„Der irre Putin hat die Ukraine überfallen“. Ist es wirklich so einfach, wie uns Regierung und Medien suggerieren? „Nein“, sagt Philosoph und Publizist Dr. Hauke Ritz. Er hat mit der Politologin Ulrike Guérot den Essay „Endspiel Europa“ geschrieben und beschreibt darin auch die jahrelangen Provokationen der USA gegen Russland. Der Westen hätte mit diesem Krieg gerechnet, die USA hätten ihn sogar gewollt und alle diplomatischen Bemühungen verhindert. Europa sei mit seinem Handeln als Friedensverbund krachend gescheitert.
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Interview mit Dr.Hauke Ritz (deutsch)
Milena Preradovic: „Der Irre Putin hat die Ukraine hinterrücks überfallen“. „In der Ukraine wird unsere Demokratie verteidigt“. „Die Sanktionen zwingen Putin in die Knie“. So weit die allgegenwärtige Propaganda. Wer daran zweifelt, wer hinterfragt und wer sich vielleicht sogar die Entwicklungen der letzten Jahre anschaut, der ist Putinversteher, Troll und natürlich rechts. Genau wie die Menschen, die Frieden fordern statt Waffen. In Deutschland und ganz Europa hat sich eine seltsame Kriegslust breitgemacht. Menschen, die sich gerade noch vor einem Atemwegsvirus versteckt haben, trommeln jetzt für die Eskalation des Krieges und nehmen dafür sogar den Absturz des eigenen Landes in Kauf. Ist ja alternativlos. Das Narrativ von Gut und Böse funktioniert genau wie die erneute Ausgrenzung von Kritikern. Mein Gast sagt: „Dieser Krieg wurde lange vorbereitet und nicht nur von den Russen“. Ein Gespräch gegen Gehirnwäsche jetzt in Punkt Preradovic. Hallo, Dr. Hauke Ritz.
Dr. Hauke Ritz: Hallo Frau Preradovic.
Milena Preradovic: Ich stelle Sie kurz vor. Sie sind Philosoph, Publizist und Buchautor. Ihre Dissertation „Der Kampf um die Deutung der Neuzeit. Die geschichtsphilosophische Diskussion in Deutschland vom Ersten Weltkrieg bis zum Mauerfall“ erschien 2013 auch als Buch. Sie beschäftigen sich als Autor für verschiedene Publikationen, in erster Linie mit Geopolitik. Und Sie kennen Russland ganz gut, haben zuletzt an einer russischen Universität gelehrt und dort den Beginn des Ukraine Krieges hautnah miterlebt. Und jetzt haben Sie zusammen mit der Politologin Ulrike Guerot das Essay „Endspiel Europa: Warum das politische Projekt Europa gescheitert ist und wie wir wieder davon träumen können“ geschrieben. In diesem Buch geht es um Europa, um vergebene Chancen, aber auch um den Krieg in der Ukraine und seine Entstehung und um die Rolle Europas und der USA in diesem Konflikt. So in der Ukraine wird die europäische Demokratie verteidigt, so lautet das Mantra. Und wenn die Ukraine fällt, dann fällt Europa. So framt es der ukrainische Präsident Selenski. Und die Alt-Medien auch bei uns wiederholen das gerne. Was ist von solchen Sätzen zu halten?
Dr. Hauke Ritz: Also im Prinzip ja sicherlich. Wenn man sozusagen die Position der USA einnimmt und die USA als ein Imperium versteht, dass ein bestimmten geografischen Reichtum Bereich dominieren muss, um sich selbst zu erhalten, dann mag das sogar zutreffen, aber aus europäischer Perspektive ergibt das wenig Sinn. Europa wäre in einer viel besseren Situation, wenn wir friedliche Beziehungen mit unserem wichtigsten Energielieferanten hätten, wenn wir kooperieren könnten, mit Russland Zugang hätten zum russischen Markt und über Russland auch Zugang haben zum chinesischen Markt. Wir haben ja in unserem Buch eine eine Karte abgebildet, die älteste Karte Europas, und die ist so dargestellt, dass sie sozusagen eine eine Frau darstellt. Der Kopf ist Spanien, der Rumpf ist Frankreich und Deutschland. Und wir heben hervor, dass diese Europa als Person quasi fest auf russischem Boden steht und dass der europäische Kontinent sich nach nach Osten weitet. Und die Vorstellung, man könnte quasi den europäischen Kontinent gerade an seinem weitesten Punkt durchtrennen und abschneiden und quasi einen neuen Eisernen Vorhang 1500 Kilometer östlich vom alten errichten. Und das wäre etwas Gutes für Europa. Diese Vorstellung ist absurd. Es ist sozusagen eine Vergewaltigung Europas, die hier stattfindet. Europa wird tragischerweise wieder einmal in seiner Geschichte gespalten, nachdem das schon im Ersten Weltkrieg passiert ist, als Resultat des Zweiten Weltkriegs, im Kalten Krieg und jetzt quasi zum Dritten Mal. Da wird nichts verteidigt, was europäische Werte betrifft, weder europäische Vorstellungen von Freiheit noch überhaupt von Zivilisationen. Und auch der Frieden wird da auch nicht verteidigt und die Demokratie auch nicht. Es würde darauf hinauslaufen, dass der europäische Kontinent irrelevant wird in der Welt, wenn diese Teilung sich manifestiert. Und dann können auch die europäischen Werte, die aus der europäischen Geistesgeschichte kommen können, dann auch nicht mehr in der Welt wirken. Also von daher ist es eigentlich genau andersherum, als die Presse sagt.
Milena Preradovic: Als die Propaganda so sagt. In Ihrem Buch schreiben Sie ja, der Krieg war nach dem Scheitern des Minsker Abkommens von 2014, das ja auch Autonomie-Gespräche zwischen der ukrainischen Regierung und den abtrünnigen Provinzen vorsah; war der da schon programmiert? Wieso?
Dr. Hauke Ritz: Also erst mal muss man, glaube ich, vor diesem Hintergrund erklären, was das Minsker Abkommen ist und was es beinhaltet hat. Das Minsker Abkommen sah eine föderale Ordnung für die Ukraine vor. Und nun muss man ja wissen, die Ukraine ist ein sehr disparater Staat, wo es Regionen gibt, die weltanschaulich absolut in unterschiedliche Richtungen gehen. Da ist auf der einen Seite die Westukraine, die früher auch mal zu Polen gehört hat oder zu Ungarn gehört hat, wo man sich sehr stark an der Europäischen Union orientiert, dorthin strebt, auch zum Teil katholisch ist. Und dann gibt es die Ostukraine, wo eine Mehrzahl der Bevölkerung sagt, dass sie ethnische Russen sind, wo man auch Russisch spricht, wo man sich der Erinnerung an die Sowjetunion verbunden fühlt, wo auch sehr viel Industrie vorhanden ist. Und das Minsker Abkommen hätte es erlaubt, dass diese verschiedenen Regionen in einem autonomen Status sich entsprechend hätten entwickeln können. Der eine Teil wendet sich mehr der EU zu, der andere Teil wendet sich mehr Russland zu und für den mittleren Teil hätte es eine gemischte Lösung gegeben und das wäre auch wirtschaftlich für die Ukraine das Allerbeste gewesen, denn sie hat natürlich den größten wirtschaftlichen Profit, wenn sie mit beiden Seiten Handel betreiben kann. Und auf diese Weise hätte sich die Ukraine in eine Brücke zwischen Russland und der Europäischen Union entwickelt. Das wäre nur gut gewesen für alle Beteiligten. Dieses Abkommen ist aber gescheitert, weil es von der ukrainischen Regierung nicht umgesetzt wurde. Und unserer Presse wurde oft gesagt: Ja, die Russen würden das nicht umsetzen. Das war zum großen Teil Fehlinformationen. Es war tatsächlich die ukrainische Regierung, die eben diese föderale Struktur der Ukraine verweigert hat. Warum wurde das verweigert? Weil sozusagen die Lobbygruppen in den USA und in Großbritannien, die hinter der derzeitigen ukrainischen Regierung stehen, die Ukraine in einen Frontstaat umbauen wollten, der dazu geeignet ist, Russland dauerhaft zu schwächen und zu destabilisieren.
Dr. Hauke Ritz: Man wollte quasi mit der Ukraine etwas Ähnliches machen, was man in der Vergangenheit schon mit Pakistan gemacht hat. Als die Engländer die Kontrolle über Indien verloren haben, haben sie sozusagen einen künstlichen Grenzkonflikt zwischen Indien und Pakistan geschaffen, der dazu führte, dass Indien ein dauerhaftes geopolitisches Problem mit seinem Nachbarn Pakistan hat. Ähnliches hat man auch mit Taiwan gemacht. Also immer wenn man die Kontrolle über einen geopolitischen Konkurrenten verliert, versucht man an seiner Grenze einen Konkurrenten, einen Gegner aufzubauen. Und dazu war sozusagen aus Sicht der Amerikaner und Engländer die Ukraine ausersehen. So wurde sie auch entwickelt, so wurde sie auch unterstützt und das entwickelte sich für Russland zunehmend als Problem. Und deswegen war diese föderale Struktur für die USA unannehmbar. Sie wurde boykottiert und eigentlich hätten die Europäer sie verteidigen müssen, auch gegen die USA verteidigen müssen. Warum das nicht geschehen ist, das kann ich jetzt im Einzelnen nicht genau sagen. Dazu fehlen mir die Einblicke. Aber das ist sozusagen der Grund, warum es dann am Ende zu einem Krieg gekommen ist. Man muss auch noch dazu sagen, man kann halt nicht, das ist auch ein Gesetz der Geopolitik, es ist nicht möglich, dass eine Seite ihre Sicherheit ständig maximiert, ständig sein Territorium expandiert und die andere Seite umgekehrt seine Sicherheit ständig verliert, ständig immer mehr in die Ecke gedrängt wird. Wenn so eine Situation entsteht, dann ist Krieg tatsächlich vorprogrammiert. Das ist sozusagen so, als ob man ein Tier in die Ecke drängen würde. Irgendwann springt es nach vorne. Das war sozusagen die Situation, mit der wir in der Ukraine konfrontiert waren. Und davor haben viele Experten, mich selbst eingeschlossen, schon seit vielen Jahren gewarnt, dass das passiert.
Milena Preradovic: Dazu passt ja auch, was der ehemalige US Sicherheitsberater und pensionierte Colonel Douglas McGregor jetzt gesagt hat. „Denken Sie daran“, ich zitiere: „Denken Sie daran, wir haben acht Jahre damit verbracht, diese Armee in der Ukraine zu dem einzigen Zweck aufzubauen, Russland anzugreifen. Dafür wurde sie entwickelt. Deswegen haben die Russen angegriffen“. Also wollten die USA diesen Krieg?
Dr. Hauke Ritz: Das ist ein sehr ehrliches Zitat, das leider jetzt nicht in unserem Buch angeführt wird, aber wir haben dafür andere Zitate, die fast das Gleiche sagen. Wir haben zum Beispiel ein Zitat von dem NATO Generalsekretär Stoltenberg, der auch in einem etwas weicheren Statement zugibt, dass man acht Jahre in einer „unpresented“, sagte er, in einem einzigartigen, einmaligen Art und Weise, die Ukraine aufgerüstet hat. Und wir zitieren auch in unserem Buch die Rede von George Friedman, der 2015 bereits gesagt hat, dass die USA das Interesse haben, Russland von Europa abzutrennen, und dass es nur darum gehen würde, ob die Ukraine dabei neutral würde oder zu einem Frontstaat gegen Russland werden würde. Es gibt noch weitere Hinweise, die darauf hindeuten. Willy Wimmer hat schon im Jahr 2000 an einer Konferenz in Bratislava teilgenommen, wo auch schon diese Pläne vorgestellt wurden die Abtrennung Russlands von Europa, um auf diese Weise sicherzustellen, dass Europa in einer schwachen Position bleibt und dauerhaft von den USA abhängig ist.
