest rate increase have?
Prof. Dr. Christian Kreiß: It can have a very, very big impact. So all this is coming from the U.S., which is raising rates dramatically. They have dragged all the other countries along with them at the moment. That’s no wonder, because the U.S. is the economic hegemonic power par excellence. What capital is sitting there, everything else in the rest of the world is actually not so dramatic. They have pushed up interest rates, and that has an impact. On the one hand, on developing countries. There are about 60 developing countries that are either in negotiations with the IMF or are worried that they can no longer pay. 60 developing countries. Then there are many small and medium or so-called zombie companies that have large debts. In Europe, in the U.S., with interest rates now going up. Writes also already Wall Street Journal: Now the high leverage companies come slowly under pressure. So in the U.S., in Europe, the companies with high debt are now slowly coming to the limit that they go bankrupt.
Milena Preradovic: So these are the companies, just to make it very clear again, that actually, if it wasn’t for the cheap money, would have been bankrupt long ago. So these are called zombie companies, ne?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Sorry, that’s how it is. Zombie companies, since the interest rate policy in 2008, since the zero interest rate policy and the dramatic money printing, companies with a lot of debt have actually not been sorted out of the market, because the interest rates were so low or close to zero, that many companies, where I would have to say as an ex-banker, they are, they can never pay back the debt, have survived anyway, because the interest rates were so low. And how many that is, Gods know. But it’s in the tens of thousands. Many, many percent of all companies, in my opinion, that are not viable at high interest rates. So that’s, again, the developing countries that are taking a dramatic hit, the highly indebted companies that are taking a dramatic hit, and also highly indebted countries in the West, for example, Italy, Greece, can’t actually afford 4, 5%. There we are actually facing, if that really comes from the sovereign insolvency of Italy or Greece, if really 4, 5% come. I don’t see how Italy can afford that. They have almost 150% of GDP debt. And what you are talking about, private households. We have very little debt in Germany or in Europe as private households. But the home builders. But that will take a long time, because most of them have 10-year loan agreements. New home construction is now being hit very hard. Prices have been stagnating in Germany for four months. House prices are no longer rising because interest rates are so high. So the construction industry in Germany is already being turned around, the leading indicators are already going down sharply.
Milena Preradovic: You just said that there is a possibility that Italy will go bankrupt, into state bankruptcy. Can the eurozone survive that?
Prof. Dr. Christian Kreiß: No. If that would really come, I don’t think the eurozone can survive. So the argumentation is as follows: Italy only government debt without companies, without private is 150% of GDP. That means if interest rates are raised from near zero to 4%, Italy will have to pay 6% of GDP more interest in perpetuity. How is that going to work? 6% of GDP. That means you have to raise government revenues by 12,14,15 points. You can’t. Italy has had no economic growth since 2020, no real economic growth. So you can’t. If Italy should go bankrupt, by the way, there is speculation from Wall Street it was said two, three weeks ago speculation is increasing strongly on Italian government bonds that they will collapse. If a national bankruptcy should really come from such a large nation as Italy with a good 60 million people, then in the next step all banks that hold Italian government bonds will go bankrupt. They are, almost all Italian banks, because they see, I can’t get the money back. If the Italian banks go insolvent, then immediately the other European banks are also insolvent, because there are very strong interconnections between the banks. That means we would immediately have a huge financial crisis and I don’t think the euro can survive it. To that extent then we would really have a chaos scenario, which I hope doesn’t happen, which I’m not sure will happen. It’s very difficult, but if something like that were to happen: a collapse of Italy’s public finances or Greece’s, a collapse of the euro, a collapse of the banking system, then we would have total chaos in continental Europe, i.e. where the euro is, and unemployment rates well above 10% across the board. So that would really be, in purely economic terms, the worst case and real collapse.
Milena Preradovic: Oh dear, I mean, the euro has lost a lot of value and is now traded one-to-one with the dollar. So even if Italy doesn’t crash or Greece doesn’t crash, we’re still going to have a financial crisis?