Milena Preradovic: Aber kann man also sagen, die USA wollten diesen Krieg?
Dr. Hauke Ritz: Ja, das kann man in gewisser Weise sagen. Wobei sie natürlich eine eine doppeldeutige Sprache benutzt haben, doppeldeutige politische Strategien angewendet haben. Aber wenn man sich einfach die Aufrüstung anguckt, also wenn man sieht, die Vielzahl an Manövern, die von den USA, aber auch von anderen angelsächsischen Ländern wie Kanada und Großbritannien in der Ukraine durchgeführt wurden, dann geht daraus doch sehr deutlich eine eine kriegerische Absicht hervor. Wir hatten eigentlich vor, in unserem Buch alle NATO Manöver seit 2014 bis 2022 aufzulisten. Als wir dann das Material gesichtet hatten, mussten wir von dieser Idee Abstand nehmen. Das Buch wäre dann einfach unleserlich geworden. Es wären zu viel Seiten geworden, die nur Manöver aufzählen. Deswegen mussten wir uns dann leider auf das letzte Jahr beschränken.
Milena Preradovic: Genau das waren schon so viele.
Dr. Hauke Ritz: Aber auch die Manöver des letzten Jahres waren bereits so zahlreich, dass sie mehrere Seiten füllen. Und man muss sagen die Zusammenarbeit der NATO mit der Ukraine war enger als die Zusammenarbeit der NATO mit Deutschland oder die Zusammenarbeit der NATO mit Italien oder solchen Ländern. Es war einfach eine solche Präsenz an Maßnahmen, an Gesetzesänderungen, an Kommunikation, an Versprechen, an militärischer Ausrüstung, die dorthin gebracht wurde, an Befestigungsanlagen, die dort gebaut wurden, militärischer Natur. Also wir zitieren ja auch, es gab ja auch biologische Forschungslabors in der Ukraine, die vom Pentagon betrieben wurden. Das Pentagon sagt zwar ja, diese Labore waren nur dazu da, um die alten sowjetischen Bestände an Biowaffen irgendwie zu kontrollieren und zu vernichten. Aber die Sowjetunion ist schon seit 30 Jahren zusammengebrochen. Diese Arbeit müsste längst erledigt sein und dafür braucht man auch nicht 46 Labore. Und es war eben nicht das amerikanische Gesundheitsministerium, das diese Labore betrieben hat, sondern es war eine Organisation, die mit dem Pentagon verbunden ist.
Milena Preradovic: Welchen Sinn können die dann gehabt haben? Also Entwicklung von Biowaffen?
Dr. Hauke Ritz: Da kann man jetzt nur spekulieren. Sie fragen mich da jetzt etwas, wo mir keine festen Quellen vorliegen. Allerdings ist bekannt, dass bereits seit 20 Jahren die Möglichkeit offen diskutiert wird, dass es möglich ist, biologische Waffen zu entwickeln, die auf einen bestimmten Genotypus zugeschnitten sind. Weil es gibt sozusagen geringfügige Unterschiede in der Mitochondrien Struktur zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen oder Enzymen. Wir wissen alle, es gibt bestimmte Menschen, die können Milch nicht so gut verarbeiten, wie andere Menschen das können. Oder es gibt einige Asiaten, die haben Schwierigkeiten, Alkohol zu verstoffwechseln. Und diese geringfügigen Unterschiede, es sind wirklich nur geringfügige Unterschiede, sind aber möglicherweise geeignet für biologische Waffen. Und wenn man solche Forschungen durchführt, müsste man sie natürlich an einer Population durchführen, die genetisch sehr ähnlich der Population ist, die man damit angreifen möchte. Und da in der Ukraine Russen leben, ethnische Russen leben, die auch zahlreiche Verwandtschaft und Heiratsbeziehungen nach Russland haben, wäre das sozusagen ein ideales Testgebiet. Aber das ist jetzt nur Spekulation. Das möchte ich auch noch mal hervorheben. Dazu brauchen wir noch mehr Dokumente, noch mehr geforscht werden.
Milena Preradovic: Sie haben vorhin gesagt, dass die NATO mit der Ukraine enger zusammenarbeitet als mit Deutschland. Kann man dann sagen, die Ukraine ist zwar de jure noch nicht in der NATO, aber de facto schon längst? Das würde ja auch so diese Beteuerungen, auch von Außenministerin Baerbock und so „Nein, die Ukraine kommt nicht in die NATO“ ad absurdum führen.
Dr. Hauke Ritz: Wenn man die die hohe Frequenz an NATO Manövern betrachtet, die tatsächlich in der Ukraine durchgeführt wurden und hinzu kam ja noch, dass es ein neues Gesetz in der Ukraine gab, das den Aufenthaltsstatus ausländischer Truppen, also die Aufenthaltserlaubnis für ausländische Truppen in der Ukraine, stark erhöht hätte, so dass die Russen am Ende damit konfrontiert waren, dass, wenn das Jahr 2022 abgelaufen wäre, vielleicht dauerhaft amerikanische Basen oder britische kanadische Basen in der Ukraine entstanden wären. Es ist ja auch bekannt, dass Herr Selenski auf der Münchner Sicherheitskonferenz in diesem Jahr, also wenige Tage vor Ausbruch des Krieges, bereits davon gesprochen hat, dass das Budapester Memorandum für die Ukraine möglicherweise nicht mehr gültig ist oder man davon Abstand nehmen müsste.
Milena Preradovic: Was steht da drin?
Dr. Hauke Ritz: Das Budapester Memorandum legt fest, dass die Ukraine auf Atomwaffen verzichtet im Gegenzug für territoriale Integrität. Nun wird oft gesagt Ja, jetzt haben die Russen die territoriale Integrität der Ukraine verletzt, schon mit der Annexion der Krim. Und das würde ja auch schon das Budapester Memorandum auflösen. Nun muss man aber verstehen, dass, als die Sowjetunion sich 1991 auflöste, diese Abkommen wurden geschlossen aus einem Geist der Freundschaft heraus. Niemand erwartete in Moskau, dass die Ukraine, die ja in Russland als eine Art Brudervolk gesehen wird, die zum großen Teil die gleiche Sprache spricht, eine ähnliche Vergangenheit hat, dass dieses Land sich sozusagen in ein Anti Russland, in ein Land mit einer antirussische Identität verwandeln würde. Das hat niemand in Moskau erwartet. Und man kann sagen aus russischer Sicht, die Russen würden argumentieren, wenn das geschieht, dann ist eben auch die Vertragsgrundlage, die seit damaligen Abkommen sozusagen nicht mehr gültig.
Milena Preradovic: Warum hat denn Putin im Februar angegriffen? Als Reaktion auch auf die Aussage von Salewski auf der Münchner Sicherheitskonferenz? Oder gab es da noch andere Vorkommnisse?
Dr. Hauke Ritz: Also erst mal spitzte sich die Lage schon im ganzen vorangegangenen Jahr 21 zu. Also im Jahr 2021 hat der ukrainische Präsident Selenski einen Erlass unterschrieben. Der Erlass 107, der vorsah, dass der ukrainische Staat alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen muss, um die abtrünnigen Republiken Donezk, Lugansk oder auch die Krim zurückzubekommen, einschließlich militärischer Mittel. Und nach Unterzeichnung dieses Erlasses begann bereits von ukrainischer Seite aus einen Aufmarsch in den Grenzgebieten zu Donezk, Lugansk und der Krim. Der zog sich lange hin, dieser Aufmarsch. Die Russen haben dann ihrerseits mit einem Aufmarsch reagiert. In der westlichen Presse wurde nur über den russischen Haufen oder fast nur über den russischen Aufmarsch berichtet. Dass parallel dazu auch ein ukrainischer Aufmarsch stattfand, erschien zwar vereinzelt, es gibt ein paar einzelne Artikel, die das auch erwähnen, aber wenn diese Nachricht nicht 40 mal, 50 mal irgendwo aufpoppt, wird sie in der Regel kollektiv nicht wahrgenommen. Und diese eine Artikel ist dann sozusagen untergegangen, obwohl wir in unserem Buch zitieren. Und da kündigte sich bereits etwas an. Dann gab es einen Briefwechsel, also die Russische Föderation oder die russische Regierung hat Briefe an die amerikanische Regierung geschrieben. Es gab auch Briefe, die an Herrn Scholz und Herrn Macron geschickt wurden. Herr Macron hat geantwortet, aber die anderen Briefe wurden in der Presse ein bisschen lächerlich gemacht oder nicht ernst genommen.
Milena Preradovic: Was stand da drin? War das, so nach dem Motto der Aufruf, sich an den Tisch zu setzen oder was?
Dr. Hauke Ritz: Was da genau drinsteht, weiß ich nicht. Aber ich nehme an, dass es ein letzter diplomatischer Lösungsversuch war. Und dann gab es ja auch Vorschläge der russischen Regierung an die amerikanische Regierung, dass man sich an die NATO Russland Akte von 1997 wieder hält. Diese sah vor, dass zwar osteuropäische Staaten entgegen des Versprechens, das während des Mauerfalls gegeben worden ist, in der NATO sein können, dass sie aber dafür kaum Bewaffnung, also kaum militärische Strukturen aufbauen würden. Also sozusagen eine Mischlösung zwischen Neutralität und NATO Mitgliedschaft. Und das wurde auch abgelehnt von den USA. Auch das Ansinnen, dass die Ukraine neutral sein sollte. Also was, wie ich gerade gesagt habe, mit der NATO Russland Akte, bezog sich auf die baltischen Staaten, auf Polen, auf die ganzen osteuropäischen Staaten, die der NATO beigetreten sind, entgegen der eigentlichen Versprechen nach der Wiedervereinigung. Und eine Neutralität der Ukraine wurde dort auch vorgeschlagen, was auch wirtschaftlich und auch kulturell für die Ukraine das sicherlich das Beste gewesen wäre. Und das wurde alles abgelehnt. Also Russland hatte in den letzten 30 Jahren überhaupt eine Position im Westen, dass man eigentlich in der Regel schon daran gewöhnt war, alle diplomatischen Vorschläge Russlands abzulehnen. Russland wurde einfach nicht ernst genommen. Es herrschte diese Vorstellung vor, dass Russland das Land ist, das sozusagen einmal kommunistisch war bzw sozialistisch war, dadurch Schuld auf sich geladen hat und jetzt den kalten Krieg verloren hätte und deswegen überhaupt nichts mehr zu melden hätte. Sozusagen. Das Aschenputtel der Völkerfamilie ist, die Vogelscheuche unter den Völkern, deren diplomatischen Vorschläge grundsätzlich immer mit Distanz behandelt werden müssen.
Milena Preradovic: Und jetzt nennen Sie die Maidan Revolution von 2014, also gehen wir mal ein paar Jahre zurück in der Ukraine, eine „Regime Change Operation“ der USA, also ein Regierungswechsel von außen. Wie lief das ab?
Dr. Hauke Ritz: Ich möchte kurz darauf eingehen, aber nur noch eine Sache habe ich jetzt in meinem letzten Punkt noch nicht genannt, nämlich eine Woche vor Kriegsausbruch, gab es eine Zunahme an Gefechten zwischen der ukrainischen Armee und den Armeen in Lugansk und Donezk. Und während vorher so ungefähr 40 Explosionen am Tag registriert wurden, waren es plötzlich 1400, und diese beiden Republiken gerieten in die Defensive. Daraufhin wurden sie von Moskau anerkannt. Sie richteten dann ein Hilfegesuch, ein militärisches Hilfe-Gesuch an Moskau. Und dann fand erst der Einmarsch Russlands in der Ukraine statt. Damit das Bild komplett ist, wollte ich das auch noch erwähnen. Dann zu Ihrer Frage: Ja, das ist auch bezüglich der Regimechange Operation in Kiew. Es wird ja oft auch von einer Lückenpresse gesprochen und das Wort Lückenpresse scheint mir deshalb sehr gut zu sein, weil Propaganda funktioniert heute oft dadurch, dass man einfach bestimmte Dinge weglässt, nicht erwähnt. Und was eben weggelassen wurde in den ganzen Erzählungen, in den ganzen Berichterstattungen über die Ukraine ist zu berichten, was wirklich im Jahre 2014 in Kiew passiert wird. Es wird immer so dargestellt, als ob es sozusagen eine demokratische Revolution gewesen wäre. Eine prowestliche Regierung sei legitimerweise an die Macht gekommen, weil der vorangegangene Präsident Janukowitsch die Wahlen gefälscht hatte. Dazu muss man wissen, heute finden Regime Change Operationen, die Großmächte immer schon durchgeführt haben, das ist bekannt, da gibt es viele Beispiele, aber die finden eben heute anders statt als früher. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: In den 70er Jahren, da haben die Amerikaner eine Regime Change Operation in Chile durchgeführt.
Dr. Hauke Ritz: Und wie haben sie das gemacht? Sie haben Teile des chilenischen Militärs sozusagen bestochen, gekauft und haben sie dazu eingesetzt, die, kurz gesagt, die chilenische Regierung zu erschießen. Und die ganze Welt wusste damals, dass die USA in Chile ein Putsch durchgeführt haben. Das war sozusagen offen erkennbar. Und das ist den USA damals ein bisschen auf die Füße gefallen. Und man hat dann irgendwann sich überlegt, in Zukunft müsste man solche Regimechange Operationen verdeckter durchführen. Das dürfe nicht so offen im Tageslicht geschehen. Man muss das irgendwie verstecken. Aber wie versteckt man einen Regime Change? Man versteckt ihn indem man in dem es ein Vorlauf gibt. Und dieser Vorlauf besteht darin, dass man sozusagen bestehende Unzufriedenheit in der Bevölkerung aktiviert und nutzt und sozusagen Narrative in der Presse lanciert, die dazu führen, dass massiv demonstriert wird, dass es zu Demonstrationen kommt. Dazu eignen sich sehr gut Gerüchte, die sagen, jemand hat die Wahlen gefälscht. Möglicherweise sind auch die Wahlen gefälscht worden, möglicherweise sind es nur Gerüchte. Das ist fast gar nicht so wichtig für den Erfolg einer solchen modernen Regime Change Operation, wo man sozusagen Demonstrationen entfacht durch PR-Arbeit, durch Pressearbeit, aber auch durch Aktivisten, die sozusagen mit Organisationen vor Ort sind, die Proteste aufgreifen, institutionalisieren, Versammlungen abhalten, Informationsmaterial teilen, auch Symbole für die Revolutionen werfen. Also im Falle dieser Regime Change Operationen im Jahre 2014 waren das zum Beispiel die Farbe Orange. Die wurde sozusagen als Symbol des Machtwechsels entworfen, von PR Agenturen, von Werbeagenturen. Und dann wurden haufenweise orangene Schals und Orangene Mützen…
Milena Preradovic: Aber die gab es ja schon. Es gab ja vorher schon eine orangene Revolution.
Dr. Hauke Ritz: Ja, Entschuldigung, das war 2004. Ich habe mich da gerade in den Jahreszahlen geiirt, das war 2004, da gab es schon mal eine Regime Change Operation und im Jahre 2014 waren das dann andere Symbole. Aber jede dieser Revolutionen oder Pseudo Revolutionen benutzt Symbole. Das können manchmal auch Blumen sein, Rosen-Revolution. Ja und so wurde das auch zweimal in Kiew gemacht. Einmal 2004, damals auf relativ friedliche Art und Weise. Die Regierung, die damals an die Macht kam, Juschenko…
Milena Preradovic: Timoschenko.
Dr. Hauke Ritz: Timoschenko, ja, die beiden haben sich dann gestritten. Der eine war Präsident, der andere war Ministerpräsident. Und das führte dann dazu, dass diese Regierung im Jahre 2010 dann schon wieder die Macht verloren hat. Daraufhin kam Janukowitsch an die Macht, der eigentlich schon 2004 versucht hat, an die Macht zu kommen und sie wahrscheinlich auch erlangt hätte, wenn es nicht diese Intervention vonseiten westlicher Akteure gegeben hätte. Und Janukowitsch wollte eigentlich eine neutrale Ukraine, eine Ukraine, die sowohl Distanz zu Russland hält als auch Distanz zur Europäischen Union hält und zur NATO hält und die sozusagen beide Handelsbeziehungen nach Ost und West bestmöglich ausschöpft. Der Druck, der vom Westen kam, war aber so groß, dass man Janukowitsch nahelegte, er möge doch ein Assoziierungsabkommen mit der EU unterschreiben. Das Problem war aber, es bestand bereits ein Freihandelsabkommen zwischen der Ukraine und der Russischen Föderation und der übrigen GUS Staaten, Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Und das hätte dazu geführt, dass wenn die Ukraine dieses Assoziierungsabkommen unterschrieben hätte, die billigen EU-Waren direkt durch die Ukraine auf den russischen Markt gekommen wären. Da haben die Russen dann gesagt, das können wir nicht zulassen.
Dr. Hauke Ritz: Wenn das passiert, dann müssen wir unser Freihandelsabkommen mit der Ukraine auflösen, sonst können wir unseren Markt nicht schützen. Und dann hat Janukowitsch in letzter Sekunde sich gegen das EU-Assoziierungsabkommen entschieden, weil auch die Ukraine ihre Hochtechnologie vor allem nach Russland exportiert. In der Ukraine wurden bis vor kurzem noch Raketen-Motoren hergestellt. Sie hatte auch eine vitale Flugzeugindustrie mit denen Antonow Flugzeugen. Aber die EU kaufte diese Produkte nicht, obwohl die EU auch einen dringenden Bedarf hat nach Flugzeugen wie die Antonow Maschinen, hat die EU bis heute soweit ich weiß kein einziges dieser Flugzeuge gekauft. Weil die EU wollte die Ukraine vor allem als Lieferanten billiger Rohstoffe und billige Arbeitskraft, aber nicht als einen Exporteur von Hochtechnologie. Die konnte die Ukraine nur in Russland absetzen und deswegen hat Janukowitsch die Unterschrift verweigert, woraufhin dann diese Demonstration auf dem Maidan losging und auch über Wochen am Leben erhalten wurden, indem man dort sozusagen Zelte aufstellt, Logistik herbeischafft, Infrastruktur für die Proteste schafft und zum Teil auch Demonstranten bezahlt. Das gehört auch zu diesen professionellen Regime Change Operationen, das auch mit Geld diese Proteste am Leben erhalten werden.
Milena Preradovic: Also Selenski ist ein Präsident ganz allein von USA Gnaden?
Dr. Hauke Ritz: Also wenn die Ukraine sich ohne westliche und auch ohne russische Einmischung hätte entwickeln können, dann wären die politischen Prozesse in der Ukraine anders abgelaufen. Das kann man, glaube ich, mit Sicherheit sagen.
Milena Preradovic: Putin spricht ja davon, die Ukraine zu entnazifizieren. Das ist in der deutschen Öffentlichkeit auf Unverständnis gestoßen vorwiegend. Wie sehen Sie denn die Rolle dieser sogenannten Nazis in der Ukraine?
Dr. Hauke Ritz: Also es gibt in jedem Land Neonazis in Deutschland, in Frankreich, überall, sicherlich auch in der Ukraine. Der Punkt ist der, dass es in der Ukraine eine gewisse Unterstützung von Seiten des Staates für diese Neonazi Gruppen gibt. Und das verschafft ihnen ein anderes Gewicht, als sie in Deutschland oder in Frankreich oder woanders haben. Hinzu kommt, dass es eine eine Vergangenheit der Ukraine gibt, die man aber mitbedenken muss. Der Westen der Ukraine war immer ein bisschen antirussisch. Das heißt, es gab auch schon in der Sowjetunion Widerstandsbewegungen im Westen der Ukraine, nicht im Osten der Ukraine, auch nicht unbedingt in der Mitte der Ukraine, aber im äußersten Westen, die sozusagen von einer Loslösung von der Sowjetunion träumten. Und als die Wehrmacht einmarschierte, als das Unternehmen Barbarossa begann, das Dritte Reich, griff Russland an, da kam es zu einer Art Zusammenarbeit zwischen diesen Gruppen, zwischen diesen ukrainischen Unabhängigkeitsbewegungen im Westen der Ukraine und der Wehrmacht. Und diese Zusammenarbeit war widersprüchlich, weil die Nazis gingen ja von ihrer Rassentheorie aus, und für sie waren auch sozusagen diese slawischen Widerstandskämpfer, letztlich Slawen, also Untermenschen. Deswegen gab es am Anfang nur eine verhaltene Zusammenarbeit. Die Ukrainer wollten das sehr gerne, die Nazis blieben skeptisch. Als aber dann die Wehrmacht sozusagen immer mehr in die Defensive kamen, begann man dann doch mit diesen Kräften eine Art Guerilla-Netz aufzubauen. Das heißt, man legte Waffenlager im Wald an, hatte sozusagen verschlüsselte Kommunikations-Code und nach dem Zweiten Weltkrieg sind diese Codes und diese Pläne für Waffenlager irgendwie in amerikanische Hände gelangt. Und das heißt, die Amerikaner haben dann im Kalten Krieg mit diesen Kräften weiter zusammengearbeitet, so nach
Dr. Hauke Ritz: nach der Vorstellung, der Feind meines Feindes, ist mein Freund. Und diese, diese Gruppen waren aber jetzt inzwischen schon von der nationalsozialistischen Ideologie infiltriert. Die hatte sich bereits in deren Köpfen festgesetzt. Und die USA konnten ja auch nur aus der Distanz diesen Gruppen helfen und haben sozusagen deren ideologische Orientierung unbeachtet gelassen. Und diese Kräfte wurden während des gesamten Kalten Krieges, es gab dann noch in der frühen Zeit des Kalten Krieges bis Mitte der 50er Jahre eine Art Bürgerkrieg in der Westukraine, den erst nach vielen Jahren die sowjetische Armee, die Rote Armee dann gewonnen hatte. Aber auch danach blieben diese Strukturen als informelle Netzwerke in der Ukraine präsent, gaben weiterhin ihre Zeitschriften heraus, wo auch immer wieder diese Reste dieser kranken Naziideologie durchbrechen. Also dieser historische Hintergrund erklärt, warum eine Weltanschauung, die wir nur noch als eine historische Weltanschauung sehen, als etwas, was wir nur noch aus den Geschichtsbüchern kennen, in der Ukraine noch weiter verbreitet ist als heute. Diese Waffen im Kalten Krieg eingefroren wurde. Und jetzt, als man dann angefangen hat, die Ukraine als Frontstaat gegen Russland aufzubauen, hat man natürlich oder hat es sich vielleicht ergeben, dass man eben auch diese Netzwerke und diese Ideologie wieder gestärkt hat. Jedenfalls ist es unstrittig, dass in der Ukraine ein wirkliches Neonazi Problem besteht. Da gibt es auch einschlägige Dokumentarfilme von der BBC oder auch von der Deutschen Welle. Wir zitieren die beide in unserem Buch, wo das auch offen zugegeben wird.
Milena Preradovic: Wie hat sich denn die Ukraine seit 2014 in Sachen Wirtschaft und auch Demokratie entwickelt, weil ja unsere Demokratie dort angeblich verteidigt werden soll?