Prof. Dr. Christian Kreiß: So now it’s parity. A year and a half ago it was 1.20, you still got $1.20, so a devaluation of already almost 20%. If it sinks even more below parity, which I expect, then speculation against the euro may come from the big hedge funds, from the big investors. They say no, they can’t raise interest rates like that, because otherwise Italy will go bankrupt, and then bets will be made against the euro. And we’ve already had it against the British pound, which Soros has brought to its knees since the beginning of the 90s the British central bank. So if large speculators really speculate massively against the euro, then there are two possibilities: Either the euro crashes and they say we’re going to break it up or they have to raise interest rates dramatically. But then, as I said, we have these sovereign and corporate insolvencies. So I don’t know.
Milena Preradovic: That sounds like a lose-lose situation.
Prof. Dr. Christian Kreiß: So the euro is a misconstruction, in my opinion from the very beginning. A misconstruction from the very beginning, because it was administered politically, the interest rates were set the same for everyone, regardless of their creditworthiness. I was a banker in three banks, and creditworthiness means the quality of the debtor. So in principle, if you were to do that in the national economy, you gave the ice cream parlor the same interest rate as Daimler. That is absurd. You have to differentiate between the creditworthiness of the borrowers. That has been undermined by the euro for over 20 years. And if they are politically, administratively, that’s what Russia did, the Soviet Union, they administered the interest rates, that doesn’t work well. Then the capital flows are misdirected. And in my opinion, we are now getting the bills of the last 20 years, this introduction of the euro, which was economically wrong, which in principle has been directing the capital flows wrongly for 20 years. And there’s been so much distortion built up that we’re now getting the bill. Because you say loose ends situation, how do you get out of it? We get the bill now for a wrong euro, for a wrong idea that was introduced at that time.
Milena Preradovic: What would you do now?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Well, I would actually suggest: introduce national currencies. But at the same time keep the ECB in power over. Let’s say over 20 years very slowly dissolve the euro again, so that like 1998 to 2001 the ECB has the supremacy, but we still have national currencies at the same time. And then slowly, slowly delegated a bandwidth back to the national central banks, so that the currencies can start to fluctuate in small bands, the interest rates. And that from year to year the bandwidths widen, so that no wild speculation comes. If now the new franc and the new Italian lire, the new D mark would be introduced, then immediately the markets would speculate insanely and the currencies would be completely discarded and not do that, but bandwidths that the ECB controls and from year to year allow these bandwidths, so that slowly the currencies can breathe again and slowly the interest rates can breathe again. That is the interest rates, which the respective national economy again adjusts, so that it is again correct and also the currency to the national economies again adjusts. And that over a long-term process over ten or 20 years. I think that would be feasible, in spite of the speculators, if the ECB says whatever it takes, we will support these bands. Then we could slowly reverse the euro over ten to 20 years without having a crash. I think that would work.
Milena Preradovic: But there are no efforts to do something like that?
Prof. Dr. Christian Kreiß: Well, I haven’t read anything about it. I see in the media this idea is not transported. No.
Milena Preradovic: Basically, it is not actually told, as you have told me now, how crass it actually is and how big the chance is that the entire euro area collapses. Did I miss that or is that also rather less reported?
Prof. Dr. Christian Kreiß: It will if you read between the lines, then it already comes up every now and then, especially in the English press or in the American Wall Street Journal. Then it already comes up every now and then whether the euro can survive. But you have to be extremely careful as an ECB policymaker, of course. The moment you say we are considering unwinding the euro. At that moment, there is a flood of speculation, and at that moment the euro plummets by 10 or 20 percent. So the moment you bring this message from the political side or from the ECB side, that’s the moment you trigger all the storms of speculation. And therefore, as a politician and also as an ECB politician, of course, you have to be very very careful. You have to prepare this in the background and have planned it all very firmly and then say, „we’re doing this now and we’re going to do everything to push it through.“ In this respect, it is no coincidence that it is not being discussed. For me, when it is discussed, it comes from the Anglo-Saxon media. Wallstreet Journal brings it up every now and then, I wonder if the euro will crash? But in Europe, of course, it’s: Don’t talk about it. The moment you talk about it without having a back up, then it’s over. That is very dangerous. That’s why it’s not a coincidence that you don’t read that in the media.
Milena Preradovic: What would you advise people who have their money in euros now? A lot of money, or some money, the savings?
Prof. Dr. Christian Kreiß: As an ex investment banker, I say diversify. Diversify does not mean to put all eggs in one nest, not to put all savings in one currency and certainly not to put everything in the Euro, but different currencies, different asset classes. So there are mobile stocks bonds, essentially, a little bit of gold. So I personally don’t have stocks for ideological reasons ultimately yes, but diversify. Don’t put everything in one currency, don’t put everything in one asset class.