Dr. Hauke Ritz: Na ja, sehen Sie, Demokratie setzt erst mal Dialog voraus. Es setzt voraus, dass der Streit nicht zum Kampf wird, dass er auf Austausch von Argumenten beruht. Was wir ja in der Ukraine in den letzten acht Jahren erlebt haben, ist, dass ein ganzer Bevölkerungsteil, nämlich alle Ukrainer, die sich irgendwie Russland verbunden fühlen und das ist ungefähr mindestens 1/3, wenn nicht die Hälfte des Landes, dass die sozusagen keine Stimme mehr haben, dass die teilweise ihnen verboten wird, ihre eigene Sprache zu benutzen, dass sie einer Propaganda ausgesetzt sind, die sie als wesensfremd ihnen total fremd empfinden. Und wenn ein solcher Kulturkampf in einem Land stattfindet, dann kann man nicht von Demokratie sprechen. Demokratie würde erlauben, dass die wichtigste Frage der heutigen Ukraine, nämlich die geopolitische Orientierung: „Will man sich der EU zu wenden, will man sich Russland zuwenden? Mit wem will man Handel treiben?“ Diese Frage müsste wertfrei diskutiert werden können, und das kann sie im Moment in der Ukraine nicht. Und deswegen ist es falsch, von Demokratie zu sprechen.
Milena Preradovic: Soweit ich weiß, sind jetzt auch in den letzten Jahren Parteien verboten worden, Publikationen verboten worden.
Dr. Hauke Ritz: Ja, das ist richtig. Das zitieren wir auch in unserem Buch. Ja, es sind eine Vielzahl von Parteien, sind nach Kriegsausbruch von Selenski verboten worden. Ja.
Milena Preradovic: Jetzt kommen wir mal ganz kurz zur Rolle der Europäer, weil die Gründungsdevise der EU war ja im Grunde nie wieder Krieg. Und jetzt treibt die EU den Krieg voran, als ob es kein Morgen gäbe. Warum? Haben Sie da eine Theorie?
Dr. Hauke Ritz: Danke, dass Sie mir diese Frage stellen. Das ist sehr wichtig, dieses Buch enthält ja zwei Stränge. Der eine Strang, über den wir jetzt bisher nur gesprochen haben, beschäftigt sich mit der gescheiterten Friedenspolitik gegenüber Russland. Der zweite Strang, man könnte ihn auch als den ersten bezeichnen, beschäftigt sich mit dem Scheitern der Europäischen Union. Und wir erinnern in unserem Buch an den Ausgangspunkt von 1989, als die Berliner Mauer gefallen ist. Damals gab es zwei Versprechen, die im Raum standen. Das eine Versprechen war, dass ein dauerhafte Friedensordnung mit Russland begründet werden könnte, dass es ein gemeinsames europäisches Haus geben würde von Lissabon bis Wladiwostok, wo es nie wieder etwas Derartiges geben könnte wie den Ersten Weltkrieg, den Zweiten Weltkrieg oder den Kalten Krieg. Und das zweite Versprechen war das, dass die EU, dass Europa sich eint, wirtschaftlich immer mehr verflechtet, dass es seine staatlichen Strukturen von der Ebene der Nationalstaaten auf eine höhere Ordnung hebt, aber dies unter dem Vorbehalt, dass dies im Rahmen einer republikanischen Ordnung geschehen kann, mit einem lebendigen, vitalen, demokratischen Leben und einem politischen Prozess, der in diesem neuen, vergrößerten europäischen Raum stattfindet, der aber ergebnisoffen ist. Und diese Versprechen, Europa als Republik zu begründen, um auf diese Weise auch das andere Versprechen einer dauerhaften Friedensordnung auch wirtschaftlich organisatorisch abzusichern, beide Versprechen sind gebrochen worden, und wir erinnern uns im Buch an diese beiden Versprechen und klagen sie ein und sagen, dass das heutige Europa nicht nur diese Versprechen nicht eingelöst hat, es hat sie verraten, weil die Europäische Union ist keine Republik, sie hat keine lebhaften demokratischen Strukturen, sie ist nicht lebendig, sie ist ein technokratischer, eine technokratische Organisationsform geworden, die bestimmte politische Prozesse diktiert.
Dr. Hauke Ritz: Diese politischen Prozesse sind auch nicht ergebnisoffen, die sind oft schon vorab entschieden und werden nur nach unten durchgereicht. Und auf der anderen Seite haben wir wieder Krieg in Europa. Und es ist ein grauenhafter Krieg. In unserem Buch schreiben wir, dass jeden Tag 1000 Menschen entweder in diesem Krieg sterben oder verletzt werden. Nicht jeder, der verletzt wird, stirbt, Aber die Zahl der Verletzten und Toten zusammengerechnet liegt ungefähr mindestens bei 1000, an vielen Tagen auch höher als das. Und dass das nach diesen zwei Weltkriegen noch einmal in Europa passiert, dass wir wieder mit einem Hass aufeinander blicken, als ob wir wieder in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs stehen würden, das ist eine Ungeheuerlichkeit, ein unfassbares politisches Scheitern, gerade wenn man die Gründungsdokumente der Europäischen Union sich durchliest, die gemeinsamen Vereinbarungen zum Beispiel zwischen Kohl und Gorbatschow oder auch die Charta von Paris. Damals wurde ein Europa visioniert, dass sozusagen kriegsunfähig wäre, indem man eine Armee aufbauen würde, die nur noch stark in der Verteidigung wäre, aber schwach im Angriff und was wir gemacht haben ist das Gegenteil. Wir haben Armeen aufgebaut, die stark im Angriff sind und die ihre eigene Sicherheit auf Kosten des anderen suchen und denen wiederum dazu bringen, seinerseits zu rüsten und sich auf den Krieg vorzubereiten. Es ist ein totales Scheitern Europas, was wir gegenwärtig erleben. Deswegen ist der Titel „Endspiel Europa“ auch gerechtfertigt. Und wenn wir nicht schnell den Ausstieg aus dieser verfehlten Politik finden, dann ist Europa auch als als ernstzunehmende Macht in der Welt erledigt. Dann wird auch die europäische Zivilisation für andere Kontinente keine Ausstrahlungskraft mehr haben und dann wird es auch nicht mehr möglich sein, europäische Werte irgendwie in der Welt durchzusetzen.
Milena Preradovic: Die Frage ist: Was sind europäische Werte? Was ist überhaupt das europäische Denken? Man hat ja wirklich den Eindruck, dass Europa nicht selbstständig denkt. Oskar Lafontaine nennt Europa quasi ein Vasall der USA. Und so wirkt es natürlich auch, weil es im Grunde gegen die eigenen Interessen handelt. Jetzt auch mit den Sanktionen und rennt den USA hinterher. Wie sehen denn die USA Europa? Auch als Vasallenstaat?
Dr. Hauke Ritz: Ja, sozusagen formal. Wenn man rein formal betrachtet, sind natürlich die europäischen Staaten alle souverän und könnten eigentlich morgen eine andere Politik einleiten. Wo sind die USA unschlagbar? Es gibt einen Bereich, wo die USA einfach sehr, sehr stark sind und das ist Öffentlichkeitsarbeit. Die USA sind groß geworden mit der Entwicklung von Hollywood, mit der Entwicklung von PR Techniken. Und in diesem Bereich sind die USA unschlagbar. Und Russland und China brauchen wahrscheinlich noch 100 Jahre, bis sie in diesem Bereich mit den USA auch nur im Mindesten konkurrieren können. Und auch die USA besitzen ja auch ein Monopol bei Digitalkonzernen, zumindest im Westen. Also Google, Microsoft, Apple, Facebook. Diese großen Internetkonzerne strukturieren ja auch unsere Weltwahrnehmung. Sie können darüber entscheiden, welche Nachrichten im Internet weit verbreitet werden sollen und welche gebremst werden sollen, welche wir vielleicht gar nicht sehen. Sie schöpfen all die Daten ab. Das heißt, die Beziehung, die Europa zu den USA hat, ist die eines Blinden zu seinem Blindenhund, oder ich weiß nicht, wie man das sagen soll. Wir haben unsere Orientierungsfähigkeit an die USA abgegeben, indem der gesamte Informationsraum in Europa durch die Digitalkonzerne, aber auch durch den enormen Einfluss, durch PR Agenturen, durch Nachrichtenagenturen, eigentlich von den USA dominiert wird. Und auf diese Weise wird die europäische Politik gelenkt. In unserem Buch nennen wir das Beispiel des Jugoslawienkrieges, der ja das erste Mal zeigte, dass die Träume von 1989, der Krieg könnte dauerhaft aus Europa verschwinden, verfrüht waren. Und im Jugoslawienkrieg, wir erinnern uns, damals wurden uns die Serben als die Bösen und die Kroaten als die Guten verkauft. Und wir zeigen in unserem Buch eine wissenschaftliche Untersuchung. Die zitieren wir, die nachweist, dass damals mindestens 157 PR Agenturen damit beschäftigt waren, Einfluss auf die Wahrnehmung des Krieges zu nehmen, die dabei versucht haben, überwiegend nicht hundertProzentig, aber überwiegend Serbien als sozusagen das böse Land und die anderen sich abspalten in Republiken als die guten Länder darzustellen. Und auf diese Weise wurde auch das europäische Handeln im Jugoslawienkrieg schon massiv durch die sehr professionelle PR Arbeit der Amerikaner beeinflusst.
Milena Preradovic: Schreiben Sie deswegen auch der eigentliche Krieg ist einer gegen die menschliche Intelligenz und Intuition?
Dr. Hauke Ritz: Ja, wir kennen ja alle diese Wahrnehmungsfilter. Man guckt da rauf und entweder sieht man eine Vase oder man sieht ein menschliches Gesicht. Und wenn einem nicht jemand gesagt hätte: „Ey, das ist eigentlich kein Gesicht, das ist eine Vase“, dann hätte man es vielleicht minutenlang gar nicht gesehen. Und so ähnlich funktioniert das auch. Die Wahrnehmung wird sozusagen vorgebildet und wenn jemand dann auf eine bestimmte Wahrnehmung eingestellt ist, zum Beispiel die Wahrnehmung russischer Angriffskrieg, „Russland böse“, dann fängt das Gehirn an, selbst diese Sichtweise zu verstärken, filtert gegenteilige Informationen raus. Und auf diese Weise kann man dann die Wahrnehmung ganzer Gesellschaften beeinflussen und damit auch ihr politisches Handeln. Das ist natürlich für Europa fatal, weil wenn Europa überleben möchte, als Europäische Union, als Kulturraum, aber auch als Friedensordnung, als ein Raum mit mit wirtschaftlicher Zukunft und Prosperität, dann gibt es keinen anderen Weg. Denn es ist fast schon ein Muss, dass wir diesen Konflikt diplomatisch lösen müssen, dass wir Frieden finden müssen. Aber gerade das können wir nicht, weil wir in einer falschen Wahrnehmung feststecken. Und wir versuchen in unserem Buch sozusagen die andere Geschichte zu erzählen und zu zeigen, dass man weiter in der Geschichte zurückgehen muss, dass die Dinge nicht so sind, wie sie uns präsentiert wurden. Schon die Frage des Kriegsbeginn, hat der Krieg am 24. Februar begonnen, wie es die Presse gesagt hat durch einen russischen Angriff? Oder hat der Krieg vielleicht schon am 16., 17. oder 18. Februar angefangen, als die OSZE Beobachter plötzlich eine massive Zunahme des Beschusses der unabhängigen Republiken Donezk und Lugansk beobachten konnten? Oder hat der Krieg vielleicht schon mit dem Regime Change in Kiew im Jahr 2014 oder vielleicht schon mit dem Regime Change im Jahre 2004 angefangen? Also diese Fragen sind strittig und wir müssen in die Vergangenheit zurückgehen. Wir müssen das Gewordensein dieses Konfliktes verstehen, wenn wir den Ausgang aus ihm finden möchten.
Milena Preradovic: Danach sieht es ja gerade nicht aus. Sie haben den Beginn des Krieges ja in Russland erlebt, haben dort an einer Uni gelehrt, haben einige Zeit in Russland verbracht. Wie ist das bei den Russen? Spaltet dieser Krieg die Russen oder eint er sie eher?
Dr. Hauke Ritz: Also, als der Krieg ausbrach, konnte man am Anfang sehen, die Straßen wurden etwas leerer. Alle waren etwas bedrückt. Es lag schon ein Druck auf der russischen Gesellschaft. Und das lag einfach daran, dass auch die Russen davon überrascht wurden, zum großen Teil. Und für die Russen der Gedanke auch ganz fremd war, gegen das Brudervolk der Ukraine jetzt militärisch etwas unternehmen zu müssen. Aber es gab dann mal am Anfang Befürchtungen, die Geschäfte könnten sich leeren, der Rubel könnte seinen Wert verlieren. Aber als der Rubel sich dann stabilisierte und die Geschäfte gefüllt blieben, kehrte eine Art Vertrauen zurück und man hatte so nach drei, vier Wochen das Gefühl, dass die russische Gesellschaft sich sortiert hatte. Und von da ab hatte man das Gefühl, wenn man so durch die Straßen ging oder die Menschen in der Ubahn beobachtete, dass es eine Art unausgesprochene Verabredung in der russischen Gesellschaft gab, „wir stehen das jetzt zusammen durch“. Es gab vereinzelt natürlich Leute, die überhaupt nicht einverstanden waren. Ich habe sie nie direkt getroffen, aber von ihnen gehört vereinzelt oder einmal ganz kurz getroffen. Auf jeden Fall ist das eine kleine Gruppe gewesen. Ich schätze mal, das sind nicht mehr als 10 %, vielleicht auch noch weniger. Dann gibt es eine Gruppe, die es unentschieden, die vielleicht noch mal ähnlich groß ist. Die weiß nicht genau, was sie denken soll. Und dann gibt es aber eine, mindestens 70 % der Gesellschaft, verstehen, dass Russland diesen Konflikt nicht entkommen konnte, dass er sich seit Jahren vorbereitet hat. Und es hat ja in der russischen Geschichte schon viele Angriffe aus dem Westen gegeben. Also Russland ist ein Land, das immer wieder die historische Erfahrung macht, man wird aus dem Westen angegriffen.
Dr. Hauke Ritz: Die Schweden haben versucht, nach Russland zu expandieren, die Polen, die Deutschen zweimal, im Kalten Krieg in gewisser Weise die USA, die Franzosen, Napoleon ganz wichtig. Also es gibt immer wieder diese Bewegung aus dem Zentrum Europas heraus in den russischen Raum hinein. Und Russland wird eigentlich auch immer nur aus dieser Himmelsrichtung angegriffen und man ist auch historisch darauf vorbereitet. Man weiß, das wird irgendwann wieder passieren, weil wir so rohstoffreich sind, weil es so viel Rohstoffe bei uns gibt, so viel Öl, so viel Gas, so viel Holz, so viel Metalle. Und die meisten unerschlossenen Rohstoffvorkommen der Welt liegen vielleicht in Sibirien und im russischen Polarmeer verborgen. Und da fragen sich natürlich andere Länder: „Hm, können wir das vielleicht haben?“ Und gerade eine Macht wie die USA, die sozusagen sich am Vorabend einer gewaltigen Finanzkrise befindet, die in den letzten 20 Jahren so viel Geld gedruckt hat, wie man sich gar nicht vorstellen kann, die über gewaltige Schuldenberge vor sich herschiebt, deren Rolle, deren Weltwährung, deren Währung, der Dollar, zwar jetzt noch Weltwährung ist, aber eine angezählte Weltwährung. Gerade so ein Land wie die USA können sich denken: „Hach! Wenn wir diese russischen Rohstoffvorkommen, wenn wir darauf so billig zugreifen könnten wie in den 90er Jahren, als der russische Staat kaputt war. Wenn Nawalny dort Präsident werden könnte, dann könnten wir uns vielleicht mit diesen Rohstoffvorkommen sanieren“. Dann könnte die Wall Street noch mal so richtig boomen, der Dollar wieder stark werden. Ich denke, solche Dinge spielen auch eine Rolle.
Milena Preradovic: Noch mal zu den Russen, die Sie ja kennengelernt haben. Hier werden einem die Russen eigentlich quasi als geknechtetes Volk verkauft, von Putin unterdrückt und gehorsam. Wie haben Sie die Russen erlebt?
Dr. Hauke Ritz: Ich habe die Russen als Anarchisten erlebt. Also das ist ein anarchistisches Volk. Nicht umsonst kommen berühmte Anarchisten wie Kropotkin und Bakunin aus Russland. Und das liegt ja auch in der Geografie des Landes begründet. Russland ist so groß, umfasst elf Zeitzonen, und wenn sie im 18. oder 19. Jahrhundert in Jakutsk waren oder in Nowosibirsk oder auch im europäischen Teil Russlands, auch für sich genommen schon gigantisch groß ist, dann war die Regierung immer unendlich weit weg. Moskau ist weit weg. Und das heißt für die meisten Russen spielt der Staat eine geringe Rolle. In dieser Hinsicht ist das Land vielleicht sogar so ähnlich wie die USA, die ja auch sehr groß sind. Und das heißt, die meisten Russen sind es gewohnt zu machen, was sie machen möchten. Und die Gesetze sind da, aber sie haben eine andere Bedeutung als in Deutschland. In Deutschland haben wir sozusagen ein Staatsverständnis, wo das Rechtssystem wie eine Maschine arbeitet und auch quasi automatisch arbeitet. Und man kann dem Rechtssystem auch nicht entkommen. In Russland gibt es immer eine menschliche Ebene. Okay, da ist ein Gesetz und man darf das jetzt nicht machen oder es gibt da ein Problem, aber dann muss man eben einen Weg finden, mit jemandem nett zu sprechen, Sympathien zu bekommen, irgendwie einen Weg zu finden.
Dr. Hauke Ritz: Und plötzlich ist das Gesetz nicht mehr so hinderlich, wie man vorher gedacht hat. Und die russische Gesellschaft ist sehr warm. Es ist eine sehr warme, herzliche Gesellschaft, wo sehr viel über menschliche Beziehungen funktioniert. Und man kann in Russland, wenn man die richtigen Kontakte hat und Sympathien erregt, kann man in zwei Wochen einen Job haben, für den man sich in Deutschland ein halbes Jahr hätte bewerben müssen. Und dadurch ist diese Gesellschaft sehr dynamisch, sehr schnell. Und sie funktioniert über Kontakte und das Rechtssystem spielt eine ganz andere Rolle als hier. Die Russen sind jetzt auch nicht rechtlos, es gibt Gesetze und man bemüht sich auch, einen Rechtsstaat aufzubauen. Und es gibt auch eine Art Gewaltenteilung im russischen System, Aber der Fokus liegt darauf nicht. Der Fokus liegt immer auf den menschlichen Beziehungen und auf dem Geist. Während die Amerikaner und Europäer, denen ist es sehr wichtig, dass eine Entscheidung alle formalen Kriterien eingehalten hat durch alle Kammern richtig gegangen ist, damit sie sozusagen legitim ist. Was dann dieses Gesetz sagt, ist dann schon gar nicht mehr so wichtig. Während, bei den Russen, denen ist es nicht so wichtig, wie das Gesetz entstanden ist. Aber dass es den richtigen Geist hat, das ist Ihnen wichtig.
Milena Preradovic: Also wie ist das Verhältnis zwischen Putin und der russischen Bevölkerung?
Dr. Hauke Ritz: Also man muss auch verstehen, Russland ist ein Land, das auch eine Schwäche hat, und zwar die Schwäche der politischen Kultur in Russland besteht darin, dass es keinen geordneten Macht-Transfer gibt. Das heißt also, was wir in Europa über viele Jahrhunderte perfektioniert haben, dass eine Regierung die Wahlen verliert und dann eben freiwillig abtritt und die nächste Regierung kommt. Das ist in Russland nie so glatt verlaufen. Wenn Sie sich zum Beispiel die sowjetische Periode anschauen, der Wechsel von Lenin zu Stalin, von Stalin zu Chruschtschow, von Chruschtschow zu Breschnew, dann schließlich kommt Gorbatschow nachdem es zwei sehr kurze Generalsekretäre dort gab, Andropow und Chenyenkow, glaube ich, hieß er. Ja, und jedes Mal ging sozusagen dieser Machtwechsel einher mit einer totalen Revision der Politik. Chruschtschow hält seine Rede auf dem 20. Parteitag, leitet eine Entstalinisierung ein. Es kommt zu einem, einem Art Tauwetter Periode. Dann kommt Breschnew an die Macht, alles wird wieder ein bisschen umgedreht, dann kommt Gorbatschow schließlich an die Macht, es kommt wieder einer totalen Revolution gleich, nach Gorbatschow kommt Jelzin. Jetzt wird die massive Privatisierung vorangetrieben und jeder Machtwechsel gleicht einer kleinen Revolution. Und deswegen haben die Russen Angst vor Machtwechsel. Sie denken, wenn wenn man es irgendwie vermeiden kann, dass es einen Machtwechsel gibt, dann lass es vermeiden.
Dr. Hauke Ritz: Und wenn der Präsident, der da im Amt sitzt, einigermaßen gut seine Sache macht, so eine mittlere Bewertung hat, dann sagen sie: „Lass ihn da bloß sitzen, weil sonst kommt wieder eine massive Stress-Periode auf uns zu“. Und das ist sicherlich eine Schwäche des Landes. Und man kann natürlich jetzt von westlicher Seite sagen ja, die Russen beherrschen das nicht so gut und haben das noch nicht entwickelt, diese politische Kultur eines geordneten Machtwechsel, das ist sicherlich richtig. Allerdings ist es auch schwierig für ein Land, so eine politische Kultur zu entwickeln, wenn es gleichzeitig immer versucht wird, von außen zu destabilisieren oder mit Bestechungen und Geld den politischen Prozess dort zu beeinflussen. Also damit Russland ganz demokratisch wird, müsste man auch erst mal dem Land Sicherheit bieten. Und ein Russland, das in eine Friedensordnung mit Europa integriert wäre und sicher sein könnte, dass sich kein ausländischer Geheimdienst in seine Wahlen einmischt, niemand bestochen wird, ein solches Russland könnte dann auch sich öffnen und demokratisch werden. Demokratie heißt ja in gewisser Weise auch, dass man eine Hand auf seinem Rücken festbindet und nicht alles macht, was man tun kann. Und damit man das aber tut, braucht man Sicherheit. Und die Sicherheit hatte Russland in den letzten 20 Jahren eigentlich nie.
Milena Preradovic: Da müssen wir aufpassen, nicht, dass es bis es so weit kommt, dass Russland demokratisch wird, haben wir unsere Demokratie verloren. Also da habe ich so meine Befürchtungen. Vielen Dank, Hauke Ritz, für diese Einordnungen gegen Propaganda und Gehirnwäsche. Vielen lieben Dank! Das Buch kann ich nur empfehlen, ist auch schön geschrieben.
Dr. Hauke Ritz: Vielen Dank für die Einladung. Danke, dass ich hier sein durfte.
Milena Preradovic: Tja, Leute, welchen Sinn macht es, diesen Krieg immer weiter zu eskalieren? Für uns ganz sicher überhaupt keinen. Wir verarmen und es ist ja überhaupt nicht sicher, dass dieser Krieg auch in der Ukraine bleibt. Also, was ist los in einem Europa, in dem Frieden verpönt ist und Krieg bejubelt wird? Seit wann ist Krieg wieder alternativlos? Erinnerungen an düstere Zeiten. Ich wünsch euch trotzdem eine gute. Bis bald!
Interview with Dr. Hauke Ritz (english)
Milena Preradovic: „The madman Putin invaded Ukraine from behind“. „In Ukraine our democracy is defended“. „The sanctions are bringing Putin to his knees“. So much for the ubiquitous propaganda. Whoever doubts this, whoever questions it, and whoever perhaps even looks at the developments of the last few years, is a Putin-stealer, a troll, and, of course, on the right. Just like the people who demand peace instead of weapons. In Germany and all of Europe, a strange belligerence has spread. People who were just hiding from a respiratory virus are now beating the drums for the escalation of war and even accepting the fall of their own country for it. There is no alternative. The narrative of good and evil works just like the renewed exclusion of critics. My guest says: „This war was prepared for a long time and not only by the Russians“. A conversation against brainwashing now in point Preradovic. Hello, Dr. Hauke Ritz.