Milena Preradovic: What about the Swiss franc?
Prof. Dr. Christian Kreiß: A Swiss franc will survive. Nothing will ever happen to it. Nothing will ever happen to the dollar either.
Milena Preradovic: Okay, good. That maybe for whoever has the one or two bucks sitting in the bank somewhere. Professor Kreiß. Thank you very much for that classification of what happened. So funnier it may not have made, but smarter, that’s what I say every now and then. Thank you very much for your expertise and thank you for being there.
Prof. Dr. Christian Kreiß: Yes, thank you very much, Ms. Preradovic.
Milena Preradovic: Well, folks, possibly this fall will prove that it can be cold and hot at the same time. The government knows that and warns against going out on the streets because that supposedly plays into the hands of the right-wing extremists. Contact guilt and quasi a moral ban on demonstrations. Whether that pulls again? I am very curious and wish you a good time. See you soon!
Um es (nochmals?)deutlich zu sagen: Die VSA haben neben der berüchtigten und viel Unheil gebrachten sog. Monroe-Doktrin mindestens eine weitere (Breczinski): Mit aller Macht verhindern, daß es zu einem für beide Seiten sehr vorteilhaftes Einvernehmen zwischen DE und RU kommt.
Ein gemeinsames Vorgehen von DE und RU bei einer vollständig innere Unabhängigkeit voneinander würde noch deutlicher machen, auf welchen tönernen Füßen der angebliche! Koloss VSA tatsächlich steht. Von daher ist vorgenannte Doktrin sehr gut nachvollziehbar.
Wolfowitz Doctrine auch nicht schlecht
Hallo Milena, lieben Dank für das Interview!
Also ich finde die Aussgen von Herrn Kreiß ganz schön widersprüchlich. Einerseits wettert er gegen den US-Imperialismus, andererseits gegen die EU bzw. den Euro. Was will er eigentlich? Für mich ein typischer Fall von Schubladendenken. Man muss doch beide Dinge zusammenbringen und das geht nur, wenn man sich klarmacht, dass wir in beiden Fragen eine eigene europäische Lösung finden müssen: wirtschaftlich durch eine Zusammenarbeit mit Russland/Asien (Stichwort: Rohstoffe und Absatzmärkte, die nicht von US-Interessen abhängen) und finanzpolitisch durch eine gemeinsame Währung, den Euro als Gegengewicht zum Dollar und perspektivisch zum RMB oder was sonst noch so kommen mag.
Es grüßt Dich herzlich aus Bayern
Der Klaus
Die EU-Brüsselobbykratur ist alles andere als unabhängig von den transatlantischen Verflechtungen, das ist der Kern des Problems.
Erst wenn sich Europa den Irrweg EU beendet und als Bündnis wirklich kooperierender und souveräner Staaten neu findet sind die von Ihnen genannten Ziele überhaupt möglich.
Dass die USA oder irgendjemand in den USA ein Interesse an einem “schwachen Deutschland” hätte, wäre mir neu. Die meisten Amerikaner haben überhaupt kein Interesse an Deutschland, und die milde Sympathie der Amerikaner für Deutsche ist mir genauso unverständlich wie sie unerwidert bleibt. Aber das alles spielt ohnehin keine Rolle, denn angesichts des beachtlichen und gründlichen Selbstzerstörungsimpulses Deutschlands wäre auch selbst ein absoluter Todfeind (was die Amerikaner selbst gegenüber Nazideutschland und dem genauso amerikafeindlichen linken Deutschland oder gar dem schlichten biederen bierseligen “idyllischen” Deutschland nie auch nur ansatzweise waren) überfordert, noch irgendeinen wahrnehmbaren Negativbeitrag zu leisten. Im Grunde ist die einzig rationale Entscheidung, das Land und all seine irren Professoren so schnell und so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Aber wenn man dann nach Washington oder New York oder Boston kommt, sitzen genau diesselben Leute, die hier gegen Amerika hetzen, dort schon am gedeckten Tisch. Für solche Ingrates habe ich nichts als Verachtung übrig.
oh welt, oh geld oh dreck