Dr. Hauke Ritz: Hello Ms. Preradovic.
Milena Preradovic: Let me introduce you briefly. You are a philosopher, publicist and book author. Your dissertation „The Struggle for the Interpretation of the Modern Era. The Philosophy of History Debate in Germany from World War I to the Fall of the Berlin Wall“ was also published as a book in 2013. You deal as an author for various publications, primarily with geopolitics. And you know Russia quite well, having most recently taught at a Russian university, where you experienced the start of the Ukraine War firsthand. And now, together with the political scientist Ulrike Guerot, you have written the essay „Endspiel Europa: Warum das politische Projekt Europa gescheitert ist und wie wir wieder davon träumen können“ („Endgame Europe: Why the European political project has failed and how we can dream of it again“). This book is about Europe, about missed opportunities, but also about the war in Ukraine and its origins and about the role of Europe and the United States in this conflict. So in Ukraine, European democracy is defended, or so the mantra goes. And if Ukraine falls, then Europe falls. That’s how Ukrainian President Selenski puts it. And the old media also in our country like to repeat it. What are we to make of such sentences?
Dr. Hauke Ritz: In principle, yes, certainly. If you take the position of the U.S., so to speak, and understand the U.S. as an empire that needs to dominate a certain geographic wealth area in order to sustain itself, then that may even be true, but from a European perspective it makes little sense. Europe would be in a much better situation if we had peaceful relations with our main energy supplier, if we could cooperate, have access to the Russian market with Russia, and also have access to the Chinese market through Russia. We have a map in our book, the oldest map of Europe, and it is shown in such a way that it represents a woman, so to speak. The head is Spain, the torso is France and Germany. And we emphasize that this Europe as a person is standing quasi firmly on Russian soil and that the European continent is widening towards the East. And the idea that you could virtually cut and sever the European continent just at its widest point and virtually build a new Iron Curtain 1500 kilometers east of the old one. And that would be something good for Europe. This idea is absurd. It is, so to speak, a rape of Europe that is taking place here. Europe is tragically being divided once again in its history, after it happened already in the First World War, as a result of the Second World War, in the Cold War and now virtually for the third time. There is nothing defended that concerns European values, neither European ideas of freedom nor of civilizations at all. Nor is peace defended there, nor democracy. It would amount to the European continent becoming irrelevant in the world if this division were to manifest itself. And then the European values, which can come from the European intellectual history, can no longer have an effect in the world. So from that point of view it is actually the other way around than the press says.
Milena Preradovic: Than the propaganda says. In your book you write that the war was programmed after the failure of the Minsk Agreement of 2014, which also provided for autonomy talks between the Ukrainian government and the breakaway provinces. Why?
Dr. Hauke Ritz: Well, first of all, I think you have to explain against this background what the Minsk Agreement is and what it contained. The Minsk Agreement provided for a federal order for Ukraine. And now you have to know that Ukraine is a very disparate state, where there are regions that go absolutely in different directions ideologically. On the one hand, there is western Ukraine, which once belonged to Poland or Hungary, where people are very strongly oriented toward the European Union, are striving toward it, and are also partly Catholic. And then there is eastern Ukraine, where a majority of the population says that they are ethnic Russians, where they also speak Russian, where they feel connected to the memory of the Soviet Union, where there is also a lot of industry. And the Minsk Agreement would have allowed these different regions to develop accordingly in an autonomous status. One part turns more towards the EU, the other part turns more towards Russia and for the middle part there would have been a mixed solution and that would have been the very best thing for Ukraine economically, because of course it has the greatest economic profit if it can trade with both sides. And in this way, Ukraine would have developed into a bridge between Russia and the European Union. That would have been only good for all concerned. But this agreement failed because it was not implemented by the Ukrainian government. And our press was often told, yes, the Russians would not implement it. That was largely misinformation. It was actually the Ukrainian government that denied this very federal structure to Ukraine. Why was it denied? Because, so to speak, the lobby groups in the U.S. and in the U.K., who are behind the current Ukrainian government, wanted to transform Ukraine into a frontline state capable of permanently weakening and destabilizing Russia.
Dr. Hauke Ritz: They wanted to do something similar with Ukraine, as it were, to what they had done with Pakistan in the past. When the British lost control of India, they created, so to speak, an artificial border conflict between India and Pakistan, which led to India having a permanent geopolitical problem with its neighbor Pakistan. They did a similar thing with Taiwan. So whenever you lose control of a geopolitical competitor, you try to build a competitor, an adversary on your border. And from the point of view of the Americans and the British, Ukraine was destined for this, so to speak. That’s how it was developed, that’s how it was supported, and that increasingly became a problem for Russia. And that is why this federal structure was unacceptable for the USA. It was boycotted, and actually the Europeans should have defended it, even against the USA. Why this did not happen, I cannot say in detail now. I don’t have the insight to do that. But that is, so to speak, the reason why it came to war in the end. It must also be said that it is not possible, and this is also a law of geopolitics, for one side to constantly maximize its security, to constantly expand its territory, and the other side, conversely, to constantly lose its security, to constantly be pushed further and further into a corner. If such a situation arises, then war is indeed pre-programmed. It is, so to speak, like pushing an animal into a corner. At some point, it jumps forward. That was sort of the situation that we faced in Ukraine. And this is what many experts, myself included, have been warning about for many years, that this would happen.
Milena Preradovic: Well, what former U.S. National Security Advisor and retired Colonel Douglas McGregor has now said fits in with that. „Remember,“ and I quote, „Remember, we spent eight years building this army in Ukraine for the sole purpose of attacking Russia. That is what it was designed to do. That is why the Russians attacked.“ So the U.S. wanted this war?
Dr. Hauke Ritz: That is a very honest quote, which unfortunately is not quoted in our book now, but we have other quotes for it that say almost the same thing. We have, for example, a quote from NATO Secretary General Stoltenberg, who also admits in a somewhat softer statement that you spent eight years in an „unpresented,“ he said, in a unique, one-off way, arming Ukraine. And we also quote in our book the speech of George Friedman, who said back in 2015 that the U.S. had an interest in separating Russia from Europe, and that the only issue would be whether Ukraine would become neutral in the process or become a frontline state against Russia. There are other indications that point to this. Willy Wimmer took part in a conference in Bratislava already in 2000, where these plans were also already presented the separation of Russia from Europe, in order to ensure in this way that Europe remains in a weak position and is permanently dependent on the USA.
Milena Preradovic: But can one say that the USA wanted this war?
Dr. Hauke Ritz: Yes, one can say that to a certain extent. Whereby, of course, they used an ambiguous language, used ambiguous political strategies. But if you simply look at the armament, if you see the multitude of maneuvers that were carried out by the U.S., but also by other Anglo-Saxon countries like Canada and Great Britain in Ukraine, then it is very clear that there was a warlike intention. We actually intended to list in our book all NATO maneuvers since 2014 until 2022. But when we looked through the material, we had to abandon this idea. The book would have simply become unreadable. It would have become too many pages that only list maneuvers. Therefore, we had to limit ourselves to the last year.
Milena Preradovic: That’s exactly how many there were.
Dr. Hauke Ritz: But also the maneuvers of the last year were already so numerous that they fill several pages. And you have to say NATO’s cooperation with Ukraine was closer than NATO’s cooperation with Germany or NATO’s cooperation with Italy or countries like that. It was just such a presence of actions, of legislative changes, of communications, of promises, of military equipment that was brought there, of fortifications that were built there, military in nature. So we cite, yes, there were biological research laboratories in Ukraine that were operated by the Pentagon. While the Pentagon says yes, these labs were only there to somehow control and destroy the old Soviet stockpiles of biological weapons. But the Soviet Union collapsed 30 years ago. That work should have been done long ago, and you don’t need 46 labs to do it. And it was just not the U.S. Department of Health and Human Services that ran those labs, it was an organization connected to the Pentagon.
Milena Preradovic: What purpose could they have had then? So development of bioweapons?
Dr. Hauke Ritz: One can only speculate about that now. You are asking me something now, where I have no firm sources. However, it is known that already for 20 years the possibility has been openly discussed that it is possible to develop biological weapons tailored to a certain genotype. Because there are minor differences, so to speak, in mitochondrial structure between different populations or enzymes. We all know there are certain people who can’t process milk as well as other people can. Or there are some Asians who have difficulty metabolizing alcohol. And those minor differences, it’s really minor differences, but are potentially amenable to biological weapons. And if you do that kind of research, of course, you would have to do it on a population that is genetically very similar to the population that you want to use it to attack. And since there are Russians living in Ukraine, ethnic Russians who also have numerous relatives and marriage ties to Russia, that would be an ideal test area, so to speak. But this is just speculation. I would like to emphasize that again. For this we need even more documents, even more research.
Milena Preradovic: You said earlier that NATO cooperates more closely with Ukraine than with Germany. Can we then say that Ukraine is not yet in NATO de jure, but de facto it has been for a long time? That would also make a nonsense of these assurances, including those of Foreign Minister Baerbock, that „No, Ukraine will not join NATO.
Dr. Hauke Ritz: If you look at the high frequency of NATO maneuvers that were actually carried out in Ukraine, and in addition to that, there was a new law in Ukraine that would have greatly increased the residence status of foreign troops, that is, the residence permit for foreign troops in Ukraine, so that in the end the Russians were confronted with the fact that if the year 2022 had expired, perhaps American bases or British Canadian bases would have been permanently established in Ukraine. It is also known that at the Munich Security Conference this year, just a few days before the outbreak of the war, Mr. Selenski had already spoken about the possibility that the Budapest Memorandum might no longer be valid for Ukraine or that one would have to refrain from it.
Milena Preradovic: What does it say?
Dr. Hauke Ritz: The Budapest Memorandum states that Ukraine renounces nuclear weapons in exchange for territorial integrity. Now it is often said Yes, now the Russians have violated the territorial integrity of Ukraine, already with the annexation of Crimea. And that would already dissolve the Budapest Memorandum. But now you have to understand that when the Soviet Union dissolved in 1991, these agreements were concluded out of a spirit of friendship. Nobody in Moscow expected that Ukraine, which is seen in Russia as a kind of brother nation, which for the most part speaks the same language, has a similar past, that this country would turn, so to speak, into an anti-Russia, into a country with an anti-Russian identity. Nobody in Moscow expected that. And you can say from the Russian point of view, the Russians would argue that if that happens, then just the basis of the treaty, which has been in place since then agreements are no longer valid, so to speak.
Milena Preradovic: Why did Putin attack in February? As a reaction to the statement of Salewski at the Munich Security Conference? Or were there other incidents?
Dr. Hauke Ritz: Well, first of all, the situation was already coming to a head in the whole of the previous year 21. So in 2021, the Ukrainian President Selenski signed a decree. Decree 107, which stipulated that the Ukrainian state must use all means at its disposal to get back the breakaway republics of Donetsk, Lugansk, or even Crimea, including military means. And after signing of this decree, already from the Ukrainian side began a deployment in the border areas with Donetsk, Lugansk and Crimea. It dragged on for a long time, this deployment. The Russians, for their part, responded with a deployment. The Western press reported only about the Russian pile-up, or almost only about the Russian deployment. The fact that a Ukrainian march took place at the same time appeared sporadically, there are a few articles that mention it, but if this news does not pop up 40 or 50 times somewhere, it is usually not noticed collectively. And that one article then sort of went under, even though we quote it in our book. And there was already something announced. Then there was an exchange of letters, so the Russian Federation or the Russian government wrote letters to the American government. There were also letters sent to Mr. Scholz and Mr. Macron. Mr. Macron responded, but the other letters were a bit ridiculed in the press or not taken seriously.
Milena Preradovic: What did it say? Was that, like, the call to sit down at the table or what?
Dr. Hauke Ritz: I don’t know what it said exactly. But I assume that it was a last diplomatic attempt at a solution. And then there were also proposals from the Russian government to the American government that the NATO-Russia Act of 1997 should be adhered to again. This provided that, contrary to the promise made during the fall of the Berlin Wall, Eastern European countries could be in NATO, but that they would hardly build up any armaments or military structures. So, so to speak, a mixed solution between neutrality and NATO membership. And that was also rejected by the United States. Also, the suggestion that Ukraine should be neutral. So what, as I just said, with the NATO Russia file, referred to the Baltic states, to Poland, to all the Eastern European states that joined NATO, contrary to the actual promises after reunification. And a neutrality of Ukraine was also proposed there, which would certainly have been the best thing for Ukraine economically and also culturally. And all that was rejected. So Russia had a position in the West in the last 30 years that people were actually used to rejecting all diplomatic proposals from Russia. Russia was simply not taken seriously. There was this idea that Russia was the country that was once communist or socialist, so to speak, and that it was guilty of this and that it had now lost the Cold War and therefore had nothing to say at all. So to speak. The Cinderella of the family of nations is the scarecrow among the nations, whose diplomatic proposals must always be treated with distance.
Milena Preradovic: And now you call the Maidan Revolution of 2014, so let’s go back a few years in Ukraine, a „regime change operation“ by the U.S., so a change of government from the outside. How did that play out?
Dr. Hauke Ritz: I’d like to touch on that briefly, but just one more thing I didn’t mention now in my last point, which was a week before the war broke out, there was an increase in fighting between the Ukrainian army and the armies in Lugansk and Donetsk. And whereas before there were something like 40 explosions a day recorded, suddenly there were 1400, and these two republics went on the defensive. As a result, they were recognized by Moscow. They then sent a request for help, a military request for help to Moscow. And only then did Russia’s invasion of Ukraine take place. So that the picture is complete, I wanted to mention that as well. Then to your question, yes, that is also regarding the regime change operation in Kiev. There is often talk about a gap press, and the word gap press seems to me to be very good because propaganda today often works by simply leaving out certain things, not mentioning them. And what has been left out in all the stories, in all the reports about Ukraine is to report what is really going to happen in Kiev in 2014. It’s always presented as if it was a democratic revolution, so to speak. A pro-Western government had legitimately come to power because the previous president, Yanukovych, had rigged the elections. You have to know that today regime change operations, which great powers have always carried out, are taking place, that is well known, there are many examples, but they are taking place differently today than in the past. Let me give you an example: In the 1970s, the Americans carried out a regime change operation in Chile.
Dr. Hauke Ritz: And how did they do that? They bribed parts of the Chilean military, so to speak, bought them and used them to shoot the, in short, the Chilean government. And the whole world knew at that time that the U.S. had carried out a coup in Chile. That was openly apparent, so to speak. And that fell a little bit on the feet of the USA at that time. And at some point it was decided that in the future such regime change operations would have to be carried out more covertly. It should not be done so openly in the light of day. You have to hide it somehow. But how do you hide regime change? You hide it by giving it a lead-in. And this run-up consists of activating and exploiting existing discontent among the population, so to speak, and launching narratives in the press that lead to massive demonstrations. Rumors that say someone rigged the elections are very suitable for this. It’s possible that the elections were rigged, too; it’s possible that they’re just rumors. That’s almost not so important for the success of such a modern regime change operation, where you spark demonstrations, so to speak, through PR work, through press work, but also through activists who are on the ground, so to speak, with organizations that take up protests, institutionalize them, hold meetings, share information material, also throw symbols for the revolutions. So in the case of these regime change operations in 2014, for example, those were the color orange. That was sort of designed as a symbol of the change of power, by PR agencies, by advertising agencies. And then there were heaps of orange scarves and orange caps….
Milena Preradovic: But they already existed. There was already an orange revolution before.
Dr. Hauke Ritz: Yes, I’m sorry, that was in 2004, I was just mistaken about the dates, that was in 2004, there was already a regime change operation and in 2014 there were other symbols. But each of these revolutions or pseudo-revolutions uses symbols. Sometimes it can be flowers, rose revolution. Yes, and that’s how it was done twice in Kiev. Once in 2004, then in a relatively peaceful way. The government that came to power then, Yuschenko….
Milena Preradovic: Timoshenko.
Dr. Hauke Ritz: Tymoshenko, yes, the two of them then quarreled. One was president, the other was prime minister. And that led to the fact that this government lost power again in 2010. Then Yanukovych came to power, who had actually tried to come to power in 2004 and probably would have come to power if it hadn’t been for this intervention on the part of Western actors. And Yanukovych actually wanted a neutral Ukraine, a Ukraine that would keep its distance from Russia, keep its distance from the European Union, keep its distance from NATO, and make the best possible use of both trade relations with the East and the West, so to speak. However, the pressure from the West was so great that it was suggested to Yanukovych that he should sign an association agreement with the EU. But the problem was that there was already a free trade agreement between Ukraine and the Russian Federation and the other CIS states, successor states of the Soviet Union. And that would have meant that if Ukraine had signed this association agreement, the cheap EU goods would have come directly through Ukraine to the Russian market. The Russians then said, we can’t allow that.
Dr. Hauke Ritz: If that happens, then we have to terminate our free trade agreement with Ukraine, otherwise we cannot protect our market. And then at the last second, Yanukovych decided against the EU Association Agreement, because Ukraine also exports its high technology mainly to Russia. Until recently, Ukraine produced rocket engines. It also had a vital aircraft industry with those Antonov airplanes. But the EU did not buy these products, although the EU also has an urgent need for aircraft like the Antonov aircraft, the EU has not bought a single one of these aircraft until today as far as I know. Because the EU wanted Ukraine mainly as a supplier of cheap raw materials and cheap labor, but not as an exporter of high technology. Ukraine could only sell these in Russia and that’s why Yanukovych refused to sign the treaty, whereupon the demonstrations on the Maidan started and were kept alive for weeks by setting up tents, bringing in logistics, creating infrastructure for the protests and paying some of the demonstrators. That is also part of these professional regime change operations, that these protests are also kept alive with money.
Milena Preradovic: So Selenski is a president all alone by the grace of the USA?
Dr. Hauke Ritz: Well, if Ukraine could have developed without Western and also without Russian interference, then the political processes in Ukraine would have been different. I think we can say that with certainty.
Milena Preradovic: Putin talks about denazifying Ukraine. This has met with a lack of understanding among the German public. How do you see the role of these so-called Nazis in Ukraine?
Dr. Hauke Ritz: Well, there are neo-Nazis in every country, in Germany, in France, everywhere, certainly also in Ukraine. The point is that in Ukraine there is some support from the state for these neo-Nazi groups. And that gives them a different weight than they have in Germany or in France or elsewhere. In addition, there is a past of Ukraine, but you have to take it into account. Western Ukraine has always been a bit anti-Russian. That means that even in the Soviet Union there were resistance movements in the west of Ukraine, not in the east of Ukraine, not necessarily in the center of Ukraine, but in the far west, dreaming of a breakaway from the Soviet Union, so to speak. And when the Wehrmacht invaded, when Operation Barbarossa began, the Third Reich attacked Russia, there was a kind of cooperation between these groups, between these Ukrainian independence movements in western Ukraine and the Wehrmacht. And this cooperation was contradictory, because the Nazis started from their racial theory, and for them these Slavic resistance fighters were also, so to speak, ultimately Slavs, that is, subhumans. That’s why there was only a cautious cooperation at the beginning. The Ukrainians wanted it very much, the Nazis remained skeptical. But when the Wehrmacht became more and more on the defensive, so to speak, they began to build up a kind of guerrilla network with these forces. That is, they set up weapons depots in the forest, had, so to speak, encrypted communication codes, and after the Second World War these codes and these plans for weapons depots somehow ended up in American hands. And that means that the Americans then continued to cooperate with these forces during the Cold War, so after
Dr. Hauke Ritz: according to the idea, the enemy of my enemy, is my friend. And these groups had already been infiltrated by the National Socialist ideology. It had already taken root in their minds. And the U.S. could only help these groups from a distance and, so to speak, disregarded their ideological orientation. And these forces were still active during the entire Cold War, there was still in the early period of the Cold War until the mid-1950s a kind of civil war in Western Ukraine, which only after many years the Soviet army, the Red Army had then won. But even after that, these structures remained present as informal networks in Ukraine, continued to publish their magazines, where also again and again these remnants of this sick Nazi ideology break through. So this historical background explains why a worldview that we now see only as a historical worldview, as something we know only from history books, is even more widespread in Ukraine than it is today. These weapons were frozen during the Cold War. And now, when one then started to build up Ukraine as a frontline state against Russia, one has of course or perhaps it has come about that one has just also strengthened these networks and this ideology again. In any case, it is indisputable that there is a real neo-Nazi problem in Ukraine. There are also relevant documentaries from the BBC and Deutsche Welle. We quote both of them in our book, where this is also openly admitted.
Milena Preradovic: How has Ukraine developed since 2014 in terms of economy and democracy, because our democracy is supposed to be defended there?
Dr. Hauke Ritz: Well, you see, democracy presupposes dialogue first of all. It presupposes that the dispute does not turn into a fight, that it is based on an exchange of arguments. What we have experienced in Ukraine in the last eight years is that a whole section of the population, namely all Ukrainians who feel somehow connected to Russia, and that is at least 1/3, if not half of the country, that they no longer have a voice, so to speak, that they are partly forbidden to use their own language, that they are exposed to propaganda that they perceive as totally alien to them. And if such a culture war takes place in a country, then one cannot speak of democracy. Democracy would allow the most important question of today’s Ukraine, namely the geopolitical orientation: „Do you want to turn toward the EU, do you want to turn toward Russia? With whom does one want to trade?“ This question should be able to be discussed value-free, and at the moment it cannot be in Ukraine. And that is why it is wrong to talk about democracy.
Milena Preradovic: As far as I know, parties have now also been banned in recent years, publications have been banned.
Dr. Hauke Ritz: Yes, that is correct. We also quote that in our book. Yes, there are a lot of parties, have been banned after the outbreak of war by Selenski. Yes.
Milena Preradovic: Now we come very briefly to the role of the Europeans, because the founding motto of the EU was basically never again war. And now the EU is pushing ahead with the war as if there were no tomorrow. Why is that? Do you have a theory?
Dr. Hauke Ritz: Thank you for asking me this question. It’s very important, there are two strands to this book. One strand, which we have only talked about so far, deals with the failed peace policy towards Russia. The second strand, you could also call it the first strand, deals with the failure of the European Union. And we recall in our book the starting point of 1989, when the Berlin Wall fell. At that time, there were two promises that were in the room. One promise was that a lasting peace order could be established with Russia, that there would be a common European house from Lisbon to Vladivostok, where there could never again be anything like the First World War, the Second World War or the Cold War. And the second promise was that the EU, that Europe would unite, become more and more intertwined economically, that it would lift its state structures from the level of nation states to a higher order, but this with the proviso that this could be done within the framework of a republican order, with a vibrant, vital, democratic life and a political process that would take place in this new, enlarged European space, but which would be open-ended. And these promises to establish Europe as a republic, in order to secure in this way also the other promise of a lasting peace order also economically organizationally, both promises have been broken, and we remember in the book these two promises and lament them and say that today’s Europe not only has not kept these promises, it has betrayed them, because the European Union is not a republic, it has no vibrant democratic structures, it is not alive, it has become a technocratic, a technocratic form of organization that dictates certain political processes.
Dr. Hauke Ritz: These political processes are also not open-ended, they are often decided in advance and are just passed down. And on the other side, we have war in Europe again. And it is a horrible war. In our book we write that every day 1000 people either die or are injured in this war. Not everyone who is injured dies, But the number of injured and dead added together is about at least 1000, on many days even higher than that. And the fact that this is happening again in Europe after these two world wars, that we are once again looking at each other with a hatred as if we were once again standing in the trenches of the First World War, that is a monstrosity, an inconceivable political failure, especially if you read through the founding documents of the European Union, the joint agreements between Kohl and Gorbachev, for example, or the Charter of Paris. At that time, a Europe was envisioned that would be incapable of war, so to speak, by building an army that would only be strong in defense but weak in offense, and what we have done is the opposite. We have built armies that are strong in attack and that seek their own security at the expense of the other and in turn make the other arm and prepare for war. It is a total failure of Europe what we are currently witnessing. That is why the title „Endgame Europe“ is justified. And if we do not quickly find a way out of this misguided policy, Europe will be finished as a serious power in the world. Then the European civilization will no longer have any charisma for other continents and then it will no longer be possible to somehow assert European values in the world.
Milena Preradovic: The question is: What are European values? What is European thinking at all? One really has the impression that Europe does not think for itself. Oskar Lafontaine calls Europe a vassal of the USA, so to speak. And that’s how it appears, of course, because it basically acts against its own interests. Now also with the sanctions and runs after the USA. How does the USA see Europe? Also as a vassal state?
Dr. Hauke Ritz: Yes, formally, so to speak. If you look at it from a purely formal point of view, of course the European states are all sovereign and could actually initiate a different policy tomorrow. Where is the U.S. unbeatable? There is one area where the U.S. is simply very, very strong, and that is public relations. The U.S. has grown up with the development of Hollywood, with the development of PR techniques. And in this area, the U.S. is unbeatable. And Russia and China will probably need another 100 years before they can even compete with the USA in this area. And the U.S. also has a monopoly on digital companies, at least in the West. So Google, Microsoft, Apple, Facebook. These large Internet corporations also structure our perception of the world. They can decide which news should be widely disseminated on the Internet and which should be curbed, which we might not see at all. They siphon off all the data. That is, the relationship that Europe has with the United States is that of a blind man to his seeing-eye dog, or I don’t know how to say it. We have surrendered our ability to orient ourselves to the U.S. in that the entire information space in Europe is actually dominated by the U.S. through the digital corporations, but also through the enormous influence, through PR agencies, through news agencies. And in this way, European politics is being directed. In our book, we give the example of the Yugoslav war, which showed, after all, for the first time, that the dreams of 1989, that war could disappear permanently from Europe, were premature. And in the Yugoslav war, we remember, at that time the Serbs were sold to us as the bad guys and the Croats as the good guys. And we show in our book a scientific research. We quote it, which proves that at that time at least 157 PR agencies were engaged in influencing the perception of the war, trying to portray Serbia as the bad country, so to speak, and the other breakaway republics as the good countries. And in this way, European actions in the Yugoslav war were also massively influenced by the very professional PR work of the Americans.
Milena Preradovic: Is that why you write that the real war is one against human intelligence and intuition?
Dr. Hauke Ritz: Yes, we all know these perception filters. You look up there and either you see a vase or you see a human face. And if someone hadn’t told you, „Hey, that’s not really a face, that’s a vase,“ you might not have seen it at all for minutes. And that’s kind of how it works. The perception is pre-formed, so to speak, and if someone is then set to a certain perception, for example the perception of Russian war of aggression, „Russia evil,“ then the brain begins to reinforce even this view, filters out contrary information. And in this way, one can then influence the perception of entire societies and thus also their political actions. This is fatal for Europe, of course, because if Europe wants to survive as a European Union, as a cultural area, but also as a peaceful order, as an area with an economic future and prosperity, then there is no other way. Because it is almost a must that we have to solve this conflict diplomatically, that we have to find peace. But we can’t do just that because we are stuck in a wrong perception. And we try in our book to tell the other story, so to speak, and to show that you have to go back further in history, that things are not as they have been presented to us. Already the question of the beginning of the war, did the war begin on February 24, as the press has said by a Russian attack? Or did the war perhaps start as early as February 16, 17, or 18, when OSCE monitors suddenly observed a massive increase in shelling of the independent republics of Donetsk and Lugansk? Or did the war perhaps start as early as the regime change in Kyiv in 2014, or perhaps as early as the regime change in 2004? So these questions are debatable and we have to go back in time. We need to understand the genesis of this conflict if we want to find the exit from it.
Milena Preradovic: It doesn’t look like that right now. You experienced the beginning of the war in Russia, you taught at a university there, you spent some time in Russia. How is it with the Russians? Does this war divide the Russians or does it rather unite them?
Dr. Hauke Ritz: Well, when the war broke out, you could see at the beginning that the streets were a bit empty. Everybody was a bit depressed. There was already a pressure on Russian society. And that was simply because the Russians were also surprised by it, to a large extent. And for the Russians, the idea of having to take military action against the brother nation of Ukraine was also completely alien. But at the beginning there were fears that the stores could empty out and the ruble could lose its value. But when the ruble stabilized and the stores remained full, a kind of confidence returned, and after three or four weeks one had the feeling that Russian society had sorted itself out. And from then on, when you walked through the streets or watched people on the subway, you had the feeling that there was a kind of unspoken agreement in Russian society that „we’ll get through this together. There were isolated people, of course, who didn’t agree at all. I never met them directly, but heard from them sporadically or met them once very briefly. In any case, it was a small group. I would guess it’s no more than 10%, maybe even less. Then there’s a group that’s undecided, that’s maybe similar in size again. They don’t know exactly what to think. And then there is one, at least 70% of society, understand that Russia could not escape this conflict, that it has been preparing for years. And, after all, there have been many attacks from the West in Russian history. So Russia is a country that again and again makes the historical experience, you are attacked from the West.
Dr. Hauke Ritz: The Swedes tried to expand into Russia, the Poles, the Germans twice, in the Cold War to a certain extent the USA, the French, Napoleon very important. So there is always this movement out of the center of Europe into the Russian area. And Russia is actually always attacked only from this direction and one is also historically prepared for it. We know that this will happen again at some point because we are so rich in raw materials, because we have so many raw materials, so much oil, so much gas, so much wood, so many metals. And most of the world’s untapped raw material deposits are perhaps hidden in Siberia and in the Russian Arctic Ocean. And so, of course, other countries are wondering, „Hmm, can we maybe have that?“ And it is precisely a power like the USA, which is, so to speak, on the eve of a huge financial crisis, which has printed so much money in the last 20 years that you can’t even imagine, which is pushing huge mountains of debt in front of it, whose role, whose world currency, whose currency, the dollar, is still a world currency now, but a tarnished world currency. Just such a country as the USA can think to itself: „Hach! If we could access these Russian raw material deposits, if we could access them as cheaply as we did in the 1990s, when the Russian state was broken. If Nawalny could become president there, then maybe we could rehabilitate ourselves with these raw material deposits.“ Then Wall Street could boom again, the dollar could get strong again. I think things like that also play a role.
Milena Preradovic: Let’s go back to the Russians, whom you have met. Here, the Russians are actually sort of sold to you as a subjugated people, oppressed by Putin and obedient. How did you experience the Russians?
Dr. Hauke Ritz: I experienced the Russians as anarchists. So this is an anarchist people. It’s not for nothing that famous anarchists like Kropotkin and Bakunin came from Russia. And this is also due to the geography of the country. Russia is so big, covers eleven time zones, and if they were in Yakutsk in the 18th or 19th century, or in Novosibirsk, or even in the European part of Russia, also gigantic in itself, the government was always infinitely far away. Moscow is far away. And that means for most Russians, the government plays a minor role. In this respect, the country is perhaps even similar to the United States, which is also very large. And that means most Russians are used to doing what they want to do. And the laws are there, but they have a different meaning than in Germany. In Germany, we have an understanding of the state, so to speak, where the legal system works like a machine and also works quasi automatically. And you can’t escape the legal system either. In Russia, there is always a human level. Okay, there’s a law and you’re not allowed to do that now or there’s a problem, but then you have to find a way to talk nicely to someone, to get sympathy, to somehow find a way.
Dr. Hauke Ritz: And suddenly the law is not as much of a hindrance as you thought before. And Russian society is very warm. It’s a very warm, cordial society, where a lot works through human relationships. And in Russia, if you have the right contacts and attract sympathy, you can have a job in two weeks for which you would have had to apply for six months in Germany. And that makes this society very dynamic, very fast. And it works through contacts, and the legal system plays a completely different role than it does here. The Russians are not without rights, there are laws and efforts are being made to build a constitutional state. And there is also a kind of separation of powers in the Russian system, but the focus is not on that. The focus is always on human relations and on the spirit. Whereas the Americans and Europeans, for them it’s very important that a decision has met all the formal criteria has gone through all the chambers correctly so that it’s legitimate, so to speak. What this law then says is then already not so important. Whereas, with the Russians, it’s not so important to them how the law came into being. But that it has the right spirit, that is important to you.
Milena Preradovic: So how is the relationship between Putin and the Russian people?
Dr. Hauke Ritz: Well, you also have to understand, Russia is a country that also has a weakness, and that is the weakness of the political culture in Russia is that there is no orderly transfer of power. That is, what we have perfected in Europe over many centuries, that a government loses the elections and then just voluntarily resigns and the next government comes in. That has never gone so smoothly in Russia. If you look at the Soviet period, for example, the change from Lenin to Stalin, from Stalin to Khrushchev, from Khrushchev to Brezhnev, then finally Gorbachev comes after there were two very short secretaries general there, Andropov and Chenyenkov, I think his name was. Yes, and each time this change of power, so to speak, was accompanied by a total revision of policy. Khrushchev gives his speech at the 20th Party Congress, initiates a de-Stalinization. It comes to a, a kind of thaw period. Then Brezhnev comes to power, everything is turned around a bit again, then Gorbachev finally comes to power, it again amounts to a total revolution, after Gorbachev comes Yeltsin. Now massive privatization is going on and every change of power is like a small revolution. And that’s why Russians are afraid of changes of power. They think that if you can somehow avoid a change of power, then let it be avoided.
Dr. Hauke Ritz: And if the president, who is sitting there in office, is doing his job reasonably well, has such a medium rating, then they say, „Just let him sit there, because otherwise another massive stress period is coming our way.“ And that is certainly a weakness of the country. And of course one can say from the Western side that the Russians are not so good at this and have not yet developed this political culture of an orderly transfer of power, that is certainly true. However, it is also difficult for a country to develop such a political culture if at the same time there are always attempts to destabilize it from the outside or to influence the political process there with bribes and money. So for Russia to become completely democratic, the country would first have to be offered security. And a Russia that would be integrated into a peace order with Europe and could be sure that no foreign secret service would interfere in its elections, that no one would be bribed, such a Russia could then also open up and become democratic. In a way, democracy also means tying one hand behind your back and not doing everything you can. And in order to do that, however, you need security. And Russia has never really had security in the last 20 years.
Milena Preradovic: We have to be careful, not that by the time Russia becomes democratic, we will have lost our democracy. So I have my fears about that. Thank you very much, Hauke Ritz, for this classification against propaganda and brainwashing. Thank you very much! I can only recommend the book, it is also beautifully written.
Dr. Hauke Ritz: Thank you very much for the invitation. Thank you for having me here.
Milena Preradovic: Well, guys, what sense does it make to keep escalating this war? For us certainly none at all. We are impoverished and it is not at all sure that this war will stay in Ukraine. So what is going on in a Europe where peace is frowned upon and war is hailed? Since when is war again without alternative? Memories of dark times. I wish you a good one anyway. See you soon!
Die USA versuchen seit 150 Jahren, eine Freundschaft zwischen Deutschland und Russland zu verhindern.
Deutsche Tech – die sie nach WW2 durch Operation Paperclip in die USA geholt hatten, was sie zum World Champion machte – mit russischen Rohstoffen vereint wäre das Ende der amerikanischen Vormachtstellung.
Politologe George Friedman:
„Das Hauptinteresse der USA, für das wir immer wieder Krieg geführt haben – im ersten und zweiten Weltkrieg und auch im Kalten Krieg – waren die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland. Weil vereint sind sie die einige Macht, die uns bedrohen kann. Unser Hauptinteresse besteht darin, sicher zu stellen, dass dieser Fall nicht eintritt.!